Jesuit Batlogg: "Synodalität ist ein direktes Erbe des Konzils"
Der aktuelle, von Papst Franziskus angestoßene kirchliche Synodale Prozess ist als "Megathema" zugleich "ein direktes Erbe des Konzils". Das hat der Ordensmann, Theologe und Buchautor P. Andreas Batlogg betont. Das Konzil sei ein "Musterbeispiel der Kommunikation" gewesen - und eben keine "Akklamationsveranstaltung". Genau dies sei letztlich auch mit dem Stichwort Synodalität gemeint, sagte Batlogg im Interview mit der Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerkes.
Batlogg publizierte zuletzt das Buch "Aus dem Konzil geboren", in welchem er den 60. Jahrestag seit Konzilsbeginn (1962) zum Anlass nimmt, das Zweite Vatikanische Konzil als entscheidende, bis heute nicht vollständig eingelöste Weichenstellung für die Kirche im 21. Jahrhundert zu verteidigen.
Trotz aller Schwierigkeiten, die der weltweite Synodale Prozess mit sich bringt, zeige sich deutlich: "Es braucht heute mehr denn je ein gemeinsames Suchen nach Lösungen - Bischöfe, Theologinnen und Theologen, Expertinnen und Experten zusammen, eben 'das Volk Gottes', das unterwegs ist." Dazu brauche es einen "langen Atem" - leider jedoch verlören aktuell viele Katholiken die Geduld und würden austreten. Die Zeit dränge also: "Wir müssen sprachlich, aber auch theologisch aufmerksamer auf das achten, was das Konzil die 'Zeichen der Zeit' genannt hat. Sonst entwickeln wir uns zu einer sterilen Priester- oder Theologenkirche zurück", warnte Batlogg.
Gegen "Musealisierung" des Konzils
Gegen eine "Musealisierung" des Konzils helfe u.a. der Versuch, der Aufbruchstimmung unter den Beteiligten von damals nachzuspüren: "Nach Jahrzehnten der Abschottung, der Abwehr, lehramtlicher Maßregelungen und eines wuchernden Denunziantentums wollte Johannes XXIII., der ja eigentlich als Übergangspapst gedacht war, mit der Moderne ins Gespräch kommen: wertschätzend und dialogbereit." Eine "um sich selbst kreisende Kirche" sollte seit dem Konzil eigentlich der Vergangenheit angehören; ebenso jedes "monarchisch verstandene Kirchenbild". Kirche habe beim Konzil gelernt, sich als "Such- und Weggemeinschaft" zu verstehen - eben als genau das, was nun unter dem Stichwort Synodalität verhandelt werde.
Theologischen Fragen wie jener nach Kontinuität oder Diskontinuität erteilte der Theologe in dem Interview indes eine Abfuhr. Diese Frage, ob das Konzil in einer Kontinuität zur Lehrtradition der Kirche stehe oder einen Bruch darstelle - eine Frage, die u.a. Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. befeuert hatte - sei nicht nur "reichlich akademisch", sondern heute im Blick auf die Fragen, die die Gläubigen tatsächlich beschäftigen, "obsolet". Treffend sei indes die Formulierung, die der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl einst einem seiner Bücher über das Konzil gegeben hatte: "Im Sprung gehemmt" - eben dies gelte bis heute. Entsprechend plädierte der Ordensmann abschließend für Geduld: "Die Rezeption des Konzils insgesamt ist noch lange nicht abgeschlossen."
Entscheidend sei, das Konzil als eine Zukunftsansage zu begreifen: "Wichtig ist: Unterwegs bleiben, nicht den Mut verlieren, Neues wagen. Dazu gehört Gottvertrauen. Das ist etwas anderes als Zweckoptimismus. (...) Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass uns das letzte Konzil weiterhin inspiriert und weiterbringt." (Interview im Volltext: www.miteinander.at/page/93/nicht-den-mut-verlieren-neues-wagen)
Quelle: kathpress