Papst mahnt in Bahrain Ende der Todesstrafe an
Papst Franziskus hat sich bei seiner Reise ins Königreich Bahrain gegen die Todesstrafe und für gerechte Arbeitsbedingungen ausgesprochen. Vor Vertretern von Königshaus, Diplomatie und Zivilgesellschaft rief er am Donnerstag zur Förderung grundlegender Menschenrechte auf. "Ich denke insbesondere an das Recht auf Leben, an die Notwendigkeit, es jederzeit zu garantieren, auch gegenüber denjenigen, die bestraft werden und deren Existenz nicht beseitigt werden kann", so Franziskus im Königspalast.
Vor Beginn der Reise hatten Menschenrechtler eine klare Stellungnahme des Kirchenoberhaupts zur Menschenrechtslage in dem Land gefordert. Laut Human Rights Watch (HRW) sind seit 2017 sechs Menschen in Bahrain hingerichtet worden, nachdem ein siebenjähriges Moratorium für die Todesstrafe ausgelaufen war. Weitere 26 Menschen befänden sich in Todeszellen und warteten auf die Urteilsvollstreckung.
Papst Franziskus erinnerte die Anwesenden daran, die in Bahrain bestehenden verfassungsmäßigen Rechte der Absolutheit der Gewissensfreiheit und des staatlichen Schutzes der Unverletzlichkeit der Religionsausübung "beständig in die Praxis umzusetzen", damit "die Religionsfreiheit umfassend wird und sich nicht auf die Freiheit der Religionsausübung beschränkt", sagte der Papst. Es brauche die Anerkennung der gleichen Würde und gleichen Chancen "für jede Gruppe und jeden Menschen" sowie keine Diskriminierung.
Die "bemerkenswerte wirtschaftliche Entwicklung" Bahrains sei vor allem der Einwanderung, dem Beitrag so vieler Menschen aus verschiedenen Völkern zu verdanken. Vielerorts stünde jedoch durch einen Mangel an Arbeitsplätzen und "zu viel entmenschlichende Arbeit" der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt. Er würde "auf ein Mittel zum Geldmachen reduziert".
Er wünsche sich, dass Bahrain "ein Leuchtturm" sei, für faire und immer bessere Rechte und Bedingungen für Arbeitnehmer, Frauen und junge Menschen, Respekt und Aufmerksamkeit etwa für Migranten und Gefangene, so der Papst.
"Pilger des Friedens"
Nach Bahrain sei er als Gläubiger gekommen, "als Christ, als Mensch und Pilger des Friedens". Diese Tage markierten "eine wertvolle Etappe auf dem Weg der Freundschaft", der sich in den letzten Jahren mit verschiedenen islamischen Religionsführern intensiviert habe. Franziskus rief zu einem gemeinsamen Einsatz für Frieden in der Welt auf, insbesondere im Jemen, "der von einem vergessenen Krieg gequält wird". "Wenden wir uns gegen die Logik der Waffen und schlagen wir die entgegengesetzte Richtung ein, indem wir die enormen Militärausgaben in Investitionen für die Bekämpfung von Hunger, mangelnder Gesundheitsversorgung und mangelnder Bildung umwandeln", mahnte der Papst. "Mögen die Waffen schweigen, setzen wir uns überall und wirklich für den Frieden ein!"
Einmal mehr rief Franziskus auch zum Einsatz für die Umwelt auf. "Wie viele Bäume werden abgeholzt, wie viele Ökosysteme zerstört, wie viele Meere durch die unersättliche Gier des Menschen verschmutzt", sagte der Papst. Gerade mit Blick auf die Zukunft der jungen Generation seien in der Umweltproblematik "konkrete und weitsichtige Entscheidungen" nötig, "bevor es zu spät ist", so Franziskus. Die bevorstehende Weltklimakonferenz COP27 solle in dieser Hinsicht "einen Schritt vorwärts" bringen.
Vier Tage in Bahrain
Der Papst hält sich für vier Tage in Bahrain auf. In dem kleinen Königreich am Persischen Golf nimmt er unter anderem an einer interreligiösen Konferenz teil und trifft mit muslimischen Religionsvertretern zusammen. Weiter ist eine ökumenische Begegnung mit anschließendem Friedensgebet in einer der größten katholischen Kirchen Arabiens und eine katholische Messe im Nationalstadion von Bahrain geplant.
Für das zweitägige "Bahrain Forum for Dialogue", an dessen Abschlusszeremonie der Papst am Freitag teilnehmen wird, und die weiteren Termine des Papstbesuches ist auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn nach Bahrain gereist.
Quelle: kathpress