
OÖ: Scheuer und Stelzer werden vor Weihnachten Telefonseelsorger
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer ortet viele Sorgen und Unsicherheiten, die die Menschen derzeit belasten. Die Telefonseelsorge sei ein "unverzichtbarer Baustein der Kirche", um nahe bei den Menschen zu sein und diese in ihrer Not nicht allein zu lassen, sagte Scheuer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der "TelefonSeelsorge OÖ - Notruf 142" im OÖ. Presseclub. Er selbst und auch der bei der Pressekonferenz anwesende oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer werden am Donnerstag, 22. Dezember, Telefonstunden übernehmen und für die Sorgen der Menschen ein offenes Ohr haben, wie es in einer Aussendung der Diözese Linz hieß: Scheuer ist von 18 bis 20 Uhr Telefonseelsorger, Stelzer von 15.30 bis 16.30 Uhr.
Gesprächspartnerinnen der Presse waren auch die "TelefonSeelsorge"-Leiterin Silvia Breitwieser und die dort tätige Referentin Barbara Lanzerstorfer-Holzner. Beide rechnen wegen der multiplen Krisen mit einem heuer besonders großen Bedarf nach einfühlsamer und zugleich professioneller Begleitung; sie gaben Anregungen für ein gelingendes Weihnachtsfest jenseits überzogener Erwartungen.
Bischof Scheuer nannte die Teuerung als Ursache so mancher Existenzängste. Und auch wenn bei manchen die materiellen Sorgen überschaubar sind, gebe es viel Sorge um den Frieden in der Welt, über den Klimawandel und das Auseinanderdriften der Gesellschaft. "Immer mehr Menschen haben Zweifel, dass die Kinder und Enkelkinder eine gute Zukunft vor sich haben", weiß Scheuer aus Gesprächen. Da brauche es "ein Hinhören darauf, was Menschen abgeht, was sie verletzt oder verwundet, wo sie allein sind", betonte er.
"Die TelefonSeelsorge bietet so einen Gesprächsraum an. Für viele liefert sie einen ersten Anstoß, eine Veränderung ihrer Lage zu bewirken", sagte der Bischof. Die TelefonSeelsorge mit ihren rund 90 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bringe zum Ausdruck, "dass die Kirche keine Berührungsängste habe gegenüber Erfahrungen des Dunkels, des Schmerzes und des Leidens".
ÖVP-Landeshauptmann Stelzer dankte der TelefonSeelsorge Oberösterreich für ihren Einsatz. Gerade in der Vorweihnachtszeit sei dieses nicht selbstverständliche Engagement ein großes Zeichen für das Miteinander in Oberösterreich. Sein persönlicher Einsatz am Telefon - "alle Jahre wieder und im heurigen Jahr ganz besonders" - ist für Stelzer ein Zeichen der Wertschätzung und Unterstützung für die Mitarbeitenden.
Die Sehnsucht nach Stabilität, Sicherheit, Zuversicht, Harmonie und Leichtigkeit besonders zu Weihnachten groß, berichtete Referentin Lanzerstorfer-Holzner aus ihrem Berufsalltag. "Heuer dürfte bei vielen der Heiligabend noch stärker emotional aufgeladen sein als sonst." Die Menschen sehnten sich nach zumindest einem Tag in diesem Jahr ganz ohne Sorgen, nach "heiler Welt unter dem Christbaum", so die Expertin über großteils "schwer zu realisierende" Wünsche. Es gelte, die kindliche Vorfreude mit einer gewissen Dosis Realitätssinn zu versehen.
Wie das Weihnachtsfest gelingen kann
Lanzerstorfer-Holzner gab Anregungen, wie das Weihnachtsfest gelingen kann - auch in schwierigen Zeiten und im Einklang mit realen Rahmenbedingungen: Es sei wichtig, im Familien- und Freundeskreis die unterschiedlichen Bedürfnisse zu klären - auch bei ganz pragmatischen Fragen wie jenem nach der Wahl der Speisen. Es gelte Perfektionismus abzulegen und stattdessen den eigenen Gefühlen Raum zu geben. Hilfreich und stärkend sei es besonders für Kinder und Jugendliche, an lieb gewordenen Ritualen und Traditionen festzuhalten, meinte die Expertin. Man solle sich vor Augen führen, dass Gemeinschaft und Nähe das größte Geschenk seien. Schließlich empfahl Lanzerstorfer-Holzner, zu Weihnachten Abstand von medialer Dauerberieselung und "bad news" zu nehmen, "sich täglich zumindest für einige Momente auf das Gute zu besinnen und dem Weihnachtsfest mit neuer Dankbarkeit zu begegnen".
Die TelefonSeelsorge OÖ ist eine Einrichtung der katholischen und evangelischen Kirche und wird vom Sozialressort des Landes Oberösterreich unterstützt. Der amtliche, psychosoziale Notruf ist auch am Heiligen Abend und an den Feiertagen rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer 142 vertraulich erreichbar. Wer lieber schreibt, kann sich täglich von 16 bis 22 Uhr an die ebenfalls kostenlose Mail- oder Chatberatung wenden (Links: https://onlineberatung-telefonseelsorge.at; www.ooe.telefonseelsorge.at).
(S E R V I C E - Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr und gebührenfrei unter der Notrufnummer 142 erreichbar sowie unter www.telefonseelsorge.at. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums unter www.suizid-praevention.gv.at.)
Quelle: kathpress