"Missio"-Direktor Wallner: "Nicht Ist-Zustand der Kirche feiern!"
Der Auftrag zur Mission sollte am Weltmissionssonntag gefeiert werden, nicht der Ist-Zustand der Kirche. Dazu appellierte "Missio"-Nationaldirektor P. Karl Wallner am Weltmissionssonntag im Wiener Stephansdom, wo er mit dem Wiener Weihbischof Franz Scharl den Festgottesdienst leitete. Im Sinne des II. Vatikanums, wonach die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch sei, sollten alle Gläubigen im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Glauben verkünden und sich für die Kirche einsetzen, so Wallner. Denn: "Die Weltkirche ist durch die Weltmission entstanden und nicht umgekehrt!"
Wallner verwies in seiner Predigt auf das Vorbild von Pauline Marie Jaricot (1799-1862), die im Mai 2022 seliggesprochen wurde. Auf die Französin geht das erste "Werk der Glaubensverbreitung" im Jahr 1822 zurück, das den Grundstock für ein weltweites Missionsnetzwerk legte. Jaricot sei es damals aber nicht nur um Spenden gegangen, sondern auch darum, dass weitere Personen für die Ausbreitung des Glaubens geworben werden. Genau dies solle man sich auch heute zum Vorbild nehmen, so Wallner. Er verwies auf Papst Franziskus: "Ihr seid keine NGO, Spenden sind nicht das Wichtigste - sondern das Gebet!"
Selbst Verantwortung übernehmen
Natürlich sei der Missionsauftrag in der Vergangenheit ernst genommen worden, sagte Wallner, "denn sonst wäre nicht aus elf Apostel eine Weltkirche mit 1,3 Milliarden Mitgliedern geworden." Dazu kämen noch 1,2 Milliarden ebenfalls getaufte Christen anderer Konfessionen. Gleichzeitig erinnerte der "Missio"-Direktor an die sinkende Zahl gläubiger Menschen in Europa: "In England und Deutschland ist mittlerweile mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht getauft!" Kaum besser sei die Situation in Österreich, und in Wien gebe es nur mehr ein Drittel Christen.
Wallner kritisierte, dass viele Menschen angesichts dieser Entwicklung meinten, dass "die anderen" etwas tun sollten: Pfarrer, Religionslehrkräfte, in der Pastoral Tätige. Pauline Marie Jaricot habe das getan, was in ihren eigenen Möglichkeiten lag - rief Wallner zum Mut zur Selbstverantwortung auf. Alle Gläubigen hätten einen Missionsauftrag, und "Mut verändert die Welt."
Den Mut zu missionieren betonte auch Bischof Bernard Marie Fansaka Biniama aus der Diözese Popokabaka in der Demokratischen Republik Kongo in seiner Ansprache. Er richtete sich insbesondere an Eltern, denn sie seien es, die Kinder und Jugendliche zur Kirche bringen könnten: "Die Kirche von morgen liegt bei den Eltern!" Er betonte, dass Mission "mit dir und mir beginnt" und sprach abschließend noch einen Dank an all jene aus, die sich in der Mission engagieren und dafür beten.
Quelle: kathpress