Bischöfe zu Neujahr: Mit Zuversicht ins neue Jahr 2023 gehen
Auf der Schwelle zum neuen Jahr haben die österreichischen Bischöfe dazu aufgerufen, mit Zuversicht und Hoffnung ins Jahr 2023 zu gehen. In ihren Jahresschlussandachten und Neujahrsgottesdiensten in den Domkirchen erinnerten sie u.a. an ihr gemeinsames Hirtenwort zum Advent, das unter dem Titel "Werft eure Zuversicht nicht weg!" stand. Auch wenn sich das Jahr 2022 im Rückblick als Jahr der Krisen, Konflikte und des Krieges darstellt und die Menschen mit einer "gewissen Orientierungslosigkeit" zurücklasse, so der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, so schenke der Glaube Zuversicht: "Wer zuversichtlich lebt, hat einen klaren Blick auf den Ernst einer Situation, lässt sich aber nicht davon lähmen", zitierte Lackner aus dem Hirtenwort der Bischöfe.
Mit persönlichen Erinnerungen an den verstorbenen Benedikt XVI. eröffnete Lackner seine Jahresschlussandacht. So habe ihn stets sehr berührt, wie Benedikt auf Menschen zugehen konnte. "Und mein ganzes bischöfliches Leben nährt sich von seiner Literatur". Der Theologie - wohl vor allem jener von Benedikt XVI. - traut der Salzburger Oberhirte zu, als "Orientierungswissenschaft" eine Richtung in der aktuellen Krise zu weisen. Beispiele für die vielfältigen Krisen der Gegenwart seien die Flüchtlingskrise im Zuge vor allem des Ukraine-Krieges, ein schwindender Lebensschutz am Beginn des Lebens wie am Ende, sowie die "drohende Klimakatastrophe". Dennoch stehe für ihn am Ende des Jahres der Dank - und die Bitte an Gott, Frieden zu schenken, "überall dort, wo Krieg und Aggression herrschen", so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.
Von "unfertige Baustellen", "Schattenseiten und bleibende Sorgen" im Rückblick auf das Jahr 2022 sprach der Linzer Bischof Manfred Scheuer. "Das Jahr 2022 ist für mich nicht einfach fertig und abgeschlossen". Vieles bleibe "Bruchstück" - Baustellen seien die Fragen zur Zukunft etwa der Pflege, die grassierende "Sinnhungerepidemie", Migration, Flucht und Asyl, der Krieg: "In einigen Bereichen sind wir in Sackgassen geraten und wissen nicht recht, wie wir da herauskommen." Scheuer weiter: "Und es gibt neben Aufbrüchen in der Kirche auch Erosionen des Glaubens und nicht wenige Verletzungen in der Kirche und durch die Kirche, nicht wenig Kirchenenttäuschung, Kirchendistanz, vielleicht sogar Kirchendepression." Er wolle daher all jene um Entschuldigung bitten, "denen ich Unrecht getan habe, oder die sich von mir zu wenig beachtet und gewürdigt sehen", so Bischof Scheuer.
Glettler: Gebote zur spirituellen Energie-Vorsorge
"10 Gebote zur spirituellen Energie-Vorsorge" formulierte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bei der Jahresschlussfeier am SIlvestertag. Nachdem "Energiekrise" zum Unwort des Jahres gewählt wurde, sei es an der Zeit, einen eigenen Beitrag als Christinnen und Christen zur "Energiedebatte" zu leisten - in Form von alternativen Geboten, etwa dieser Art: "1. Du sollst an Gott, den Ursprung aller Lebensenergie glauben und in den Energiesparmodus der Dankbarkeit kommen".
"Negative Energien" seien zu vermeiden - dazu zähle auch die Haltung dem Kriegsgeschehen in der Ukraine gegenüber. Glettler wörtlich: "'Noch mehr Waffen sind der schnellste Weg zum Frieden!'" Diese unheimliche Parole gilt offensichtlich nicht nur als Paradigma für das große Kriegsgeschehen. Auch die vielen alltäglichen Kleinkriege treiben in immer größeres Aufrüsten, Anklagen und Dreinschlagen. Wie dringlich ist eine Logik der Versöhnung! Abrüstung jetzt!"
Weitere "Gebote" betreffen den "persönlichen Energiehaushalt", ein maßvoller und "enkeltauglicher" Umgang mit Energie überhaupt, die Wertschätzung der Energie, die in Beziehung, Familie und Gemeinschaft steckt sowie eine Mahnung, sich nicht "durch falsche Versprechen und Energie-Lügen blenden zu lassen", so Glettler im Blick auf die "erbärmliche, unentschlossene letzte Klimakonferenz in Ägypten". Diese sei ein "jämmerliches Blendwerk" gewesen.
Elbs: "Mut zur Zukunft" wagen
Zu mehr "Mut zur Zukunft" rief schließlich der Feldkircher Bischof Benno Elbs in seiner Predigt am Neujahrstag auf: "Setzen wir unsere Schritte mit Mut und Vertrauen, oder doch eher zaghaft, ängstlich, mit leisem Zittern vor dem, was da auf der anderen Seite - sprich im neuen Jahr - auf uns wartet". Man müsse am Beginn eines neuen Jahres nicht die gesamte Litanei der Krisen, die sich im vergangenen Jahr aufgebaut haben, wiederholen, aber man müsse "auch im neuen Jahr all die Menschen im Blick haben, für die das Leben zur Überlebensfrage geworden ist. Unsere Solidarität mit ihnen soll uns daher schon unseren ersten Schritten im neuen Jahr den Weg bahnen." Dazu brauche es neben Mut auch Gottvertrauen und die Hoffnung auf ein gutes neues Jahr.
Abschließend erinnerte Elbs daran, dass der 1. Jänner zugleich als kirchlicher Weltfriedenstag begangen werde. Der Friede, das zeige der Krieg in der Ukraine, sei "heute keine Selbstverständlichkeit mehr" - um so mehr brauche es das tägliche Gebet und den Einsatz jedes Einzelnen für den Frieden. Dazu brauche es etwa ein "aktives Auftreten gegen jede Form von Hass, Ausgrenzung und Unwahrheit." Das gelte auf globaler Ebene, in Europa, aber auch in privaten Beziehungen. "Dass dieses neue Jahr ein Jahr des wiedererlangten Friedens werde, das wünsche ich uns von Herzen."
Quelle: kathpress