Zsifkovics: "Nicht zuschauen, wie Menschen auf der Strecke bleiben"
"Wir dürfen nicht zuschauen, wie Menschen auf der Strecke bleiben, in Armut verrecken und am Leben erfrieren." - Mit diesem Appell hat sich der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics an die Burgenländerinnen und Burgenländer gewandt. In seinem Kanzelwort zum bevorstehenden Martinifest (11. November) ruft der Bischof zur Solidarität auf. Konkret bittet er auch um Beteiligung an der Hilfsaktion "Fenster für Frierende", die die Diözese gemeinsam mit der burgenländischen Caritas für die Ukraine gestartet hat.
"Als Kirche stehen wir vor großen Aufgaben, trotz aller Ermüdungserscheinungen und Verdächtigungen", so der Bischof: "Eine Welt ohne Gott ist nicht nur eine gottlose, sondern auch eine menschenunwürdige." Erst die Begegnung mit Gott befähige dazu, "dem Nächsten zu begegnen: auch den Armen, den Kranken, den Nachdenklichen, den Schützenswerten, den Fremden, den Ausgelachten, den Frierenden, allen, die draußen vor der Tür des Lebens kauern."
Der Bischof ruft die Gläubigen auf, "Vagabunden zwischen Gott und den Menschen" zu sein. Und er betont: "Dankbarkeit macht das Leben reich, Solidarität und Aufmerksamkeit lassen den Menschen über sich hinauswachsen." Von der Kirche werde zu Recht erwartet, diesen Stil Gottes - nämlich Begegnungen - zu üben.
Weltflucht sei für die Kirche keine Lösung, warnt der Bischof: "Wachstum, Beschleunigung, Sicherheit, Offenheit, Friede, Gesundheit, Wohlstand, vieles ist fraglich geworden. Der Krieg mitten in Europa, die Inflation, die Teuerung, der Ausverkauf der Ressourcen, die Ausbeutung der Erde, der Klimawandel-Probleme, Herausforderungen, die wir nicht leicht lösen können." Doch: "Wir dürfen dem Leben nicht den Rücken kehren."
Im Blick auf den weltweiten Synodalen Prozess in der Kirche, mit dem weitergearbeitet werden soll an dem, was schon mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor 60 Jahren begonnen hat, unterstrich der Bischof, dass sich die Diözese Eisenstadt davor nicht drücken dürfe. Bisher habe man die Hausaufgaben des Konzils nur "holprig" gemacht, so Zsifkovics: "Vieles haben wir nur zögerlich geschultert, mit Strukturen und 'heißen Eisen' haben wir uns zu gerne beschäftigt. Die Begegnung über die Kirche hinaus wurde oft abgesagt. Nicht selten wurde die Kirche sogar zu einem Hindernis für die Begegnung mit Gott. Wir sind Meister des Selbstmitleides geworden und unterliegen sogar der Versuchung, eine Kirche ohne Gott zu bauen. Die Rede von Gott ist dürftig, viele sind Gott gegenüber gleichgültig. Ohne Begegnung mit ihm ist das Leben der Kirche arm, flach und beliebig."
"Fenster für Frierende"
Ehrengast beim heurigen Martinifest in Eisenstadt ist Kardinal Jean-Claude Hollerich, Präsident der Kommission der Bischofskonferenz der Europäischen Gemeinschaft (ComECE). Der Luxemburger Erzbischof wird am Freitag, 11. November, im Dom gemeinsam mit Bischof Zsifkovics der Festmesse (9 Uhr) vorstehen. Am Vorabend um 18 Uhr findet im Dom eine byzantinische Vesper statt, die der Generalvikar der katholischen Ostkirchen in Österreich, Yuriy Kolasa, mit Kardinal Hollerich und Bischof Zsifkovics feiern wird. Dabei wird besonders um den Frieden in der Ukraine gebetet.
Im Zuge der Feierlichkeiten zu Martini bitten die Diözese Eisenstadt und die Caritas Burgenland um eine gemeinsam Martinstat. Unter dem Motto "Fenster für Frierende" kann für die durch den Winter bedrohten Menschen der zerbombten Stadt Charkiw in der Ostukraine gespendet werden.
(Caritas der Diözese Eisenstadt, IBAN: AT34 3300 0000 0100 0652, BIC: RLBBAT2E, Verwendungszweck: Martinstat Winterhilfe)
Quelle: kathpress