Zufallsfund wirft Licht auf St. Florianer Komponisten Franz X. Müller
Was ließ den Chorherren des Stiftes St. Florian und Domkapellmeister Franz Xaver Müller (1870-1948) vom "Fleischhackerfranzl" aus der kleinen oberösterreichischen Marktgemeinde Dimbach zum enthusiastisch gefeierten Komponisten werden? Profunde Antworten darauf ermöglicht ein Zufallsfund auf einem Dachboden, der jahrelang unbeachtete 450 Briefe und Postkarten sowie rund 100 Fotos und etwa 80 Dokumente des Ordensmannes und Musikers zutage brachte. Die Materialien waren in unzähligen Schachteln und Kisten in einem Privathaus in Bad Kreuzen gelagert und wurden vom Museumsfachmann und Heimatforscher Christoph Lettner in mehrmonatiger Arbeit gesichtet und geordnet, wie er Kathpress berichtete.
Der Fund ergänzt eine 1970 erschienene, vom Musikprofessor am bischöflichen Oberstufenrealgymnasium in Linz, Josef Mayr-Kern, herausgegebene Biographie, die vor allem das musikalische Schaffen Müllers und auch sein Verhältnis zu Anton Bruckner und Johann Nepomuk David thematisiert. "Die neu aufgetauchten Unterlagen zeigen in erster Linie den Menschen Franz Xaver Müller, sein Leben im Umfeld der politisch sich rasch ändernden Welt des ausgehenden 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts", wie Lettner mitteilte. Müller schrieb etwa über seine Freude über die erfolgreiche Aufführung seines Hauptwerks "Der heilige Augustinus" 1930 im voll besetzten Stephansdom unter Ehrenschutz des damaligen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas. Er beklagte aber auch mehrfach seinen labilen Gesundheitszustand und die Sorge über Priesterkollegen, die Opfer des nationalsozialistischen Antiklerikalismus wurden.
Noch während Lettner die Hinterlassenschaft aufarbeitete, einigte er sich mit Verantwortlichen der Gemeinde Dimbach, dass der Mensch und Künstler Franz Xaver Müller der Öffentlichkeit neu zugänglich gemacht werden soll: Man vereinbarte, den Dachbodenfund in Form einer szenischen Lesung mit Bildern und Musikbeispielen zu präsentieren. Christoph Lettner fungiert dabei selbst als Erzähler, die Schauspieler Christian Hochgatterer und Melanie Janz lesen Müllers Briefe und jene von Adressaten. Aufgeführt wird dies am 75. Todestag des Dimbacher Ehrenbürgers am Samstag, 4. Februar, ab 19 Uhr im Franz-Xaver-Müller-Haus im Geburtsort des Komponisten. (Info: https://www.dimbach.at/Franz_Xaver_Mueller_-_privat)
Der 1870 geborene Franz Xaver Müller sang bereits mit neun Jahren im Kirchenchor mit, ab 1880 war er Sängerknabe im Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, wo er Instrumental- und Gesangsunterricht erhielt und Anton Bruckner kennenlernte. 1890 trat er in den Orden ein, legte 1894 seine Profess ab und wurde 1895 zum Priester geweiht. 1904 wurde Müller Stiftsorganist, von 1922 bis 1938 unterrichtete er Musik an der Bischöflichen Lehrerbildungsanstalt und an der Schule der Kreuzschwestern in Linz. 1924 wurde Müller zum Domkapellmeister von Linz berufen, ein Amt, das er bis 1943 - fünf Jahre vor seinem Tod - innehatte. Zu seinen von Bruckner inspirierten Werken zählen neben einer Symphonie und dem Oratorium über Augustinus u.a. sechs lateinische und vier deutsche Messen sowie das 1947 komponierte "Requiem für mein Begräbnis".
Quelle: Kathpress