Graz: Kirche und Politik auf der Suche nach Auswegen aus Krisen
Um die Krisen in Gesellschaft und Kirche und mögliche Auswege ging es bei einem Kamingespräch, zu dem die Katholische Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung (KAB) Steiermark den Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und den steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler in den Grazer Minoritensaal eingeladen hatte. Es gelte einzugestehen, "dass wir nicht die eine Antwort haben auf alle Fragen und Nöte", sagte der Bischof laut einer Aussendung der Diözese am Freitag. Demut statt Empörung sei gefragt und die Erkenntnis, dass das Gemeinwohl über dem Ego stehe, auf das man in Krisenzeiten so leicht zurückfalle.
Auch der Landeshauptmann sieht in der täglichen Empörung, die durch die Medien und Social Media nur befeuert werde, ein gesellschaftliches Problem, das Krisen noch dramatischer erscheinen lasse. "Mich hat unlängst jemand gefragt, ob ich mir eine andere Zeit wünschen würde für das Amt als Landeshauptmann. Das kann man sich aber nicht aussuchen", sagte Drexler. Er verwies auf die seit der "Aufbruchszeit" der 1990er-Jahre zusehends schwieriger gewordene Weltlage mit Ereignissen wie dem Attentat 9/11, Wirtschafts- und Flüchtlingskrisen, Corona, Krieg, Teuerungswelle und Klimaerwärmung. "Das macht etwas mit der Gesellschaft. Politik und Kirche sind hier gefordert, Hoffnung und Zuversicht zu geben", so der Landeshauptmann.
Für Anna Wall-Strasser, Präsidentin der KAB Österreich, ist eine Krise ein Kipppunkt, an dem sich entscheide, wohin die Reise geht: hin zum Guten oder zum Schlechten. Dieser Kipppunkt sei beim Klima erreicht: "Wir müssen etwas tun, denn durch gemeinsames Tun entsteht Hoffnung. Die aktuelle Politikverdrossenheit entsteht, weil vor allem junge Menschen den Eindruck haben, dass zu wenig passiert."
Thema des Austausches war auch die Macht des Kapitals und die ungerechte Verteilung von Wohlstand und Ressourcen. Hier nahm Wall-Strasser die Politik in die Pflicht: "Armut ist ein Politikversagen." Davon Betroffene hätten ein Anrecht auf Zukunftschancen. Drexler versicherte, er wolle in der Steiermark merkbare Anstrengungen für Klimaschutz, gleichzeitig aber die wirtschaftliche Dynamik erhalten. Krautwaschl "möchte ermöglichen und den Menschen helfen, dass Gutes entstehen kann und Bestand hat", zitierte ihn die Aussendung. Wall-Strasser forderte verpflichtende Vorgaben beim Klimaschutz, Freiwilligkeit und Lippenbekenntnisse seien nicht ausreichend.
Quelle: kathpress