27. Okt 2022
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Hospiz-Präsidentin: Lebenszeit miteinander bewusst gestalten
Die verbleibende gemeinsame Lebenszeit mit sterbenden Mitmenschen bewusst zu gestalten anstatt den nahenden Tod auszublenden: Dazu ermutigt die neue Präsidentin des "Dachverband Hospiz Österreich", Barbara Schwarz. Es gehe darum, Angehörige zu ermuntern, mit den Betroffenen noch einmal zu reden, Erinnerungen auszutauschen, gemeinsam über Erlebnisse zu lachen, sagte Schwarz im Interview der "Kleinen Zeitung" am Allerheiligentag (Dienstag). "Es ist besser, voneinander Abschied zu nehmen, als sprachlos zu bleiben", betonte Schwarz. Oft werde das Thema tabuisiert. Zudem sei es wichtig, die Angehörigen mitzubegleiten.
"Das Sterben muss wieder in der Mitte der Gesellschaft stattfinden. Es gehört zum Leben dazu", wünscht sich Schwarz eine Enttabuisierung. Ihr Ziel als neue Präsidentin des Hospiz-Dachverbands sei einerseits, dass die dichte Hospiz-Versorgung im Land weiter ausgebaut werde. Andererseits soll der Hospiz-Gedanke wieder selbstverständlich und allen bewusster werden, "dass das Leben zwischen Geborenwerden und Sterben aufgespannt ist".
Das Sterben "blenden wir ein Leben lang aus", so die Beobachtung von Schwarz: "Trifft es uns dann, machen wir es Betroffenen oft schwer, das Sterben anzunehmen, sich begleiten und, wenn nötig, sich auch palliativ-medizinisch helfen zu lassen." Diese Entwicklung sei möglich geworden, weil "die uns vorgaukelt, dass wir bis 90 nach Möglichkeit jung, fit, schön und lebenslustig sind. Und dann verschwinden wir. Aber so ist das nicht", unterstrich sie.
Dem assistierten Suizid steht die Hospizbewegung "sehr kritisch" gegenüber, erklärte die Präsidentin. Die Frage sei immer, ob es sich dabei wirklich um eine "freiwillige, selbstbestimmte Entscheidung" handele. So eine Entscheidung dürfe nie aus Rücksicht auf andere fallen. "Suizid ist ein Abkürzen, ein Abschneiden", sagte Schwarz. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir alles tun müssen, damit Menschen diesen assistierten Suizid nicht in Anspruch nehmen wollen."
Quelle: kathpress