Lackner nach Kirchenaustritten: Mehr auf Notleidende zugehen
Eine Konsequenz der zuletzt auch in der Erzdiözese Salzburg hohen Kirchenaustrittszahlen soll laut Erzbischof Franz Lackner sein, dass die katholische Kirche mehr in der Gesellschaft präsent sein "und auf Notleidende zugehen" werde. Gegenüber der "Kronen Zeitung" (Montag) sagte er im Blick auf die 7.403 Katholiken, die in der Erzdiözese der Kirche den Rücken kehrten, diese Zahlen seien "alarmierend" und dürften nicht einfach zur Kenntnis genommen werden. Lackner möchte verstärkt das Gespräch mit den Menschen suchen und "in die Ursachenforschung gehen und nach dem Warum fragen".
Als einen wesentlichen Beweggrund für Austritte nannte der Erzbischof die Pandemie, die mit sinkenden Gottesdienstbesuchen verbunden gewesen sei, sowie die Frage nach der Impfpflicht. "Wir als Erzdiözese haben nie für die Impfpflicht, sondern immer für die Freiwilligkeit plädiert", erklärte Lackner. Dies zu vermitteln, sei aber offenbar nur unzureichend gelungen.
Laut "Kronen Zeitung" geben die ehemaligen Katholiken in Salzburg nicht nur den zu zahlenden Kirchenbeitrag als Austrittsgrund an, der aufgrund der Teuerungen mehr und mehr ins Gewicht falle, sondern auch die zunehmende Säkularisierung und Entfremdung von der Kirche.
"Mehr und mehr ein Randphänomen"
Ein Bündel von Gründen sieht er Salzburger Theologe Alois Halbmayr. Im Interview mit der "Kronen Zeitung" sah er neben der Pandemie mit all ihren Folgeerscheinungen und der Teuerungswelle auch "interne Faktoren" als Entfremdungsmotive: "die sexuellen Missbräuche, die anhaltende Reformunfähigkeit der Kirchenleitungen, der nach wie vor gegebene Ausschluss der Frauen, fragwürdige moralische Positionen". Die katholische Kirche stecke seit Jahrzehnten in einem Reformstau fest, beklagte der Dogmatiker an der Universität Salzburg. Dazu komme die voranschreitende Säkularisierung. "Das Interesse an Religion sinkt seit Jahrzehnten, gerade in ihrer institutionalisierten Form", wies Halbmayr hin.
Die Kirche habe viel an Glaubwürdigkeit verloren. Darüber gerate oft aus dem Blick, wie viel Gutes in den und durch die Kirchen geschieht. "Wenn die derzeitige Entwicklung so weitergeht, und nichts deutet darauf hin, dass sich das ändern würde, dann liegt es auf der Hand, dass auch die Bedeutung des christlichen Glaubens zurückgehen wird", meinte der Theologe. Dieser werde "mehr und mehr zu einem Randphänomen".
Quelle: Kathpress