Marketz: Jahreswechsel richtiger Zeitpunkt für Worte des Verzeihens
Der Jahreswechsel ist der richtige Zeitpunkt, um Worte des Verzeihens zu finden und auf das vergangene Jahr zurückzuschauen. Das hat der Gurker Diözesanbischof Josef Marketz in seiner Predigt zum Jahresabschluss am Samstag im Klagenfurter Dom betont. Er wolle alle ermutigen, "insbesondere alle Verantwortungsträger in Politik und Gesellschaft, die Polarisierungen abbauen und Brücken aufbauen möchten, die Dialog, Zusammenhalt und Solidarität suchen und das Gemeinsame stärken wollen".
Viele seien gespannt, was das neue Jahr alles bringen möge. Er, Marketz, sei dabei "ehrlich froh", an einen Gott glauben zu können, "der die Fäden in Händen hält", denn es scheine immer schwerer zu werden, "sich der Gesellschaft und auch der Kirche vollkommen anzuvertrauen". Im biblischen Verständnis sei Jesus Christus der "logos", so Marketz, "Gottes lebendiges Wort, das von Anfang an Leben will und Leben schafft". Er begleite die Welt "als oftmals verborgene lichtvolle Wirklichkeit in all ihren Dunkelheiten, durch all ihre Krisen hindurch". So sei er in die menschliche Geschichte eingegangen und Mensch geworden, "damit wir an ihm ein Beispiel nehmen können und menschlich miteinander umgehen".
Er habe im vergangenen Jahr vielfach wahrgenommen, "dass so viele Menschen in Gesellschaft und Kirche und auch von der Öffentlichkeit unbemerkt für großartige Leistungen bedankt gehören, dass die Aufzählung nie alle erreichen würde", so Marketz. Ihn bewege dabei die Frage, "woher kommen denn die menschlichen Werte, die positiven Kräfte, die Sinnhaftigkeit des Lebens, die Liebe, die die derzeitigen Krisen und andere unserer oft schwierigen Situationen verändern können?"
Gerade in einer Zeit größter Bedrängnis und bei aller berechtigten Erschütterung und Verwirrung scheine es wichtig, "nicht nachzulassen im Glauben an Gott und sich auch angesichts von Krieg, Klimawandel, Armutsgefährdung und vielen persönlichen Krisen nicht von Resignation treiben zu lassen", so Marketz, "sondern Gott zuzutrauen, dass er in dieser Stunde mehr Macht hat, als alle Unheilspropheten glauben machen wollen".
Abschließend wolle Marketz auf den Synodalen Prozess hinweisen, den Papst Franziskus nicht müde werde, der Kirche und der Welt vorzuschlagen. Es komme beim Synodalen Prozess nicht darauf an, dass in allen Fragen ein guter Kompromiss herauskomme. Wichtig sei vielmehr, zu erkennen, "dass ein Wachstum an Liebe, an Frieden, an Langmut und Treue im Alltag des Lebens, aber auch in wichtigen Entscheidungssituationen viel mehr zu entfalten vermögen als Gier, Neid und Erfolgsversessenheit".
In der katholischen Kirche Kärnten haben man sich entschieden, den weltweiten Prozess in eine diözesane Kirchenentwicklung münden zu lassen. "Wir wollen immer mehr eine dienende Kirche sein, das Vertrauen vieler zurückgewinnen, Halt, Orientierung und Hoffnung vermitteln." Er bitte "von Herzen, alle Kirchenmitglieder, Neues zu wagen, den Prozess mitzugestalten oder wenigstens mitzutragen und der kirchlichen Gemeinschaft auch in schwierigen Zeiten die Treue zu halten", so der Kärntner Bischof abschließend.
Quelle: kathpress