Zulehner an Orden: "Seid Gottes Hoffnungsbewegung auf Erden"
Als "Gottes Hoffnungsbewegung auf Erden" hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner die Orden bezeichnet bzw. sie ermutigt, eine solche auch tatsächlich zu sein. Angesichts multipler Krisen und Herausforderungen differenzierte der Theologe seinen Anspruch auch gleich aus und sprach von den Orden als "Friedens-, Gerechtigkeits- und Umweltbewegung Gottes". Zulehner äußerte sich Mittwochnachmittag im Rahmen eines Vortrags beim "Missionstag" der Ordenstagungen in Wien-Lainz. Der Missionstag stand unter dem Thema "Die frohe Botschaft und der Krieg in Europa".
Der Befund Zulehners war einigermaßen dramatisch. Die Welt befinde sich im Taumel, Kriege, der Klimanotstand oder auch ungeheure Migrationsbewegungen würden den Menschen Angst machen. Angst sei aber Gift für Solidarität und führe zu einer "Unkultur der Rivalität", wie es der Pastoraltheologe ausdrückte.
Politiker oder auch religiöse Fundamentalisten würden sich die vielfältigen Ängste in der Bevölkerung zunutze machen, warnte Zulehner. Vor allem der Rechtspopulismus sei inzwischen zu einer ernsthaften Gefahr für die Demokratie in Europa geworden.
Der Welt gingen die Hoffnungsressourcen aus. Auch die Kirchen und Religionen seien derzeit oft nicht mehr in der Lage, solche Quellen der Hoffnung zu sein. Wenn Religionen Gewalt im Namen Gottes legitimieren, sei dies ein Missbrauch von Religion, so der Theologe. Das Christentum sei in der Vergangenheit dieser Versuchung erlegen, der Islam kämpfe heute damit und spätestens mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der Legitimierung dieser Aggression durch die Russisch-orthodoxe Kirche sei dieser Missbrauch auch ins Christentum zurückgekehrt.
Es brauche deshalb eine tiefgreifende Selbstreflexion und in der Folge Erneuerung der Religionen. "Wahre Religion verwandelt Gewalt in Liebe", so der Theologe, "in ihr wurzeln Würde, Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden mit allen Menschen und mit der Natur". Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung seien deshalb auch Top-Themen für die Orden, befand der Theologe und er fügte die Aufgabe hinzu, "den Menschen zur Seite zu stehen, damit sie durch die Angst hindurch zum Urvertrauen zurücktauchen können, das wir Gott nennen."
Man müsse nicht perfekt sein, aber "mit Gott verbunden sein", so Zulehner unter Verwendung eines Zitats des amerikanischen Franziskaners Richard Rohr. Orden hätten diese Erfahrung der Rückbindung zu bieten und weiterzugeben, zeigte sich der Pastoraltheologe überzeugt.
Quelle: kathpress