
Kirchenmusik: Neues Buch erschließt Lieder aus dem "Gotteslob"
Eine neue Publikation erschließt Lieder und Liedgeschichten aus dem Österreich-Teil des Gebet- und Gesangbuches "Gotteslob". Das im Wiener Domverlag erschienene Buch ist vor wenigen Tagen im Rahmen der Pressekonferenz von Erzbischof Franz Lackner zum Ende der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Wien präsentiert worden. Es kommentiert alle Strophenlieder des Österreich-Teils sowie die rund 40 damit nicht identischen Lieder im Eigenteil der Diözese Bozen-Brixen. Von den fast 50 Autorinnen und Autoren werden dabei Texte, Melodien, Entstehungs- sowie Fassungsgeschichte aus theologischer, sprachlicher und musikalischer Perspektive beleuchtet. Es richtet sich an alle an der Gestaltung von Gottesdiensten beteiligten Personen sowie an Religionslehrkräfte.
Der Band könne zudem das Bewusstsein schärfen, dass die im Österreich-Teil des "Gotteslobes" versammelten Lieder "einen Teil der kulturellen Identität der Ortskirche" und somit auch "ein Stück weit eine Visitenkarte für die Kirche in Österreich" darstellen, betonte der Salzburger Liturgiewissenschaftler und Mit-Herausgeber, Prof. Alexander Zerfaß, im Interview mit der Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen. Österreich-typisch seien etwa die Singmessen wie die Haydn- oder Schubertmesse. Außerdem unterscheide sich der Österreich-Teil von anderen deutschsprachigen Teilen etwa durch mehr Lieder aus der Aufklärungszeit und die landesweit verbreiteten Marienlieder.
Bei manchen Liedern habe man "Neuland in der Forschung" betreten und teils erstmals Entstehungs- und Entwicklungsgeschichten recherchiert, berichtete Zerfaß. An Besonderheiten lässt sich etwa die Entstehungsgeschichte des Lieder "Näher mein Gott zu dir" (GL 910) und "Liebe ist nicht nur ein Wort" (GL 854) benennen: So wurde das Lied "Näher mein Gott zu dir" erst nach dem Untergang der Titanic 1912 in Österreich populär, weil die Bordkapelle dieses Lied vor dem Sinken gespielt haben soll. Das Lied "Liebe ist nicht nur ein Wort" indes sei angelehnt bzw. eine Antwort auf Johannes Mario Simmels Roman "Liebe ist nur ein Wort".
Gefragt nach der Zukunft der gottesdienstlichen Liedgestaltung zeigte sich Zerfaß zuversichtlich, dass diese wohl auch künftig nicht von digitalen Geräten wie Tablets o.ä. abgelöst wird, sondern die Tradition des Gesangbuches bestehen bleiben wird: "Manche Experten gehen davon aus, dass Liedsammlungen künftig stärker individuell in digitaler Form zusammengestellt werden. Ich bin da eher skeptisch: Allein der Verständigungsprozess auf ein solches Gesangbuch hat einen Wert, weil es um die Vergewisserung der eigenen Tradition geht. Daher denke ich, dass sich auch zukünftige Generationen dieser Aufgabe annehmen werden".
Der 960 Seiten umfassende Band "Die Lieder des Gotteslob. Österreich und Bozen-Brixen. Liturgie - Kultur - Geschichte" wurde von Alexander Zerfaß, Andrea Ackermann, Franz Karl Praßl und Ewald Volgger herausgegeben. Er ist im Wiener Domverlag erschienen und kostet 59 Euro (ISBN: 978-3-85351-257-9).
Quelle: kathpress