Neues Buch nimmt Debatte um Kreuz im öffentlichen Raum auf
Mit dem kürzlich erschienen Buch "Das Kreuz" nehmen zwei Salzburger Professoren der Katholisch-Theologischen Fakultät und eine Professorin der Universität Mozarteum die Debatte um "ein christliches Symbol" im öffentlichen Raum auf. Der Dogmatiker Alois Halbmayr, Alexander Zerfaß, Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie, und Ulrike Lienbacher, Professorin für Bildhauerei, geben zudem einem realisierten Kunstprojekt und einer Ringvorlesung aus dem Jahr 2019 Raum. "Wir müssen uns immer wieder neu vergewissern, wofür steht das Kreuz, was ist seine Bedeutung, warum ist es wichtig und welche Botschaft verbindet sich mit ihm", erklärte Prof. Halbmayr im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress am Dienstag. Diese Fragen müsse jede Generation für sich neu stellen.
Das Kreuz sei als eines der zentralen Symbole des Christentums von großer Bedeutung und es habe mehrere Bedeutungsebenen. In der öffentlichen Debatte sei zu bemerken, dass Menschen ganz Unterschiedliches damit verbinden. Für die einen stehe es für Machtmissbrauch und Unterdrückung. Für Prof. Halbmayr ist das Kreuz hingegen ein Symbol für "die definitive und endgültige Zuwendung Gottes an die Menschheit" und dafür, "dass es nichts gibt, was von Gott nicht umgedreht und neu gemacht werden kann, auch nicht das Brutalste, nämlich die tödliche Gewalt: Auch die kann Gott transformieren".
Im neuen Buch wird das Kreuz von unterschiedlichen gesellschaftlichen Perspektiven beleuchtet, etwa aus religionswissenschaftlichem, kunsthistorischem, biblischem, systematischem oder liturgiewissenschaftlichem Blickwinkel. Auch die Frage, ob ein Kreuz im öffentlichen Raum Platz hat, wird verhandelt und mit einem Ja beantwortet worden. "Man sieht: Die eine Bedeutung gibt es nicht", so das Fazit der Herausgebenden. Es gelte, sich dessen bewusst zu sein, dass sich die Bedeutung mit der Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert, "weil es auch viele Menschen gibt, die das schrecklich finden, dass auf diesem Symbol ein gemarterter Mensch, der unschuldig zu Tode gebracht wurde, so ausgestellt wird".
In der künstlerischen Darstellung von Jesus am Kreuz sieht der katholische Dogmatiker Halbmayr keinen Widerspruch zum Gebot, sich kein Bild von Gott zu machen: "Wir machen uns immer ein Bild von Gott, sonst könnten wir nicht über ihn reden. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass die Bilder nur Bilder sind, die auf etwas hinweisen, aber nicht das Göttliche selbst sind", betonte er. Auch diese Bilder seien als Symbole zu betrachten. Zudem werde bei der Kreuzigung ein vorwiegend irdisches Geschehen gezeigt.
Diskurssymbol
Anlass für die Publikation war ein zweijähriger künstlerischer Prozess, in dem Studierende der Universität Mozarteum eingeladen waren, im Rahmen eines Wettbewerbs Entwürfe für ein neu gestaltetes Kreuz im repräsentativen Hörsaal 101 der Theologischen Fakultät zu erarbeiten. Das alte, große, dunkle, "düstere" Holzkruzifix sei ein "Machtsymbol" gewesen, so Halbmayr, damals Dekan der Fakultät. Das aus acht Entwürfen realisierte Projekt "Absenz - Präsenz" von Paulina Krasser soll zum Nachdenken und zur Diskussion anregen: Das alte Kreuz ist als Negativabdruck auf weißem Kunststoff weiterhin präsent. Das Siegerprojekt ziert auch den Buchumschlag.
Die Publikation über eine zentrale Frage des Christentums versteht sich als ein Beitrag zum 400-Jahr-Jubiläum der Paris Lodron Universität Salzburg, schreiben die Herausgebenden im Vorwort. Die Theologische Fakultät stelle die Kontinuität dieser Universität über all die Jahrhunderte dar. Ihr bleibender Anspruch sei es, "die Botschaft des Evangeliums immer wieder neu zu reflektieren und im Lichte gegenwärtiger Erfahrungen und Fragen für unsere Zeit zur Sprache zu bringen". Dieses Buch wolle dazu einen Beitrag leisten.
Alois Halbmayr, Ulrike Lienbacher, Alexander Zerfaß (Hg): "Das Kreuz. Erkundigungen über ein christliches Symbol." Tyrolia Verlag 2022
Quelle: kathpress