"Aktion Leben": Mutter-Kind-Pass-Leistungen ausbauen statt abbauen
In der Debatte rund um das drohende Aus des Mutter-Kind-Passes fordert die "Aktion Leben" den Ausbau der medizinischen Leistungen anstatt eines Abbaus. "Der Mutter-Kind-Pass bietet allen schwangeren Frauen und ihren Kindern Zugang zu basaler Gesundheitsvorsorge. Die für die Frauen und Kinder kostenlosen Untersuchungen müssen daher erhalten und ausgebaut werden", appellierte Martina Kronthaler, Generalsekretärin von "Aktion Leben", in einer Aussendung am Donnerstag an die Verantwortlichen in der Politik und Ärzteschaft.
"Mit den Untersuchungen für den Mutter-Kind-Pass werden nahezu alle schwangeren Frauen in Österreich erreicht", unterstrich Kronthaler. Dass der Pass nun insgesamt gefährdet scheine, sei ein "Affront für schwangere Frauen und Kinder", und eine völlige Aufgabe wäre ein "folgenschweren Fehler über Generationen".
Kronthaler erinnerte daran, dass vor zwölf Jahren ein Reformprozess des Mutter-Kind-Passes begonnen habe, der auch die psychosoziale Situation berücksichtigen sollte. Dies wäre äußerst sinnvoll, seien doch Schwangere "etwa in einer Gewaltbeziehung, mit existenziellen Sorgen oder großem Stress gesundheitlich ebenso gefährdet wie Frauen mit Bluthochdruck oder Diabetes", unterstrich Kronthaler. Durch Leitfragen zu psychosozialen Themen sollte der "Mutter-Kind-Pass neu" einen Anreiz geben, auf entsprechende Hilfsangebote aufmerksam zu machen. So könnten schwangere Frauen in schwierigen Situationen "die Hilfe finden, die sie benötigen und die vorhanden ist".
Statt seiner Abschaffung sei vielmehr eine "Aufwertung" des Mutter-Kind-Passes vonnöten, wofür das Gesundheitsministerium auch Mittel bereitstellen solle. Der Zugang zu medizinischen Leistungen während der Schwangerschaft, Geburt und in der Kleinkindphase dürfe keine Kostenfrage sein, so die Generalsekretärin des überparteilichen und überkonfessionellen Vereins. Schließlich würden in der sensiblen Phase der Schwangerschaft wichtige Weichen für die Frauen und Kinder gestellt, wozu spezialisierte Einrichtungen bedeutend beitragen könnten - wie etwa auch die Schwangerenberatung, über deren Angebote der Mutter-Kind-Pass ebenfalls informieren sollte, bekräftigte Kronthaler eine schon öfters erhobene Forderung.
Auch Familienverband warnt vor Aus
Entsetzt hat sich am Donnerstag auch der Katholische Familienverband Österreich (KFÖ) über die aktuellen Entwicklungen bezüglich des Mutter-Kind Passes gezeigt. "Bereits Anfang Oktober stellte die Ärztekammer einen Ausstieg der Ärzte in Wien, Niederösterreich und Steiermark in den Raum, weil die Honorare für die Vorsorgeuntersuchungen seit 1994 nicht wertangepasst worden seien. Nun gab auch die oberösterreichische Ärztekammer ihren voraussichtlichen Ausstieg bekannt", bedauert Familienverbandspräsident Alfred Trendl in einer Aussendung. Bereits im Oktober hatte der KFÖ eine sofortige Lösung im Sinne von Kindern und Müttern gefordert. "Das sich die Ärztekammer jetzt auf ein Ende des Modells in seiner aktuellen Form einstellt, ist mehr als besorgniserregend", so Trendl.
Zugleich zeigte sich der KFÖ-Präsident aber auch erleichtert über die Zusage von Gesundheitsminister Johannes Rauch vom Donnerstag, dass auch künftig die Untersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind Passes öffentlich finanziert werden sollen.
"Den Mutter-Kind-Pass in Österreich wird es auch in Zukunft geben, und auch die Untersuchungen werden weiterhin öffentlich finanziert", verkündete Rauch via Twitter, wie der "Standard" berichtete. Das Projekt werde derzeit weiterentwickelt und modernisiert. Mit allen Beteiligten werde daran gearbeitet, die Tarife und Leistungen zeitgemäß zu gestalten. Eine Einigung mit der Ärztekammer gibt es demnach aber noch nicht.
"Armutszeugnis für die Gesundheitspolitik"
"Mit dem Mutter-Kind Pass wurde ein niederschwelliges Instrument eingeführt, dass jeder werdenden Mutter und danach ihrem Kind ein engmaschiges Netz an Vorsorge und medizinischer Versorgung garantiert. Das muss unbedingt erhalten bleiben", so KFÖ-Präsident Trendl. Er verwies auf die deutlich gesunkene Säuglingssterblichkeit seit Einführung des Mutter Kind Passes: Bereits zehn Jahre nach seiner Einführung halbierte sich die Säuglingssterblichkeit auf 11,4 pro tausend Kinder und sank kontinuierlich weiter. "Dass über den Fortbestand dieses unverzichtbaren Erfolgsprojektes jetzt überhaupt diskutiert werden muss, ist ein Armutszeugnis für die Gesundheitspolitik", so Trendl und appelliert an alle Verantwortlichen schnell eine niederschwellige Lösung im Sinne der Mütter und Kinder zu finden, statt werdende und frisch gebackene Eltern derart zu verunsichern.
Quelle: kathpress