Papst predigt zu Weihnachten gegen Resignation und Verzweiflung
Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtspredigt dazu aufgerufen, den Armen und Schwachen zu helfen. Im Petersdom sagte er bei der Messe am Heiligen Abend: "Wie viele Kriege gibt es! Und an wie vielen Orten werden auch heute noch Würde und Freiheit mit Füßen getreten! Und die Hauptleidtragenden der menschlichen Gier sind immer die Schwachen, die Armen."
Besonders erinnerte er an die Kinder, die "von Krieg, Armut und Ungerechtigkeit verschlungen werden". Jesus, der in der Krippe geboren wurde, stehe für jedes Kind. "Er lädt uns ein, das Leben, die Politik und die Geschichte mit den Augen der Kinder zu betrachten." Angesichts von Krieg und Hass erinnere die Geburt Jesu daran, "dass Gott bei uns ist, uns liebt und uns sucht".
Der Papst rief die Menschen auf, sich nicht von Angst, Resignation und Verzweiflung überwältigen zu lassen und wieder Vertrauen zu schöpfen: "Gott wird in einer Krippe geboren, damit du eben dort neu geboren wirst, da wo du meintest, den Tiefpunkt erreicht zu haben. Es gibt kein Übel, keine Sünde, aus der Jesus dich nicht retten will und kann. Weihnachten bedeutet, dass Gott nahe ist: möge das Vertrauen wieder neu aufleben!"
Weil Gott Mensch geworden sei, begnüge er sich nicht mit dem äußeren Anschein, so der Papst. "Er, der in der Krippe geboren wurde, will einen konkreten Glauben, der aus Anbetung und Nächstenliebe besteht, nicht aus Geschwätz und Äußerlichkeiten. Er, der nackt in der Krippe liegt und nackt am Kreuz hängen wird, verlangt von uns Wahrheit, er will, dass wir die nackte Wirklichkeit der Dinge suchen und dass wir Ausreden, Rechtfertigungen und Heucheleien vor der Krippe ablegen."
An die Christen appellierte der Papst, im Namen Jesu dafür zu sorgen "dass in denen, die ihre Hoffnung verloren haben, wieder ein wenig Hoffnung auflebt". Die müsse den armen Jesus anbeten und Jesus in den Armen dienen, forderte Franziskus. "Die Kirche unterstützt und segnet die Bemühungen, die ungerechten Strukturen zu verändern, und stellt nur eine Bedingung: dass die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen wirklich den Armen zugutekommen", zitierte er aus einem Hirtenwort des 1980 in El Salvador ermordeten Erzbischofs Oscar Romero.
Die alljährliche Christmette im Petersdom fand wie in den vergangenen beiden Corona-Pandemiejahren ungewöhnlich früh bereits um 19.30 Uhr statt. Corona-Beschränkungen gab es heuer jedoch keine. In der vatikanischen Basilika feierten Tausende Gläubige den Gottesdienst mit.
Zum Beginn der Feier erklang die traditionelle gesungene Ankündigung der Geburt Jesu, die sogenannte Kalenda. Der lateinische Gesang stellt das Geschehen in Bethlehem in eine Abfolge biblischer und weltgeschichtlicher Ereignisse seit der Erschaffung der Welt. Anschließend stimmten die Glocken des Petersdoms das Festgeläut an.
Am Hochfest der Geburt des Herrn am 25. Dezember verkündet Papst Franziskus wie gewohnt um 12 Uhr von der Loggia des Petersdoms aus seine Weihnachtsbotschaft und erteilt danach den traditionellen Segen "Urbi et Orbi". Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt "der Stadt und dem Erdkreis". In seiner Ansprache zum "Urbi et Orbi"-Segen geht der Papst traditionell auch auf aktuelle weltpolitische Entwicklungen ein.
Quelle: kathpress