Viel AMS- und Wirtschaftslob für neues "magdas"-Hotel der Caritas
Wien hat mit dem jüngst eröffneten "magdas"-Hotel in der Ungargasse in Wien-Landstraße ein neues Vorzeige-Tourismusprojekt im Bereich Social Business, in dem - so die Caritas Wien als Trägerin - "Geflüchtete zu Gastgeber*innen werden". Anders als beim ersten "magdas"-Hotelstandort im Wiener Prater war es diesmal nicht mehr nötig, beim Umbau des ehemaligen Priesterwohnhauses mit einem Transparent "Hier werden Vorurteile abgebaut" um Verständnis zu werben, sagte Caritas-Direktor Klaus Schwertner am Donnerstag bei einem Pressegespräch vor Ort. Viel Lob für die gelungene Umsetzung des Anliegens, wirtschaftliches Tun mit sozialem Handeln zu verbinden, äußerten dabei AMS-Vorstand Johannes Kopf und der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner.
Weiters am Podium: die Geschäftsführerin von "magdas"-Hotel, Gabriela Sonnleitner, sowie der vor sechs Jahren aus Syrien geflüchtete Ziad Rabeh als Teamleiter des Front Office. Sonnleitner führte die Medienvertreter durch das Haus im dritten Wiener Gemeindebezirk, das seit Mitte Oktober Gäste aus aller Welt in 85 Zimmern mit 171 Betten beherbergt.
AMS-Vorstand Johannes Kopf zeigte sich - wie er sagte - als "Fan der Caritas: "Sie leistet tagtäglich großartige und unverzichtbare Arbeit, um sozial benachteiligte Menschen in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen." Vom neuen Standort sei er ähnlich begeistert wie vom ersten, dem inzwischen aufgelassenen - die vereinbarte Zwischennutzung endete - "magdas"-Hotel im Prater. Das Social-Business-Konzept ermögliche geflüchteten Menschen Qualifizierung und professionelle Praxis, was - begünstigt durch die gute Konjunkturlage - am österreichischen Arbeitsmarkt aktuell stark nachgefragt sei. Kopf wies darauf hin, dass es heute viel "normaler" als noch 2015 sei, etwa für Geflüchtete aus Afghanistan und Syrien Arbeitsplätze zu finden: Aktuell seien hierzulande 18.000 Afghanen und 17.000 Syrer beschäftigt. Nicht zuletzt durch "Vorzeigeprojekte" wie das "magdas" seien viele Ängste abgebaut worden.
"Das AMS unterstützt gerne derartig spannende Projekte", versicherte dessen Vorstandsmitglied. Kopf sieht im "magdas"-Hotel auch einen Beitrag zur Linderung des Fachkräftemangels gerade in der Tourismusbranche, die Geflüchtete als Reservoir bisher wenig beachtet habe. Anerkennung gebühre der Caritas auch dafür, dass sie gemäß dem "Transitgedanken" auch für andere Tourismusbetriebe qualifiziert.
In der Fremdenverkehrswirtschaft habe Skepsis geherrscht, als die Caritas 2015 ihr erstes "magdas"-Hotel eröffnete, erinnerte sich Tourismusdirektor Norbert Kettner. Die professionelle Umsetzung habe Unkenrufende eines Besseren belehrt. "Seitdem ist aus einer spannenden Idee noch viel mehr geworden", sagte Kettner: "Ein Ort, an dem geflüchtete Menschen in eine perspektivenreiche Zukunft blicken können; ein Vorzeigebetrieb, der Antworten auf aktuelle wirtschafts- und gesellschaftspolitische Fragestellungen liefert und nicht zuletzt ein unvergleichliches Angebot an qualitätsbewusste Reisende, die ihren Wien-Besuch mit sozialem Anspruch kombinieren wollen."
Klaus Schwertner bezeichnete das "magdas"-Hotel als "eine hausgewordene Lösung" in Themenfeldern, wo viele nur Probleme orten - im Asyl- und Integrationsbereich. Auch in anderen Caritas-Projekten gehe es darum, Menschen mit Vermittlungshemmnissen - langzeitarbeitslosen Personen, Menschen mit Behinderung oder Haftentlassenen - Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Es gelte, den Fokus auf Stärken und nicht auf Defizite zu legen, betonte Schwertner. "Magdas" sei von der Caritas Wien 2012 mit dem Ziel gegründet worden, soziale Fragen dort, wo es sinnvoll und möglich erscheint, unternehmerisch zu lösen. Neben dem Hotel gibt es als weitere Geschäftsbereiche "magdas Essen", "magdas Recycling" und "magdas Reinigung", in denen insgesamt mehr als 200 Mitarbeitende beschäftigt sind.
Nachhaltigkeit wird großgeschrieben
"magdas"-Managerin Gabriela Sonnleitner unterstrich die Nachhaltigkeit des Projekts: So werde mit Erdwärme geheizt; die Wiederverwertung von Vorhandenem wie Möbeln, Lampen, Tischen, Sesseln und Kästen zähle zu den Prinzipien des Hotels - dafür kamen auch in Caritas-Werkstätten Beschäftigte zum Einsatz. Zum sozialen Anspruch sagte sie: "Gelungene Integration eröffnet hier nicht nur neue Perspektiven für Menschen in unserer Gesellschaft, Integration und Ausbildung sind gerade in Zeiten wie diesen auch Antworten auf den herrschenden Arbeitskräftemangel." Mehr als 80 Menschen mit Fluchthintergrund hätten im "magdas"-Hotel bereits ihre Karriere begonnen, viele würden sich mittlerweile in anderen Bereichen bewähren.
Ziad Rabeh ist "magdas"-Rezeptionist seit drei Jahren, der Syrer absolvierte eine Lehre als Hotelkaufmann und konnte seine mitgebrachte berufliche Ausbildung zum Buchhalter nostrifizieren. Das "magdas" sei durch seine integrative Ausrichtung "kein normales Hotel", biete seinen Gästen aber marktüblich gute Leistungen. Viele Unternehmen in Österreich sollten diesem Social-Business-Modell folgen, regte Rabeh an.
Weltweites Interesse am Konzept
Das seit dem Vorjahr geschlossene "magdas" im Prater war als in Europa einzigartiges und erfolgreiches "Leuchtturmprojekt" auf enormes Interesse gestoßen: Das Konzept, den Fokus im Asyldiskurs auf die Stärken von jungen Asylwerbern zu legen statt auf deren Defizite, zog laut Caritas insgesamt 220.000 Gäste an. Diese Ausrichtung sorgte laut Caritas weltweit für Schlagzeilen - in Europa, aber auch in den USA und im asiatischen Raum hätten viele Medien über das Hotel berichtetet. "Jetzt ist es für uns an der Zeit, das nächste Kapitel aufzuschlagen", sagte Geschäftsführerin Sonnleitner.
Für die Gesamtkonzeption und die behutsame Transformation des ursprünglichen Priesterwohnheimes war das Büro "BMW Architekten" aus Wien verantwortlich. In den klar und zweckmäßig gestalteten Hotelzimmern finde sich der Geist des ehemaligen Stephanushauses wieder, sagte Sonnleitner. Erhalten wurde die architektonisch bemerkenswerte Kapelle im 6. Stock. Im Erdgeschoß wurde das Haus zur Stadtumgebung geöffnet, große Fenster laden in das hauseigene Restaurant, wo nicht nur Übernachtungsgäste willkommen sind. Die Aufschrift über der Rezeption ist für die Caritas Programm: "stay open minded" (aufgeschlossen bleiben). (Info: www.magdas-hotel.at)
Quelle: kathpress