"Orden on air": Neuer Podcast über Trauer, Liebe und Verbundenheit
Sterben, Tod und Trauer stehen unmittelbar vor Allerheiligen und Allerseelen im Mittelpunkt der neuesten Folge des Podcasts "Orden on air". Karin Weiler von der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis gibt sehr persönlich Auskunft über diese Themen, die in ihrem Leben allgegenwärtig sind. Die Theologin und Supervisorin leitetet u.a. den Kurs "Einführung in die Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung" im Wiener Kardinal-König-Haus und ist Bereichsleiterin für Werte, Sozial Pastorale Dienste und Ehrenamt in der CS Caritas Socialis. "Trauer gehört dazu. Denn ohne Trauer gibt es keine Liebe und Verbundenheit. Und ohne Liebe und Verbundenheit gibt es keine Trauer", sagt Sr. Weiler.
Die Situation, dass man gegenüber trauernden Menschen oft nicht weiß, was man sagen oder wie man reagieren soll, kennt jeder. Die Ordensfrau gibt im Podcast auch einige Tipps, wie man mit solch schwierigen Situationen umgehen kann. Grundsätzlich gelte: "Natürlich ist es oft schwierig, die richtigen Worte zu finden, aber darauf kommt es gar nicht an. Das Wesentliche ist, dass man auf die trauernde Person zugeht, dass man da ist."
"Dasein" sei etwas ganz Wichtiges. Es verändere die Situation und sei aber auch bestimmt nicht immer einfach. "Dasein kann sehr anstrengend sein. Ich werde mit Situationen konfrontiert, die oft nur schwer auszuhalten sind. Das kann der Anblick eines leidenden Menschen, eine schlimme Wunde sein, oder auch weil ich selbst unter der Situation leide und eigentlich weg möchte", so Sr. Weiler.
Weiler riet auch, die "Dinge beim Namen zu nennen." Man solle den Tod nicht umschreiben: "Sagen Sie, wie es ist: Er oder sie ist verstorben, und nicht: Er oder sie hat uns verlassen oder ist eingeschlafen." Das seien Umschreibungen, die die Realität nicht gut darstellen und eine gewisse Gefahr in sich bergen würden. "Bei Kindern kann es vorkommen, dass sie Angst vor dem Einschlafen bekommen, weil sie ja miterlebt haben, dass der Opa nicht mehr da ist, weil er 'eingeschlafen' ist. Nennen wir die Dinge beim Namen, tragen wir dazu bei, die Situation zu realisieren, das gehört zum Trauerprozess dazu."
Den Namen aussprechen
Weiters riet Sr. Weiler, den Namen des Verstorbenen auszusprechen. "Der Verstorbene soll ja nicht vergessen werden. Es hilft den Hinterbliebenen, dass wir den Namen nennen, dass wir über ihn sprechen." Man brauche auch keine Scheu haben, jemanden anzusprechen in der Befürchtung, diese Person dann wieder in die Trauer zu holen: "Die Menschen sind sowieso in Trauer, man kann sie nicht 'hineinstoßen'. Man kann ihnen aber beistehen. Und auch wenn Tränen fließen, ist das nicht schlimm. Vor jemandem weinen zu dürfen, ist ja etwas Erleichterndes. Tränen fließen, weil sie etwas zum Fließen bringen."
Kinder miteinbeziehen
Für Eltern gab die Theologin und Supervisorin den Tipp, auch Kindern die Möglichkeit zu geben, sich vom Verstorbenen zu verabschieden. "Für kleine Kinder ist der Tod noch nicht greifbar, sie haben keine konkrete Vorstellung dazu. Deshalb ist es wichtig, dass sie die Trauer und die Verabschiedung miterleben dürfen."
Kinder könnten auch aktiv etwas beitragen: Das könne eine bemalte Schleife für den Kranz sein, eine selbst gestaltete Kerze oder sie könnten etwas in den Sarg dazulegen. "Im 'Roten Anker', der psychotherapeutischen Beratungsstelle für trauernde Kinder und Jugendliche, legen wir da besonders Wert drauf", betonte Sr. Weiler.
Hildegard Burjan: Gründerin und Vorbild
Auf die Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, die selige Hildegard Burjan, angesprochen, betonte Weiler, dass diese nach wie vor ein großes Vorbild sei, für sie selbst, aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen der CS Caritas Socialis.
Sr. Weiler: "Sie war Sozialpionierin, Politikerin, Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, Ehefrau und Mutter. Sie lebte in Spannungen und stellt sich in die Zeit. Ihr war es immer wichtig, das Übel an der Wurzel zu packen, tiefer zu blicken und gemeinsam dem Problem entgegenzutreten."
Burjan habe dabei eine starke Dialogbereitschaft ausgezeichnet. Eine Gesprächsbereitschaft, "die uns in heutigen Zeiten oft fehlt, die aber so dringend notwendig wäre. Denn für die großen Fragen unserer Zeit ist es notwendig, dass wir in einen neuen Dialog treten können", zeigte sich Sr. Weiler überzeugt.
Im Podcast erzählte die Ordensfrau auch über die Innovations- und Pionierleistungen der CS Caritas Socialis - vor allem in den Bereichen Hospiz, Palliative Care und Demenz.
Der Podcast "Orden on air" der heimischen Ordensgemeinschaften holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und - im wahrsten Sinne des Wortes - vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast ist auf der Website der Ordensgemeinschaften Österreich abrufbar und ebenso auf allen größeren Audioplattformen wie Apple, Spotify, Soundcloud, Amazon Music, etc.
(Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress