Eindringliches Schreiben von Synoden-Verantwortlichen an Bischöfe
Die Verantwortlichen der vom Papst ausgerufenen Weltsynode haben einen Brandbrief an Diözesanbischöfe weltweit verschickt. In dem am Montag vom Vatikan veröffentlichten Schreiben warnen sie davor, den kommenden Beratungen "eine Tagesordnung aufzuzwingen, mit der Absicht, die Diskussion zu lenken und deren Ergebnisse zu beeinflussen". Unterzeichner des Briefes sind der Leiter des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, und der Hauptberichterstatter (Generalrelator) der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich. Sie erinnern an das Leitthema "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission" des Prozesses. So vielfältig die Erwartungen an die Synode seien, es sei "nicht die Aufgabe der Vollversammlung, alle Themen zu behandeln, über die in der Kirche debattiert wird".
In den kommenden Wochen beraten Delegierte in verschiedenen Versammlungen auf kontinentaler Ebene über die bisherigen Ergebnisse der Synode. Für Europa findet das Treffen ab 5. Februar in Prag statt. Für diese bevorstehende Phase erinnern die Synoden-Vertreter die Bischöfe an deren "gleichzeitige und untrennbare" Verantwortung sowohl für die ihnen anvertraute Ortskirche wie auch für die Gesamtkirche. In dem synodalen Arbeitsprozess sei es wichtig, einen "gemeinsamen Kurs" zu finden, "der von den Beiträgen aller ausgeht". Es könnten nicht insgeheim andere Themen eingeführt werden, "wobei die Versammlung instrumentalisiert und die Konsultation des Volkes Gottes missachtet wird".
Vor der kontinentalen Phase hatte das Synodensekretariat in der ersten, ortskirchlichen Phase lokalen Beratungen über Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung in Diözesen und kirchlichen Organisationen in aller Welt initiiert. Um möglichst viele Menschen zu beteiligen, setzte man neben verschiedenen Gesprächsformaten, diözesanen Versammlungen und anderen Impulsen vielerorts auch auf Fragebögen zur Erhebung von Anliegen und Ideen der Gläubigen. Die Ergebnisse wurden auf Ebene der nationalen Bischofskonferenzen zusammengefasst und flossen in ein im Herbst veröffentlichtes Arbeitspapier für die kontinentalen Versammlungen (DKE) mit dem Titel "Mach den Raum deines Zeltes weit". Auf dessen Grundlage finden die kommenden Beratungen statt.
Kontinental-Treffen ermitteln Prioritäten
Die Themen dieses Dokuments "stellen nicht die Tagesordnung der nächsten Versammlung der Bischofssynode dar, sondern geben getreu wieder, was sich aus den Synthesen ergibt", betonen die Kardinäle Grech und Hollerich nun in ihrem Brief. Die im Arbeitspapier enthaltenen Themen erlaubten "einen Blick auf das Bild einer Kirche, die lernt, den Heiligen Geist anzuhören, indem sie einander zuhören", so die beiden Synodenverantwortlichen. "Es wird die Aufgabe der Kontinentalen Versammlungen sein, anhand der Resonanz, die die Lektüre der DKE in jeder Ortskirche bewirkt haben wird, zu ermitteln, welche Prioritäten, wiederkehrende Themen und Handlungsaufforderungen man mit den Ortskirchen in der ganzen Welt austauschen und bei der ersten Sitzung der Synodenversammlung im Oktober 2023 diskutiert werden können", halten die beiden Kardinäle fest.
In der ersten Phase der Synode habe jeder seinen Teil geleistet und die Rolle und den Beitrag der anderen respektiert, heißt es weiter. Nun sei es wichtig, "diesen Weg voranzugehen und die Synodalität nicht nur als Methode zu verstehen, sondern sie als Form der Kirche und als Stil zur Erfüllung des gemeinsamen Auftrags der Evangelisierung zu übernehmen".
Aufruf: "Gemeinsam gehen"
Man vertraue dabei darauf, so Grech und Hollerich, dass in den kontinentalen Versammlungen die Stimme der Ortskirchen und der nationalen Bischofskonferenzen "wieder und mit noch größerer Kraft erklingen". Es gelte zu wachsen, "in einem synodalen Stil der Kirche", fügen die Kardinäle hinzu: "Wie könnten wir uns andererseits mit konkreten, oft spaltenden Fragen befassen, ohne zuvor die große Frage beantwortet zu haben, die die Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschäftigt: 'Kirche, was sagst du über dich selbst?'"
Grech und Hollerich rufen die Bischöfe auf, sich um Einheit innerhalb der Kirche zu bemühen: "Was gibt es Besseres als 'gemeinsam zu gehen', in der Gewissheit, dass 'der Weg der Synodalität jener Weg ist, den Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet'?", zitieren sie abschließend aus einer Ansprache von Papst Franziskus an die Bischofssynode.
Quelle: kathpress