Wien: Medizinische Uni lädt zu Gedenkgottesdienst für Körperspender
Die Medizinische Universität Wien lädt kurz vor Allerheiligen zu einem ökumenischen Gottesdienst für verstorbene Körperspender. Wie die Erzdiözese Wien in einer Aussendung mitteilte, wird am 27. Oktober um 18 Uhr in der Wiener Votivkirche jener Menschen gedacht, die ihren Körper der medizinischen Wissenschaft überlassen haben. Laut Michael Pretterklieber, Anatomie-Professor an der Medizinischen Universität in Graz und früherer Organisator des Gedenkgottesdienstes, sei die Feier eine Möglichkeit für Angehörige, Wissenschaftler und Studierende, sich gebührend von den Verstorbenen zu verabschieden. Dem Gottesdienst stehen die evangelische Pfarrerin Katharina Payk und der Seelsorger der Katholischen Hochschulgemeinde, P. Simon de Keukelaere, vor.
Im 15. Jahrhundert, zur Zeit der ersten Leichenöffnung in Wien (1404), gab es seitens der Kirche noch theologische Bedenken. Aus Sorge um die Unversehrtheit des menschlichen Körpers, die man für die Auferstehung notwendig erachtete, wurde vom Dompropst ein Obduktionsverbot ausgesprochen. Dennoch wurde von den Brüdern des Hl. Geistes, die sich hauptsächlich der Krankenpflege widmeten, die ersten Obduktionen durchgeführt, was durch ihre Unabhängigkeit vom Domkapitel möglich war. 1749 ermöglichten die Jesuiten an der Universität Wien den Beginn des anatomischen Wissenschaftsbetriebs in Wien.
Die Zahl der Menschen, die daran interessiert sind, ihren Körper post mortem der Anatomie zur Verfügung zu stellen, ist laut der Aussendung anhaltend groß, obwohl damit seit 2004 ein Kostenbeitrag verbunden ist. Der Entschluss kann zu Lebzeiten von der interessierten Person widerrufen werden, Angehörige haben allerdings kein Mitspracherecht. Für sie könne die Feier am Donnerstag ein Moment des Gedenkens und Abschiedsnehmens darstellen. Ihre letzte Ruhe finden die Verstorbenen in einem Gräberfeld auf dem Wiener Zentralfriedhof, wo am 26. Oktober in aller Stille eine Kranzniederlegung stattfindet.
Quelle: kathpress