Aschermittwoch mit "Memento mori" und spektakulärer Kunst
Die katholische Kirche verbindet den Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch traditionell mit Kunst. Entsprechende Initiativen sind etwa in der Ursulinenkirche und im Bischofshof in Linz angekündigt, im Wiener Stephansdom, in der Salzburger Kollegienkirche, ebenso im Klagenfurter Dom sowie in der Katholischen Hochschulgemeinde sowie in der Andräkirche in Graz. Grundgedanke ist jeweils, sich von bemerkenswerten, teils spektakulären Kunstwerken beim Nachdenken über grundlegende Fragen des menschlichen Lebens inspirieren und auch herausfordern zu lassen.
Unter dem Leitthema "Memento mori" ("Gedenke des Todes") werden seit rund drei Jahrzehnten Arbeiten von Kunstschaffenden während der Fastenzeit in der Linzer Ursulinenkirche ausgestellt. Erstmals bespielen heuer fünf Künstlerinnen und Künstler die Innenstadtkirche vom Dachboden bis in die Krypta: Es sind dies die Förderpreisträger des Diözesankunstvereins Linz der Jahre 2018 bis 2022, Moritz Matschke, Christel Kiesel de Miranda, Adam Ulen, Ruth Größwang und Martina Jäger. Sie widmen sich aktuellen Themen wie der Fragilität der Schöpfung, dem Umgang mit der Corona-Pandemie oder spirituellen Sehnsüchten, kündigte die Diözese Linz "nach den Jahren der pandemiebedingten Einschränkungen ein starkes Lebenszeichen herausragender junger Kunstschaffender in der Kirche" an.
Die Ausstellung in der Ursulinenkirche wird am 22. Februar nach der Aschermittwochsliturgie (19 Uhr) eröffnet, eine Preview für Medienvertreter ist am 21. Februar um 10 Uhr angekündigt; auch einige der beteiligten Künstler werden anwesend sein.
Bischofsvikar Johann Hintermaier wird beim geführten Rundgang ein weiteres, "partizipatives" Kunstprojekt und seine Entstehungsgeschichte nahebringen - ein in der Hauskapelle des Linzer Bischofshofes zu sehendes Fastentuch von Cécile Belmont. Die in der oberösterreichischen Hauptstadt lebende französische Künstlerin hatte im letzten Quartal des Vorjahres zum kollektiven Besticken eines Fastentuchs eingeladen, rund 50 Personen folgten der Einladung und schufen gemeinsam ein Bildnis des "Christus in der Rast" nach einer Skulptur aus dem 16. Jahrhundert: Zu sehen ist darauf ein sitzender Christus, der - nach der Geißelung und unmittelbar vor der Kreuzigung - völlig ermattet seinen Kopf mit dem rechten Arm auf dem Oberschenkel abstützt. Im Hintergrund zeichnet sich die Kulisse von Linz ab. Das Tuch wird während der Fastenzeit das Kreuz in der Bischofshofkapelle verhüllen. (Info: www.dkv-linz.at)
Stephansdom: Aus Kokon wird Schmetterling
Ein wandlungsfähiges Kunstwerk der slowenischen Künstlerin Eva Petric ist in der Fastenzeit im Wiener Stephansdom als Fastentuch zu sehen: "Human Cocoon" nennt die "Transmedia-Künstlerin", die den Dom bereits 2016 mit einer zweiteiligen Installation schmückte, ihre 9,5 mal 4,5 Meter große, den Hauptaltar verhüllende Puzzle-Skulptur aus einer Aluminium-Plastik-Verbindung. "Als symbolische Stammzelle schwebt der Kokon vor dem Hintergrund eines stark vergrößerten Bildes vermischter roter Blutkörperchen", heißt es in der Ankündigung der Dompfarre; die Blutkörperchen stammten von drei Individuen, - Künstlerin, Arzt/Wissenschaftler, Priester - und sollen "die Vielfalt der Menschheit und die Besonderheit jedes einzelnen Menschen verdeutlichen". Eröffnet wird "Human Cocoon" am Faschingsdienstag um 19.30 Uhr im Stephansdom.
Am Karsamstag, 8. April, verwandelt Petric diesen Kokon in ein Trio menschlicher Schmetterlinge - die Installation "Human Butterfly@ArtScienceSpirituality" wird dann bis zum 5. Juni unter der hohen Decke der Kathedrale schweben. Parallel dazu zeigt Eva Petric im Curhaus neben dem Dom auch die Ausstellung "Playing the Angel - AngelHound@Hz". Auch in der Langen Nacht der Kirchen am 2. Juni wird Petric präsent sein: Geplant ist die 20-minütige Performance "Eden RE-transplanted".
Salzburg: Segel in der Kollegienkirche
Eine Installation und Performance zum Thema Vaterunser hat die Kollegienkirche in Salzburg angekündigt. Ab dem 22. Februar ist während der ganzen Osterzeit bis zum Weißen Sonntag am 16. April die Ausstellung "Segel setzen Hoffnung" zu sehen. Die Salzburger Künstlerin Annette Neutzner nimmt dies ganz wörtlich: Sie hisst in der 58 Meter hohen Kuppel sieben zwölf Meter lange Segel. Als Thema hat die Künstlerin das Vaterunser gewählt. Dieses direkt auf Jesus zurückgehende Gebet "beinhaltet gleichsam eine Anleitung, den Menschen mit Gott, der Schöpfung und sich selbst in Einklang zu bringen", erklärte der Verwaltungsdirektor der Kirche, Christian Wallisch-Breitsching, dazu.
Die Segel entsprechen den sieben Vaterunser-Bitten. Neutzner will damit angesichts von Pandemie und Krieg sowie mit Blick auf zukünftige unsichere Zeiten Zeichen der Hoffnung geben. Ihre Installation dort, wo die Kuppel der von Johann Bernhard Fischer von Erlach erbauten Kollegienkirche in das Kirchenschiff übergeht, ist täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Am 25. März findet um 19 Uhr eine Performance nach einem Konzept des Musikers Christoph Lindenbauer statt.
"Kunst im Dom" zu Klagenfurt
In Klagenfurt ist am 22. Februar um 19 Uhr die Aschermittwochliturgie mit Diözesanbischof Josef Marketz und danach die Eröffnung der Reihe "Kunst im Dom" geplant. Heuer im Mittelpunkt: die aus Klagenfurt stammende Künstlerin Ina Loitzl, die am Mozarteum Salzburg und in Wien an der "Angewandten" bei Peter Weibel studierte und als "Artist in Residence" in Paris und München arbeitete. Sie präsentiert eine Arbeit zum Thema "LINGUA - sprachlos".
Musikalisch gestaltet wird die Feier von der Dommusik Klagenfurt unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Wasserfaller mit der "Missa brevis" von Igor Strawinsky. Der Gottesdienst wird auch via Livestream auf www.kath-kirche-kaernten.at/domklagenfurtlive übertragen.
Drei Schauplätze in Graz
Ein "Kunst-Aschermittwoch" ist auch in Graz angekündigt - und das an gleich drei Schauplätzen: Das "Kultum", die "QL-Galerie" und "AndräKunst" in der gleichnamigen Pfarrkirche laden zur Auseinandersetzung mit menschlicher Kreativität in Zeiten von Krisen. Das Programm am 22. Februar beginnt in der Ausstellung "Cinema Altera" mit einem Gespräch von Kurator Johannes Rauchenberger mit dem deutschen Hochschullehrer und Medienkünstler Thomas Henke über seine "berührend-existenziellen filmischen Porträtarbeiten" von 15 bis 17 Uhr im "Kultum". Weiter geht es um 19 Uhr in der Aschermittwochsliturgie mit Aschenkreuzauflegung in der Andräkirche, in deren Rahmen die monumentale Fastenzeit-Installation "Aschemänner" des steirischen Künstlers Wolfgang Grinschgl in Dialog mit der performativen Aufführung von Luigi Nonos letztem musikalischen Werk "Hay que caminar" gesetzt wird.
Auf je unterschiedliche Weise versuchen diese künstlerischen Projekte einen "spirituellen Umgang mit menschlicher Vergänglichkeit und der Tiefendimension menschlichen Daseins", heißt es in der Ankündigung auf der Website der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG). Grinschgls Intervention, die aktuell noch in der QL-Galerie der KHG zu sehen ist, wird während der gesamten Fastenzeit im Kirchenraum von St. Andrä sichtbar bleiben. (Info: www.kultum.at und www.khg-graz.at)
Quelle: kathpress