Landau: Rahmenbedingungen von Freiwilligenarbeit verbessern
Die Caritas macht auf die Bedeutung von Freiwilligenarbeit aufmerksam und appelliert an die Politik, dieses Engagement bestmöglich zu fördern. "Eine lebendige Zivilgesellschaft ist etwas sehr Kostbares. Die Politik sollte alles dafür tun, das Ansehen von Freiwilligenarbeit zu steigern und die strukturellen Grundlagen für freiwilliges Engagement zu verbessern", betonte Caritas-Präsident Michael Landau am Freitag anlässlich des bevorstehenden Internationalen Tags des Ehrenamts (5. Dezember).
Er wolle sich zu diesem Anlass "ganz herzlich bei den vielen engagierten Freiwilligen bedanken, die mit ihrem großen Herz dieses Land prägen", so Landau in einer Aussendung. Gleichzeitig sei es aber auch wichtig zu betonen, dass freiwilliges Engagement nicht als Lückenbüßer für fehlende oder schlecht funktionierende Leistungen eines Staates herhalten darf. "Dieses freiwillige Wirken kann einen Sozialstaat nicht ersetzen, sondern nur ergänzen", hielt der Caritas-Präsident fest.
"Zentrale Bausteine" für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen seien die aktuell laufende Novellierung des Freiwilligengesetzes und die Freiwilligenstrategie, die von der Bundesregierung unbedingt Anfang 2023 abgeschlossen werden müsse, so Landau. Insbesondere die Anerkennung der Freiwilligenkoordination in Dienstleistungsvereinbarungen und Fördermechanismen ist dabei aus Sicht der Caritas besonders wichtig, denn dies stärke die Freiwilligenorganisationen in der Qualität und Begleitung von Freiwilligen.
Gerade in den vergangenen Monaten sei angesichts des Ukraine-Kriegs wieder deutlich geworden, wie wichtig die freiwillige Hilfe ist. "Über 13.000 Menschen engagierten sich österreichweit seit Kriegsbeginn in Pfarren und in rund 100 Caritas Projekten. Sie alle setzten sich gemeinsam für geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Österreich ein. Das ist schon ein starkes Zeichen der Solidarität", zeigte sich der Caritas-Präsident beeindruckt.
47.000 Freiwillige bei der Caritas
Insgesamt 47.000 Menschen engagieren sich nach Angaben der kirchlichen Hilfsorganisation freiwillig in den Einrichtungen, Projekten und den Pfarrteams der Caritas. Hinzu kommen 38.000 Menschen, die sich über die Internet-Plattform "füreinand" der Caritas einsetzen. Es sei diesem hohen Engagement zu verdanken, dass die Caritas ihrem Auftrag gerecht werden könne, erklärte Landau: "Nicht nur in Krisenzeiten, sondern Tag für Tag leisten die Freiwilligen in unseren Einrichtungen extrem wertvolle Arbeit - für unsere Klientinnen und Klienten, aber letztlich für den gesamten sozialen Zusammenhalt in diesem Land."
Die Freiwilligenarbeit der Caritas reicht vom Engagement für ältere Menschen und Hospizpatienten über Arbeit mit Menschen mit Behinderungen, wohnungslosen Menschen, Migranten und Menschen auf der Flucht oder armutsbetroffenen Menschen. Über 4.000 Freiwillige engagieren sich laut Caritas auch im Rahmen des "Plaudernetzes", einem Angebot für einsame Menschen.
Derzeit steht die Winterhilfe im Fokus der Hilfsorganisation. Hier unterstützten Ehrenamtliche die Caritas etwa durch ihren Einsatz am Kältetelefon oder beim Canisibus, dem Suppenbus der Caritas. All das zeige, "die Freiwilligen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Caritas-Arbeit", so Landau.
(Infos für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten unter: www.caritas.at/freiwillig oder https://fuereinand.at/)
Politik ist gefordert
Das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" mahnt von der Regierung rasche Entscheidungen zur Novellierung des Freiwilligengesetzes ein. "Das Regierungsprogramm ist voller guter Vorsätze für die Novellierung des Freiwilligengesetzes. Die Politik ist gefordert, Entscheidungen zu treffen und das Freiwilligengesetz an aktuelle Herausforderungen und Rahmenbedingungen anzupassen", fordert Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von "Jugend Eine Welt", am Freitag in einer Aussendung anlässlich des bevorstehenden Internationalen Tags des Ehrenamts (5. Dezember).
Auch für die Hilfsorganisation, die sich vornehmlich für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen und Kindern im Globalen Süden engagiert, seien viele freiwillige Helferinnen und Helfer im Einsatz, berichtete Heiserer. Mit dem sogenannten Senior-Experts-Programm wolle man insbesondere Menschen zur Mitarbeit ansprechen, die bereit sind, ihre Expertise in speziellen Gebieten - etwa Technik, Marketing, Landwirtschaft oder Pädagogik - einzubringen.
"Jugend Eine Welt" könne dieses Programm auch dank der Unterstützung von öffentlichen Stellen wie dem Sozialministerium realisieren, betonte Heiserer, der aber auch Verbesserungsbedarf seitens der Politik sieht. "Es würde mehr Sinn machen, wenn nicht nur punktuelle Projekte, sondern auch Strukturen und Basisarbeit gefördert werden. Effektives Freiwilligenmanagement braucht eine stetige Betreuung, Koordination und zwischenmenschliche Arbeit."
Laut Heiserer müsse daher die Förderung für Freiwilligeneinsätze im Ausland deutlich erhöht und jährlich an die Inflation angepasst werden. Gleichzeitig benötige es auch einen Abbau der Zugangsbeschränkungen, um etwa Freiwilligen mit Behinderung ebenfalls ein ehrenamtliches Engagement fernab der Heimat zu ermöglichen.
Aufruf zur Mithilfe
Auch die "VinziWerke" wollen den bevorstehenden Tag des Ehrenamts dazu nutzen, Menschen zur freiwilligen Mithilfe zu motivieren. "Wenn man sich bei uns ehrenamtlich engagieren möchte, braucht man keine Vorkenntnisse oder spezielle Qualifikationen. Wichtig sind Offenheit, Empathie und die Liebe zum Menschen. Für alles Weitere wird man von erfahrenen Freiwilligen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingeschult", erklärte Nicola Baloch, stellvertretende Koordinatorin der "VinziWerke" Österreich.
900 Freiwillige würden das Hilfswerk tatkräftig unterstützen, dafür wolle man sich aufrichtig bedanken, so Baloch. Nur mit dem Engagement könnten viele Einrichtungen der Organisation - etwa die Notquartiere und Sozialmärkte - betrieben werden.
Quelle: kathpress