Prag: Nur vorläufiger Schluss-Text bei Europa-Etappe der Weltsynode
Die erste gesamt-europäische Versammlung der katholischen Kirche in Prag ist am Donnerstag mit der Verlesung des Entwurfs für ein Schlussdokument zu Ende gegangen. Der 20 Seiten lange Text soll in den kommenden Wochen von einem Redaktionsteam in eine endgültige Form gebracht werden. Bis dahin haben die teilnehmenden 39 Delegationen aus allen Teilen Europas Gelegenheit, Ergänzungs- und Formulierungsvorschläge zu machen.
In dem vorläufigen Entwurf, der nicht in schriftlicher Form verbreitet wurde, wurden sehr unterschiedliche Beiträge aus mehr als 40 Ländern zusammengetragen. Spannungen zwischen "konservativen" und "progressiven" Strömungen werden als solche offen benannt, ebenso die Verletzungen als Folge des Missbrauchsskandals. Enthalten sind auch divergierende Standpunkte zu Themen wie der Weihe von Frauen oder zur Inklusion von Varianten von Liebe und Sexualität, die der kirchlichen Morallehre nicht entsprechen.
Konkrete Vorschläge zur Überwindung dieser Gegensätze werden in dem Text nicht gemacht. Das Papier stellt jedoch weitgehenden Konsens darüber fest, dass die synodale Form des Beratens und Entscheidens in der Kirche weiterentwickelt werden sollte.
In Prag ist Donnerstagmittag die erste Phase der Europa-Versammlung - an ihr nahmen 200 Personen vor Ort sowie 390 Online-Delegierte teil - zu Ende gegangen. Anschließend tagen nun bis 12. Februar die 39 Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen in Europa. Österreich war in Prag durch den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, die Innsbrucker Hochschul-Rektorin und Theologin Petra Steinmair-Pösel und den Salzburger Theologen Markus Welte vertreten. Lackner nimmt nun auch am zweiten Teil der Versammlung teil.
Unterschiedliche Bewertungen
Der deutsche Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing sagte in einer ersten Reaktion auf die Verlesung des Textes im Plenum , dass es sich "um eine Bestandsaufnahme, aber noch nicht um eine Unterscheidung" handle. Die Kirche befinde sich noch nicht in einem "neuen Pfingsten", wie es das Papier behaupte. Der Schweizer Bischof Felix Gmür kritisierte den Text als zu vage und forderte eine klarere Benennung von Spannungen und Konflikten.
Auch andere Redner forderten inhaltliche Präzisierungen und Weiterentwicklungen. Mehrere Sprecher aus Osteuropa forderten eine deutlichere Betonung der dogmatischen und moraltheologischen Positionen der katholischen Kirche.
Der Vorsitzende des Rates der europäischen Bischofskonferenzen und Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grusas, erklärte, das vorläufige Papier habe trotz mancher Defizite seine persönlichen Erwartungen bei weitem übertroffen. Es zeige, dass der gemeinsame Weg Früchte trage. Der Generalrelator der Weltsynode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, sagte zu, die in Prag vorgebrachten Beiträge im Oktober in die Weltsynode in Rom einzubringen.
Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, ein gesamt-europäisches kirchliches Synodalformat künftig regelmäßig zu wiederholen. Offen blieb, ob die im Anschluss ebenfalls in Prag (bis Samstagabend) tagende Versammlung der europäischen Bischofskonferenz-Vorsitzenden einen eigenen Text vorlegen wird.
Quelle: kathpress