Wien: Kardinal Schönborn trifft junge Erwachsene aus dem Nahen Osten
Kardinal Christoph Schönborn ist am Mittwochabend in Wien im Erzbischöflichen Palais mit 20 christlichen Jugendlichen aus dem Nahen Osten zusammengetroffen. Das hat der Pro Oriente-Informationsdienst am Freitag mitgeteilt. Die jungen Frauen und Männer aus Syrien, dem Irak, Libanon, Jordanien, Palästina und Ägypten halten sich seit Sonntag auf Einladung der Stiftung Pro Oriente für eine Woche in Österreich auf. Sie gehören den unterschiedlichsten Kirchen an.
Schönborn feierte mit den Jugendlichen in der Andreaskapelle im Erzbischöflichen Palais einen Gottesdienst und ermutigte sie in seiner Predigt, sich für eine bessere Zukunft in ihren Herkunftsländern einzusetzen. Die Christinnen und Christen stellten zwar in den Ländern des Nahen Ostens nicht die Bevölkerungsmehrheit, doch dies werde, wenn sich die gegenwärtigen Trends fortsetzten, künftig auch für mehr und mehr Länder in Europa gelten, wo der Bevölkerungsanteil der Kirchenmitglieder zurückgehe. Es komme aber für die Rolle der Christinnen und Christen in der Gesellschaft nicht auf die quantitative Größe an, so der Kardinal.
Mit Blick auf das Wort Jesu vom "Salz der Erde" sagte er den jungen Menschen: "Ihr seid das Salz der Erde." Es brauche nur wenig Salz, um eine große Menge von Speisen schmackhaft zu machen. Analog sei es möglich, auch als kleine christliche Gemeinschaft, die in der Nahost-Region noch dazu über einen vielfältigen Reichtum an kirchlichen, sprachlichen und kulturellen Traditionen verfügt, durch das gemeinsame gesellschaftliche Engagement Zeugnis für das Evangelium abzulegen und die Gesellschaft zum Wohl aller Menschen mitzugestalten.
Der Kardinal erinnerte in seiner Predigt auch an die 21 koptischen Märtyrer von Libyen. Die Männer waren 2015 von IS-Terroristen vor laufender Kamera ermordet worden. Kardinal Schönborn hat die Familienangehörigen der Ermordeten 2016 persönlich in Ägypten besuchen können. Der Kardinal zeigte sich zutiefst beeindruckt vom Lebenszeugnis der Märtyrer und von der christlichen Art und Weise, wie die Hinterbliebenen damit umgingen.
Schönborn zeigte den jungen Menschen auch jenen Kelch, mit dem er fast jeden Tag in der Andreaskapelle Eucharistie feiert. Diesen hatte er im Herbst 2021 bei seinem Besuch in der syrischen Stadt Homs in der syrisch-orthodoxen Kirche geschenkt bekommen. Dabei handelte es sich um Raubgut, das ein Muslim auf dem Schwarzmarkt entdeckt, gekauft, und den Verantwortlichen der Kirche geschenkt hatte. Diese Geste könne Mut machen für ein gelingendes Zusammenleben aller Menschen im Nahen Osten, so der Kardinal.
Nahost-Christen vernetzen sich
Die Stiftung Pro Oriente veranstaltete im vergangenen Jahr im Nahen Osten sechs Jugendworkshops. Mehr als 150 junge Christinnen und Christen konnten an diesen Veranstaltungen in Ägypten, Irak, Jordanien, Libanon und Palästina teilnehmen. Einige der Teilnehmenden dieser Workshops sind nun nach Österreich gekommen, um gemeinsam weiterzuarbeiten, sich länderübergreifend auszutauschen und zu vernetzen.
Mit dabei sind Angehörige der Anglikanischen, Armenisch-apostolischen, Chaldäisch-katholischen, Griechisch-orthodoxen, Koptisch-orthodoxen, Lutherischen, Maronitisch-katholischen, Melkitisch-katholischen, Presbyterianischen, Römisch-katholischen, Syrisch-katholischen und Syrisch-orthodoxen Kirche.
Wie erleben die jungen Menschen die politische, ökonomische, gesellschaftliche und kirchliche Situation in ihren Heimatländern, was würden sie gerne ändern und wie? - Um diese Fragen ging es von Sonntag bis Dienstag bei einem Workshop im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt. Am Mittwoch besuchten die jungen Leute Wien, wo sie u.a. mit österreichischen Jugendlichen zusammentrafen, den Stephansdom besichtigten und schließlich bei Kardinal Schönborn zu Gast waren. Bis Samstag sind die jungen Frauen und Männer aufgeteilt in Kleingruppen noch in Linz, Salzburg, Wien und Graz zu Gast, bevor sie am Sonntag in ihre Heimatländer zurückreisen.
Quelle: kathpress