Polak: "Nach Prag liegen alle relevanten Themen auf dem Tisch"
Von einer durchaus gelungenen Etappe der Weltsynode spricht die Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak im Blick auf die Prager Kontinentalversammlung. Im am Donnerstag vorgestellten provisorischen Abschlussdokument seien alle relevanten Themen angeführt. "Alles liegt jetzt für die nächsten Schritte auf dem Tisch", so Polak. Sie bildete gemeinsam mit der Innsbrucker Hochschul-Rektorin und Theologin Petra Steinmair-Pösel, dem Salzburger Theologen Markus Welte und Erzbischof Franz Lackner die Österreich-Delegation. Lackner nimmt nun - mit anderen Bischöfen - auch am zweiten Teil der Versammlung bis einschließlich Sonntag teil.
Abstimmungen gab es in Prag nicht, Entscheidungen wurden auch nicht getroffen. "Das war aber von vornherein klar, ging und geht es doch in diesem Prozess darum, möglichst viele mitzunehmen und keine Gewinner oder Verlieren zu produzieren", erklärte Polak. Dass manche deshalb auch enttäuscht sind, sei verständlich. Zumindest die weitere Einübung in eine synodale Kultur sei aber in Prag durchaus gelungen, meinte die Theologin. Für so manche Vertreterinnen und Vertreter östlicher Länder seien offene Gesprächsszenarien noch weitgehend Neuland gewesen.
Verhältnis Seelsorge-Lehre klären
Alle innerkirchlichen Reformthemen seien offen angesprochen und die Weite an unterschiedlichen Positionen klar benannt worden. Sie fänden sich auch im Abschlussdokument. Für Polak liegt der Knackpunkt der unterschiedlichen Positionen in der Frage, ob Änderungen bzw. Weiterentwicklungen auf der pastoralen Ebene auch notwendigerweise Konsequenzen für das Lehramt und Kirchenrecht haben müssten. Für die einen brauche es unbedingt solche Konsequenzen, weil sie sonst um die Glaubwürdigkeit der Kirche fürchten. Die anderen würden hingegen die Gefahr sehen, dass man genau dadurch die Katholische Kirche in ihrer Kernidentität zerstören würde.
Zufrieden zeigte sich Polak damit, dass in Prag spätestens mit Mittwoch auch die Fokussierung auf innerkirchliche Themen aufgebrochen worden sei. Im Abschlussdokument komme nun auch die Sendung der Kirche in der Welt deutlich zum Ausdruck; sei es im Blick auf globale Gerechtigkeit, Armut, Migration, Klimakrise, Ökumene oder den interreligiösen Dialog.
Kein vorgefertigtes Papier
Positiv bewertete sie am Abschlussbericht auch, dass die Verantwortlichen kein vorgefertigtes Papier in der Schublade hatten, sondern tatsächlich alle Eingaben der Delegierten der 39 Bischofskonferenzen in kürzester Zeit einarbeiteten. Dass es nun noch einige Wochen dauern werde, bis ein definitives Abschlussdokument fertig ist, sei nur allzu verständlich, so die Theologin.
Der 20 Seiten lange Text wurde in Prag nur verlesen und soll in den kommenden Wochen von einem Redaktionsteam in eine endgültige Form gebracht werden. Bis dahin haben die teilnehmenden 39 Delegationen aus allen Teilen Europas Gelegenheit, Ergänzungs- und Formulierungsvorschläge zu machen.
Spannungen zwischen "konservativen" und "progressiven" Strömungen werden als solche offen benannt, ebenso die Verletzungen als Folge des Missbrauchsskandals. Enthalten sind auch divergierende Standpunkte zu Themen wie der Weihe von Frauen oder zur Inklusion von Varianten von Liebe und Sexualität, die der kirchlichen Morallehre nicht entsprechen.
Konkrete Vorschläge zur Überwindung dieser Gegensätze werden in dem Text nicht gemacht. Das Papier stellt jedoch weitgehenden Konsens darüber fest, dass die synodale Form des Beratens und Entscheidens in der Kirche weiterentwickelt werden sollte.
Quelle: kathpress