Papst mahnt bei großer Messe im Kongo zum Einsatz für den Frieden
Papst Franziskus hat in einer großen Freiluft-Messe in Kongos Hauptstadt Kinshasa zu Frieden in dem von Konflikten zermürbten Land aufgerufen. Vor einer unübersehbaren Menschenmenge appellierte er am Mittwoch an die Christen, "mit allen zusammenzuarbeiten, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen und die Ränke des Hasses zu zerschlagen". Christen seien dazu aufgerufen, "ein Friedensgewissen für die Welt zu sein", betonte der Papst. Dem Gottesdienst auf einem 50 Hektar großen Flugplatzgelände wohnten auch Präsident Felix Tshisekedi, Oppositionspolitiker und ranghohe Militärs bei. Die Messe, an der laut Schätzungen rund eine Million Gläubige teilnahmen, war die Hauptveranstaltung während des viertägigen Aufenthalts des Papstes in Kinshasa.
Papst Franziskus mahnte eindringlich zu Vergebung, Gemeinschaft und Einsatz für Frieden. "Es gibt kein Christentum ohne Gemeinschaft, genauso wie es keinen Frieden ohne Geschwisterlichkeit gibt", sagte der Papst; es brauche Mut für eine "Amnestie des Herzens". Jesus kenne die Wunden des Landes und leide mit ihm, spielte das Kirchenoberhaupt auch auf die blutigen Gebietskonflikte im Osten des Landes an. "Es sind brennende Wunden, die ständig von Hass und Gewalt infiziert werden", während Gerechtigkeit und Hoffnung ausblieben, sagte Franziskus.
Auch in einer von Gewalt und Krieg entmutigten Welt dürften Christen aber nicht in Resignation und Fatalismus verfallen, rief der Papst auf. Ihr Auftrag sei es vielmehr, den Frieden zu allen Menschen zu bringen. "Wir sind dazu berufen, Missionare des Friedens zu sein", sagte Franziskus. "Es bedeutet, in unseren Herzen Platz für alle zu schaffen, es bedeutet zu glauben, dass ethnische, regionale, soziale und religiöse Unterschiede nachgeordnet sind und kein Hindernis darstellen, dass die anderen Brüder und Schwestern sind."
Im Beisein der Eliten des Landes warnte der Papst von den "Fallen von Macht und Geld" und den "Verlockungen des Karrierismus, die die Gemeinschaft zersetzen". Als Mittel gegen gesellschaftliche Spaltung brauche es den "Mut, die Armen anzusehen" und sie als Mitglieder der Gemeinschaft anzunehmen. "Der Weg besteht darin, mit den Armen zu teilen. Das ist das beste Gegenmittel gegen die Versuchung, uns zu spalten und zu verweltlichen", sagte Franziskus.
In dem an Mineralien reichen Land leben nach Weltbankangaben mehr als ein Drittel der Menschen von weniger als zwei Euro am Tag; auf dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International nimmt der Kongo den 166. von 180 Plätzen ein. Präsident Tshisekedi hatte in seiner Begrüßungsrede am Dienstag ausländische Kräfte und namentlich das benachbarte Ruanda für die jahrzehntelange Gewalt mit Millionen Toten verantwortlich gemacht.
Messe in speziellem Ritus
Der Besuch des Papstes im Kongo hatte wegen gesundheitlicher Probleme von Franziskus sowie Sicherheitsbedenken mehrfach verschoben werden müssen. "Die Freude, euch zu sehen und zu treffen, ist groß: Ich habe mich nach diesem Moment gesehnt, danke, dass ihr hier seid!", wandte sich der Papst nun am Beginn seiner Predigt an die vielen Gläubigen, die ihn begeistert begrüßt hatten.
Franziskus feierte den Gottesdienst nach dem "Römischen Ritus der Messfeier für die Diözesen von Zaire", der traditionelle afrikanische Elemente wie Tanz und Prozessionen in den liturgischen Ablauf einbindet. Es ist dies der erste und einzige lateinische Ritus, der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von Rom approbiert wurde. Anstelle des Papstes, der durch ein Knieleiden weiterhin in der Beweglichkeit eingeschränkt ist, zelebrierte Kinshasas Erzbischof Kardinal Fridolin Ambongo Besungu die Eucharistiefeier.
Kardinal: "Freie und transparente" Wahlen
Der Besuch des Papstes im Kongo sei für die Menschen im Land "ein Zeichen der Ermutigung", wandte sich Kardinal Ambongo am Ende der Messe an Franziskus. Der Kongo sei belastet von einer vielfältigen Krise aus politische, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren. Trotz seiner "ungerechten" Leiden blieben die Kongolesen aber ein "Volk der Hoffnung und des Vertrauens".
Unter dem Applaus der Gläubigen sprach Ambongo auch die für Ende des Jahres geplanten Präsidentschaftswahlen an. Diese müssten "frei und transparent" durchgeführt werden, forderte der Erzbischof von Kinshasa. Wahljahre seien immer auch eine Herausforderung für das gesellschaftliche Zusammenleben, so Ambongo. Botschaft und Motto der Papstreise "Alle versöhnt in Jesus Christus" könnten in dieser Situation Hoffnung spenden.
Quelle: kathpress