Katholische Weltsynode - Beratungen auf allen Kontinenten
Prag, Bangkok, Addis Abeba, Bogota: Diese Metropolen zählen in den kommenden Wochen zu den zentralen Schauplätzen des von im Oktober 2021 Papst Franziskus eröffneten weltweiten synodalen Prozesses der katholischen Kirche. Der zunächst auf zwei, mittlerweile auf drei Jahre angelegte mehrstufigen Dialog befindet sich in der sogenannten kontinentalen Phase. Nach den lokalen und ortskirchlichen Beratungen in Diözesen und Gemeinschaften weltweit stehen bis Ende März sieben kontinentale Kirchenversammlungen auf dem Programm, bevor es in die abschließenden Beratungen auf Ebene der Weltkirche geht.
In der Weltsynode zur Synodalität soll die vor allem einen anderen Umgangsstil einüben. Dies drückt auch der offizielle Titel "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission" aus. Dabei geht es zunächst darum, einander und anderen genauer zuzuhören. So soll die Kirche nach Wunsch des Papstes besser erkennen, welchen Herausforderungen sie sich stellen muss und wie sie - Gottes Willen entsprechend - damit umgeht. Inhaltliche Themen und einzelne Reformvorschläge ergeben sich im Laufe des Prozesses.
"Synodalität als Form, als Stil und als Struktur der Kirche durchdeklinieren": Darauf sind laut dem am Beginn des Prozesses von Rom ausgegebenen Leitfaden die Hauptziele der Weltsynode ausgerichtet. Statt um parlamentsartige Abstimmungen gehe es um sorgfältiges Aufeinander-Hören, mutige Visionen, Gebet, Besinnung, Austausch.
Herbst 2021 und Frühjahr 2022 standen im Zeichen der lokalen Konsultationen über Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung in Diözesen und kirchlichen Organisationen in aller Welt. Um möglichst viele Menschen zu beteiligen, setzte man neben verschiedenen Gesprächsformaten, diözesanen Versammlungen und anderen Impulsen vielerorts auch auf Fragebögen zur Erhebung von Anliegen und Ideen der Gläubigen. Auch aus Österreich gingen die Ergebnisse, gebündelt in eine nationale Zusammenfassung, im Sommer 2022 an das Synodensekretariat in Rom.
Auf Basis der Einreichungen aus aller Welt erarbeitete eine Gruppe von 50 Fachleuten ein Arbeitsdokument für die aktuelle kontinentale Phase der Synode. Unter dem Titel "Mach den Raum deines Zeltes weit" (Jesaja 54,2) fasst das im Oktober 2022 vom Vatikan veröffentlichte Papier auf 45 Seiten Sorgen und Nöte in katholischen Diözesen weltweit zusammen. Dabei stehen vor allem besseres gegenseitiges Zuhören und Beteiligung aller im Fokus. Hervorgehoben werden Frauen, gesellschaftliche Randgruppen und Minderheiten.
Europa trifft sich in Prag
Nächster Schritt sind nun kontinentale Versammlungen: So kommen ab 5. Februar Bischöfe und Delegierte aus der katholischen Kirche in Europa eine Woche lang in der tschechischen Hauptstadt Prag zusammen. Die Asien-Versammlung tagt von 24. bis 27. Februar im thailändischen Bangkok. Schon zuvor treffen sich Vertreter der katholischen Ostkirchen von 12. bis 18. Februar in Beirut im Libanon; Ozeanien tagt bereits von 5. bis 9. Februar in Suva auf den Fidschi-Inseln. Im März folgen dann die Kontinentalversammlungen von Afrika im äthiopischen Addis Abeba in Äthiopien (1.-6.3.) und von Südamerika in Bogota in Kolumbien (17.-23.3.). In Nordamerika fanden im Jänner zehn regionale Online-Versammlungen statt.
Zum Ziel der kontinentalen Etappe gehört der Blick auf die verschiedenen kirchlichen Realitäten ebenso wie das Sammeln von Reaktionen aus den Ortskirchen auf das erste Arbeitsdokument, erklärte der Generalsekretär der Internationale Theologenkommission, Piero Coda, in einem Radio-Vatikan-Interview. "Die verschiedenen Kirchen können so sagen, ob sie sich in der Synthese wiedererkennen." Zweites Ziel sei, die bereits erfolgte geistliche Unterscheidung auch auf kontinentaler Ebene durchzuführen und die Wege der Ortskirchen einer Region zusammenzuführen und an die universelle Ebene weiterzureichen.
Alle sieben Kontinentalversammlungen - Afrika, Ozeanien, Asien, Europa, Süd- und Nordamerika sowie die Ostkirchen - erstellen entsprechend bis Ende März 2023 je ein eigenes Dokument über ihre Beratungen, das an das römische Synodensekretariat geht. Diese sieben Texte wiederum fließen in ein zweites Arbeitsdokument der Weltsynode ein, das im Juni 2023 erscheinen soll. Auf dessen Grundlage berät dann die Weltbischofs-Synode vom 4. bis 29. Oktober 2023 erstmals und 2024 erneut über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses.
"Weggemeinschaft"
Der griechische Begriff "Synode" bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.
Die Bischofssynode ist ein ständiges Beratungsinstrument des Papstes. An deren Vollversammlung - oft kurz nur mit Synode bezeichnet - nehmen etwa alle drei Jahre Delegierte nationaler und regionaler Bischofskonferenzen teil sowie vom Papst ernannte Bischöfe und Ordensleiter.
Die Beratungsergebnisse werden in aller Regel als Schlussdokument dem Papst vorgelegt. Daraus kann er ein sogenanntes Nachsynodales Schreiben verfassen. Papst Franziskus hat die Vor- und Nachbereitung der Vollversammlungen deutlich ausgeweitet, um mehr Kirchenmitglieder daran zu beteiligen.
(Offizielle Website: www.synod.va; Österreich-Seite zur Weltsynode: https://www.katholisch.at/synode; Arbeitsdokument für kontinentale Versammlungen: https://www.synod.va/content/dam/synod/common/phases/continental-stage/dcs/20221110_DEU_DTC-FINAL.pdf)
Quelle: kathpress