Scheuer: Kirche hat Auftrag, nah bei den Menschen zu sein
Auch wenn die Mittel weniger werden, wird die Kirche auch weiterhin ihrem Auftrag, nah bei den Menschen zu sein, gerecht werden. Das hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer am Mittwoch in einer Aussendung betont. Die Katholische Kirche in Oberösterreich "will und kann durch die Solidarität zahlreicher Menschen in vielerlei Hinsicht Hilfe anbieten, um das Nötigste an materieller und immaterieller Unterstützung zu ermöglichen", so der Bischof. Er äußerte sich anlässlich der Veröffentlichung der aktuellen Kirchenzahlen.
Die Diözese Linz gab am Mittwoch ihre aktuellen Kirchenzahlen bekannt. Die Katholische Kirche in Oberösterreich hatte zum Stichtag 31. Dezember 2022 insgesamt 898.064 Katholiken und Katholikinnen (2021: 914.916 Katholiken). Im Jahr 2022 traten in Oberösterreich 16.505 Personen aus der Kirche aus (2021: 12.865). 776 Personen traten 2022 wieder oder neu in die Kirche ein, 146 Personen haben ihre Austrittserklärung in Antwort auf einen Brief von Bischof Scheuer widerrufen.
"Natürlich schmerzen die hohen Austrittszahlen und geben uns zu denken", so Bischof Scheuer wörtlich. Die Gründe für einen Kirchenaustritt seien vielschichtig und würden sowohl gesellschaftliche als auch kirchliche Problemstellungen betreffen. 2022 seien wohl auch die massiven Teuerungen bei den Lebenshaltungskosten ein letzter Anlass dazu gewesen, die Gemeinschaft der Kirche offiziell zu verlassen.
Scheuer: "Jeder Kirchenaustritt ist mit einer Geschichte verbunden, die ursprünglich einmal mit der Taufe begonnen hat. In den unterschiedlichen Lebensentwürfen gibt es dann eine unterschiedliche Intensität des Glaubens bzw. des Kirchenbezugs." Im Hintergrund einer Entscheidung für die Erklärung des Kirchenaustritts stünden mitunter Ärger, Entfremdung und Kränkungen, mitunter aber auch Enttäuschung über kirchliche Entwicklungen oder Gleichgültigkeit. Viele hätten oft nur wenige, eher punktuelle Berührungspunkte mit der Kirche, etwa bei volkskirchlichen Festen oder den familiären Feiern von Taufe, Erstkommunion, Firmung, Trauung oder Begräbnis. Scheuer: "Wenn diese Begegnungen als positiv wahrgenommen werden, kann dies den Bezug zur Kirche und ihren Gemeinschaften stärken. Bei anderen ist die Distanz so groß, dass sie die Gemeinschaft ohne persönlichen Kontakt verlassen."
Der Bischof verwies auf die vielfältigen Aufgaben und Handlungsfelder der Kirche: "Es geht da um die unmittelbare finanzielle Nothilfe genauso wie um Beratung, Begleitung und Seelsorge. Konkret zählen dazu die vielen Handlungsfelder der Caritas der Diözese Linz. Es zählt dazu das flächendeckende regionale Netz der Pfarren mit ihrem hohen ehrenamtlichen Engagement in Kultur und Bildung sowie der konkreten Seelsorge vor Ort, oder auch die Seelsorge an besonderen Orten wie in Krankenhäusern und Seniorenheimen, in Betrieben, Jugendzentren, Gefängnissen." Dazu gehörten Hilfsangebote der Katholischen Aktion und für alle offene Angebote wie die TelefonSeelsorge, weitere Beratungsstellen oder der kirchliche Einsatz für Arbeit suchende Menschen. Auch die Ordensgemeinschaften mit ihren vielfältigen sozialen, humanitären und kulturellen Initiativen seien weitere wichtige kirchliche Akteure auf der sozialen Landkarte Oberösterreichs, so der Bischof.
Er danke allen, so Bischof Scheuer, "die als sich als Mitglieder zur katholischen Kirche bekennen und Kirche aktiv mitgestalten - als haupt- bzw. ehrenamtlich Engagierte, als Mitfeiernde oder als finanzielle Unterstützerinnen und Unterstützer." Und er würde sich freuen, so der Bischof, "wenn Menschen, die sich von der Kirche - aus welchem Grund immer - entfremdet haben, wieder punktuelle Bezugspunkte finden, bei denen sie neu andocken können und eine Form der Zugehörigkeit als sinnvoll erleben".
Quelle: kathpress