Marketz: Christen sollen in Krise "Hoffnungsreserven aktivieren"
In einer Zeit voll Unsicherheiten und Krisen sind Christinnen und Christen besonders gefordert, "die Hoffnungsreserven in den Menschen zu aktivieren". Darauf hat der Kärntner Bischof Josef Marketz in einem weihnachtlichen Videointerview hingewiesen, das die Internetredaktion der Diözese Gurk-Klagenfurt auf der Diözesanwebsite und auch auf Facebook freigeschaltet hat.
Es zeige sich in Kärnten, dass die Bevölkerung in der Weihnachtszeit verstärkt auf kirchliche Angebote reagiert und "im Glauben eine Ressource" sieht, berichtete Marketz von einem jüngst erhobenen Stimmungsbild. Zugleich wollten die Menschen von den Kirchenvertretern über die medial omnipräsenten Krisen nichts hören. Der Bischof zeigte sich überzeugt, dass man durch die aktuell schweren Zeiten "nicht gelähmt durch Angst" gehen müsse: "Wir dürfen dran glauben, dass wir nicht allein sind und dass wir mit Gottes Hilfe gut durch Krisenzeiten kommen" - wie dies in der Geschichte immer wieder der Fall gewesen sei. Ältere Menschen ermutigte Marketz, den jungen ihre stärkenden Glaubenserfahrungen zu vermitteln und dadurch auch deren Widerstandskräfte zu stärken.
Zum Thema Aufnahme von Geflüchteten teilte der Bischof mit, die Kirche in Kärnten habe dazu ihren Beitrag geleistet; es seien weniger als erwartet gekommen. Als Vorbild wirke die Kirche, wenn es darum geht, den Menschen schon in ihren Herkunftsländern beizustehen: Allein 2022 gingen nach den Worten von Marketz 3 Mio. Euro an Spendengeldern aus Kärnten in Länder des Globalen Südens. Der Bischof berichtete, dass diese Hilfe auch ankommt: Er sei vor Kurzem zu Besuch in Uganda gewesen und konnte sich selbst davon überzeugen, dass die mit kirchlicher Hilfe gepflanzten Bäume gedeihen und angekaufte Kühe und Ziegen der Armut abhelfen.
Zugleich hielt Marketz fest: Wenn Menschen nach Europa kommen, "müssen wir sie aufnehmen"; hier sei die Botschaft des Evangeliums eindeutig. Es gelte bei der Integration der Migranten zu helfen und Interesse für deren Kultur zu zeigen.
Ein "guter Hirte" hört auf sein Herz
Ein großer Teil des Weihnachtsinterviews war dem jüngsten Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom gewidmet. Bischof Marketz erzählte von den vielen Gesprächen und Begegnungen in 20 unterschiedlichen vatikanischen Ämtern, von der guten Stimmung innerhalb des heimischen Episkopats und zeigte sich besonders beeindruckt vom zweistündigen Gespräch mit Papst Franziskus. Dieser wolle ein "guter Hirte" sein und habe auch seine Gäste aufgefordert, solche zu sein, die den Menschen das Evangelium als die Frohe Botschaft nahebringen, ohne zu moralisieren oder "den Menschen zu sagen, wie schlecht sie sind".
Zugleich sei der Papst "auch Gefangener von Dogmen und Gesetzen", die er nicht einfach ändern wolle, so Marketz. Aber wenn die Situation erfordere, zwischen dem Gesetz und dem Herzen zu wählen, sollten sich Kirchenvertreter vor Augen halten: "Gott liebt diesen Menschen, auch wenn er alles verkehrt gemacht hat." Es gelte das Anliegen des Gegenübers zu verstehen und zu versuchen, ihm entgegenzukommen. Der Papst habe den Bischöfen vermittelt: "Ihr müsst euch trauen, über euren Schatten zu springen" und die Menschen die Güte Gottes spüren zu lassen.
Aus so einem Gespräch mit dem Papst "geht man dann schon ermutigt hinaus", so Marketz wörtlich; zugleich "mit einer Spannung im Herzen, aber die kann dir keiner nehmen, außer, man ist ein Mensch, der immer nur das macht, was die Gesetze unbedingt wollen und sonst ist ihm alles gleich".
Bischof Marketz erzählte auch, welche guten Wünsche er auf Weihnachtskarten und in weihnachtliche Postings schreibt. Am Ende des Videos sprach er Weihnachtswünsche in slowenischer Sprache. (Link: https://www.kath-kirche-kaernten.at/dioezese/detail/C2643/hoffnungsreserven-in-den-menschen-aktivieren)
Quelle: kathpress