Bischof Glettler: Stärker in Seelsorge investieren
Eine wachsende Bedeutung der Seelsorge und einen entsprechenden Investitionsbedarf ortet der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler. Angesichts vielfacher Belastungen und brüchig werdender Gewissheiten würden "die uralten Fragen nach einer verlässlichen Ausrichtung des Lebens" mit "neuer Wucht" auftauchen, sagte Glettler bei einer Sendungsfeier für 34 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Sonntag. "Zugleich müssen wir im pastoralen Bereich investieren - und das meine ich nicht nur mit finanziellen Mitteln - weil Seelsorge gerade jetzt so wichtig ist." Glettler feierte den Gottesdienst u.a. gemeinsam mit Generalvikar Roland Buemberger, Bischofsvikar Jakob Bürgler und dem Innsbrucker Dekan Bernhard Kranebitter in der Pfarrkirche Allerheiligen.
Während die Kirche angesichts der aktuellen Krisen zu Einsparungen und verantwortungsvollem Ressourcenumgang verpflichtet sei, dürfe man die zu dieser Zeit so wichtige Seelsorge nicht einschränken: "Menschen sind belastet, vielfach überfordert, irritiert und verängstigt. Für viele tragen in dieser nervösen Zeit die uralten Fundamente des Glaubens nicht mehr. Gewissheiten sind weggerutscht. Aber die uralten Fragen nach einer verlässlichen Ausrichtung des Lebens tauchen mit neuer Wucht auf: Warum? Wofür? Wozu? Es ist unser Auftrag, Menschen jetzt nicht allein zu lassen, so gut wie möglich, das Leben mit ihnen zu teilen und möglichst niemanden zu übersehen."
Zugleich betonte Glettler in seiner Predigt, dass Seelsorgerinnen und Seelsorgern viel abverlangt werde und die persönliche Berufung nie eine abgeschlossene Sache sei, sondern ein permanenter Weg und ein "langsames Hineinwachsen in den Auftrag Jesu, sich selbst immer tiefer involvieren zu lassen". Als Seelsorgerin und Seelsorger mache man daher auch "mehr als irgendeinen Job" - es sei eine Berufung "zur Sorge um Menschen, was auch immer sie momentan beschäftigt, erfreut oder bedrängt." Gelingen könne diese große Aufgabe nur, wenn man einiges dafür aufgebe oder zurücklässt, etwa seine Arbeitszeiten im Büro auf das Notwendige einzuschränken, um tatsächlich bei den Menschen zu sein. Zeit in Begegnungen zu investieren und auch, sich außerhalb der eigenen Wohlfühlzone aufzuhalten. Und schließlich, so Glettler, müsse man "dem Einzelkämpfertum widersprechen und mit anderen zusammenarbeiten."
Quelle: kathpress