Bischof Chalupka: Müssen miteinander ins Handeln kommen
Vermehrt auf junge Menschen hören - dazu hat der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in seiner Neujahrsansprache im ORF-Fernsehen aufgerufen. "Es zeichnet die Weisheit des Alters aus, wahrzunehmen, dass es Zeit ist, den Jungen Gehör zu schenken", sagte Chalupka am Abend des Neujahrstages in seinem auf ORF 2 übertragenen "Wort zum neuen Jahr". Es gelte, junge Menschen "an Entscheidungen, die sie am stärksten betreffen werden, mehr zu beteiligen", forderte Chalupka laut evangelischem Pressedienst epdÖ. Eindringlich appellierte er, gemeinsam und miteinander generationenübergreifend ins Handeln zu kommen.
Die Evangelische Kirche in Österreich hatte das vergangene Jahr angesichts der Klimakatastrophe unter das Vorzeichen der Bewahrung der Schöpfung gestellt. Im Zuge dessen hatte der Bischof regelmäßig Schulen besucht, um auf junge Menschen zu hören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. "Diese Gespräche haben mich ermutigt, von den Jungen zu lernen", sagte Chalupka nun.
Erstaunt habe ihn dabei, "wie wenig Wut ich gespürt habe", hielt der lutherische Bischof fest. "Es gab keine Schuldzuweisung an die ältere Generation, die ja den Zustand der Welt zu verantworten hat." Für Wut sei keine Zeit, vielmehr müsse die Energie genutzt werden, um gemeinsam Maßnahmen für den Klimaschutz zu setzen, gab Chalupka den Tenor der Schülerinnen und Schüler wieder.
Im Zuge der Begegnungen habe er auch festgestellt, dass junge Menschen nicht nur Expertinnen und Experten ihrer eigenen Zukunft, sondern auch der Gegenwart seien, "mit mehr Gegenwartskompetenz und einem aktuelleren Erfahrungswissen", so Chalupka weiter: "Welche Eltern haben das nicht schon selbst erlebt, dass ihnen ihre Kinder das Internet oder den Klimaschutz erklären?"
"Für uns als Christinnen und Christen sollte dieser Gedanke nicht neu sein", bemerkte der Bischof in seiner Neujahrsansprache und verwies auf die Bibelstelle, die vom zwölfjährigen Jesus im Tempel in Jerusalem berichtet: Er kam mit den Gelehrten seiner Zeit ins Gespräch - und sie lernten von seiner Weisheit. Diese Reaktion findet der lutherische Bischof bemerkenswert. "Sie kamen aus einer Tradition, in der die Weisheit des Alters einen hohen Stellenwert hatte. Und trotzdem haben sie dem zwölfjährigen Jesus zugehört. Freilich sei Jugend allein keine Qualität, und nicht jeder junge Mensch sei "der Messias", meinte Chalupka. Jedoch bliebe "keine Zeit mehr, nicht von den Jungen und voneinander zu lernen".
Quelle: kathpress