Aktion Leben: Nein zur Leihmutterschaft ist nicht homophob
Heftige Kritik an Vorstößen der Europäischen Kommission zu einer EU-weiten Anerkennung der Elternschaft durch Leihmutterschaft hat die "Aktion Leben" geäußert. Leihmutterschaft widerspreche klar den Kinderrechten und der Menschenwürde, der zufolge kein Mensch von anderen benutzt werden dürfe, schrieb die Generalsekretärin des überkonfessionellen Vereins, Martina Kronthaler, in einem Gastbeitrag für die "Furche" (22. Dezember). Die verständliche Sehnsucht vieler kinderlos gebliebener Paare nach einem Kind dürfe nicht zur Durchsetzung der in vielen Ländern verbotenen Praxis ausgenutzt werden. "Wer nein zur Leihmutterschaft sagt, ist deshalb nicht immun gegen das Leiden kinderloser Paare - oder homophob", betonte Kronthaler.
Vorrangig um Regulierung und Anerkennung grenzüberschreitender Elternschaft geht es in dem am 7. Dezember veröffentlichten Vorschlag der EU-Kommission, auf den sich Kronthaler bezog. Der Schutz und die Rechte von Kindern in grenzüberschreitender Situation sollten damit gestärkt werden, ebenso wie auch die Umsetzung der 2020 beschlossenen Gleichstellung von LGBTIQ-Personen ein Ziel ist.
Erst weit hinten in dem Papier, das sich vor allem um Sicherung des Unterhalts und von familienrechtlichen Ansprüchen der Kinder stark macht und alle Familienkonstellationen anerkennt, wird ausdrücklich auch Elternschaft durch Leihmutterschaft anerkannt - "und zwar in jedem Land, egal ob dies dort verboten ist, wie in Österreich oder Deutschland", stellte die Generalsekretärin fest, die von einer "perfiden Strategie mit dem schönen Schein" sprach, denn: "Wer will schon gegen Gleichstellung auftreten? Oder Kinderrechte schwächen?"
Einspruch erhob Kronthaler zudem dagegen, dass die EU-Kommission Kritik "in die Traditionalisten-Schublade verfrachtet". Übersehen werde dabei, dass "zu den profundesten Kritiker(innen) von Leihmutterschaft jene Feministinnen der ersten Generation, die sich selbst als 'radikal' bezeichnen" zählten, bemerkte die "Aktion Leben"-Chefin. Auf der Hand lägen auch die Marktmechanismen hinter der umstrittenen Praxis: "Bis vor Kurzem boomte Leihmutterschaft in der Ukraine, nun tut sie das in Griechenland, vermehrt floriert sie auch in Mexiko und in afrikanischen Ländern. Viele benachteiligte Frauen plus Armut - das ergibt viele Leihmütter!"
Regenbogenfamilien sollten "weder diskriminiert noch benachteiligt werden", doch dürfe Gleichstellung nicht auf dem Weg der Verletzung von Menschenrechten erreicht werden, betonte Kronthaler. Bei Leihmutterschaft würden die Rechte der Kinder und auch der Frauen, die "geliefert" haben, "grenzüberschreitend missachtet": "Mietmütter" hätten aufgrund des Austragens einer fremden befruchteten Eizelle stets "Hochrisiko-Schwangerschaften" mit häufigen Komplikationen, würden bei Behinderung des Kindes meist zur Abtreibung gezwungen oder trügen das Risiko, dass die Eltern das Kind nicht mehr abholen.
Völlig ausgeblendet werde von den Forderungen zudem die psychische Komponente: Da Leihmütter das Baby nach der Geburt abgeben, sind sie angehalten, keine zu intensive Bindung zum Baby im Bauch aufzubauen, erklärte Kronthaler. Dies bedeute Angst und Stress, für die Leihmutter und erst recht für das Kind, das für eine gute körperliche und seelische Entwicklung auf liebevolles Wahrgenommen-Werden durch die Mutter schon vor der Geburt angewiesen sei. "Dass sich Angst und Stress über Hormone auf das vorgeburtliche Kind auswirken, ist mittlerweile unumstritten. Im Fall der Leihmütter wird dieser Stress völlig ausgeblendet", so die "Aktion Leben"-Generalsekretärin.
Quelle: kathpress