Caritas: Mehr Kinder denn je auf humanitäre Hilfe angewiesen
Aufgrund von Kriegen und multiplen Krisen sind aktuell mehr Kinder denn je auf humanitäre Hilfe angewiesen. "Es ist ein trauriger Rekord", betonte Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich, in einer Aussendung am Dienstag. Demnach sind derzeit 110 Millionen Kinder weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen. "Der Krieg in der Ukraine, die Zunahme von Konflikten und die Klimakrise verschärfen die Situation nach der Corona-Pandemie nochmals enorm. Millionen Kinder sind in einer extremen Notlage", so Landau.
Kinder, die in Kriegs- oder Konfliktgebieten oder auf der Flucht aufwachsen, sind nicht nur enormen Gefahren ausgesetzt, sondern in allen Lebensbereichen massiv benachteiligt, betonte die Caritas. In der Ukraine sei besonders für junge Menschen seit dem Beginn des Kriegs "nichts mehr wie es einmal war", so Landau. "Viele Kinder, die in umkämpften Gebieten gefangen sind, haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung und humanitärer Hilfe. Sie leben durch den Krieg in Armut und Isolation: In Kellern, ohne Toiletten, ohne Licht, ohne Wasser."
Viele Familien versuchen die Konfliktgebiete schnell zu verlassen. "Häufig sind es Mütter oder ältere Menschen, die mit ihren Kindern fliehen", berichtete der Caritas-Präsident. So würden viele Frauen von einem auf den anderen Tag alleinerziehend und sind mit der Herausforderung konfrontiert, Wohnung und Einkommen zu schaffen, eine neue Sprache zu lernen und müssten zudem einen Umgang mit der emotional schwierigen Situation finden.
Bereits mehr als fünf Millionen ukrainische Kinder haben im letzten Jahr ihr Zuhause verlassen, berichtete die Caritas. Die Trennung von wichtigen Bezugs- und Vertrauenspersonen löst oft ein Trauma aus, das große Auswirkungen auf die körperliche, emotionale, moralische, kognitive und soziale Entwicklung eines Kindes haben kann. Landau: "Kinder verlieren durch Krieg, Gewaltkonflikte und Flucht mit einem Schlag ihre Kindheit." Das hinterlasse tiefe Spuren und erschwere gleichzeitig die Chance auf eine gute Zukunft.
Bildung gibt Hoffnung
Auf die Wichtigkeit von Bildung in Krisen- und Fluchtsituationen machte der Caritas-Generalsekretär für Auslandshilfe, Andreas Knapp, aufmerksam. "Wir sehen, dass Bildungsangebote Kindern in humanitären Notsituationen Tagesstrukturen schaffen." Das gebe den Kindern ein wenig "Normalität" und vermittle ein Gefühl der Hoffnung. Es sei jedoch Fakt, dass die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen ohne Zugang zu Bildung in Krisenregionen leben, so Knapp.
Auch in der Ukraine kann aktuell nur die Hälfte der Schulen den Präsenz-Unterricht aufrechterhalten. 44 Prozent der Schülerinnen und Schüler werden nur online betreut, was durch den Winter und häufige Stromausfälle zusätzlich erschwert werde. Für geflüchtete Kinder sei die Situation noch schwieriger. "Die Auswirkungen eines fehlenden Bildungszugangs sind gravierend", so Knapp, gerade deshalb gelte es, "alles daranzusetzen, jedem Kind Zugang zu Bildung zu ermöglichen".
Die Caritas leistet humanitäre Hilfe in akuten Kriegs- und Katastrophengebieten. Das gelte auch für die Ukraine, wo die Hilfsorganisation seit dem Beginn des Kriegs in der Nothilfe aktiv ist. Besonders für Kinder und ihre Eltern würde u.a. in Kinderzentren psychologische Hilfe geleistet. "Wir müssen alles dafür tun, dass Kinder und Jugendliche in aktuellen Krisen und Konflikten zu keiner verlorenen Generation werden", appellierte Landau. (Spenden: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Kinder in Not; oder online: www.caritas.at/helfen)
Quelle: kathpress