Ordensfrau: "Wer Macht ausübt, hat sie nicht, um selbst zu glänzen"
"Wer Macht ausübt, hat sie nicht, um selbst zu glänzen. Ein Glanz auf Kosten anderer ist immer ein abblätterndes Gold, hinter dem nichts ist." So fasst Sr. Beatrix Mayrhofer, Provinzoberin der "Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau" ihr Verständnis von Macht, Autorität und Führung zusammen. "Der wahre Glanz kommt von innen her und im Sinn einer höheren Zielsetzung im Geist des Evangeliums, nicht des Wirtschaftserfolgs oder der Zahl der getöteten Soldaten", so Mayrhofer im Interview in der aktuellen Ausgabe der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag".
Mayrhofer gehört den "Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau" an. Sie war viele Jahre Provinzoberin der Schwestern in Österreich, seit 2010 leitet sie die Provinz Österreich und Italien. 17 Jahre war sie zudem Direktorin des Wiener Gymnasiums in der Friesgasse und von 2013 bis 2018 Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs.
Sie sei in ihre Ordensgemeinschaft eingetreten, um Jesus nachzufolgen. Dass das auch heißen kann, mit Rechtsanwälten, Banken und Immobilienverwaltern zu tun zu haben, sei freilich für manche überraschend, so die Ordensfrau: "Es ist ja die Grundtendenz von Nicht-Eingeweihten, uns Schwestern von vornherein einmal für dumm zu halten. Da meinen Bürgermeister, wir als Schwestern müssten christlich handeln und ihnen doch ein Grundstück bitte zu einem ganz günstigen Preis, wenn nicht grundsätzlich kostenlos überlassen."
Autorität verstanden als Dienen
Eine Führungsaufgabe sei für sie eine sehr verantwortungsvolle und gleichzeitig sehr schöne Aufgabe, "weil ich Menschen, die ich führe, helfe, ihren Weg zu finden". Die Schulschwestern im afrikanischen in Ghana würden gerne Bilder verwenden, weil sie in ihrer Sprache wenig abstrakte Begriffe haben: "Ihr Bild für Autorität ist eine Hand, die ein rohes Ei hält: so fest, dass es nicht fällt, und so zart, dass es nicht zerbricht." In dieser Spannungsweite stehe die verantwortliche Aufgabe von Autorität, so Mayrhofer.
Am Ende der Rechnung stehe kein wirtschaftlicher Erfolg, auch wenn ein Betrieb, im christlichen Sinn geführt, durchaus finanziell erfolgreich sein kann und soll. Der Unterschied zu schnell denkenden Führungsmodellen liege aber darin, dass es nicht um die Summe am Ende der Excel-Datei gehe, sondern um die Frage "nach der Zufriedenheit der einzelnen Mitarbeitenden und ob jeder persönlich zu seiner vollen Entfaltung kommt. Also Autorität als Dienen, so wie auch Jesus uns gedient hat, damit es allen gut geht", so Mayrhofer. Das sei auch eine Frage des Gemeinwesens.
Quelle: kathpress