Theologin Polak begrüßt Verlängerung der katholischen Weltsynode
Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak begrüßt die von Papst Franziskus angekündigte Verlängerung der Weltsynode der katholischen Kirche. Bei dem synodalen Prozess gehe es nicht nur um Reformthemen, sondern in erster Linie um eine Haltungsänderung in der Kirche - und die brauche Zeit, erklärte die Theologin im Interview mit Radio Vatikan und "Vatican News" (Dienstag). Der Prozess zur Synodalität solle Spiritualität und Strukturen miteinander verbinden und "eine neue, sehr spirituell vertiefte Haltung" und einen "bestimmten Stil, insbesondere des Zuhörens" fördern, sagte Polak, die in Österreich dem nationalen Synodenteam angehört. "Das braucht Zeit, insbesondere wenn es sich um einen weltkirchlichen Prozess handelt", so Polak. Die Verlängerung sei insofern "sehr klug".
Aus der Perspektive von Ländern wie Österreich, die den synodalen Prozess mit einem Synodenpapier auf nationaler Ebene bereits abgeschlossen haben, sei jetzt allerdings darauf zu achten, dass die Weltsynode in dem "gewonnenen Jahr" auch aktiv weitergeführt wird. Ansonsten sei bis dahin "die Luft draußen" und etwa Personen, die ohnedies eher mit Vorbehalt mitgemacht haben, könnten sich "möglicherweise ganz ausklinken, warnte Polak. "Dieses Jahr sollte also sehr aktiv genützt werden, um den synodalen Prozess als Methode, als Form der geistlichen Unterscheidung aktiv weiterzuführen."
Am Sonntag hatte Papst Franziskus überraschend bekannt gegeben, dass die Weltbischofssynode von 4. bis 29. Oktober 2023 und außerdem neu auch im Oktober 2024 über die Ergebnisse des im Herbst 2021 gestarteten weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses beraten soll. Das römische Synodensekretariat teilte danach mit, die Verlängerung sei von dem Wunsch getragen, nicht nur die Mitglieder der Bischofssynode, sondern "die gesamte Kirche" an dem Beratungsprozess zu beteiligen.
Binnenkirchliche Fragestellungen weiten
Bei der Vorstellung der österreichweiten "Synthese zum synodalen Prozess" im September in Wien hatte die Theologin Polak auf die starke Binnenperspektive der bisherigen Ergebnisse des Synodalen Prozesses in Österreich verwiesen. Inhaltlich äußerten viele Gläubige den Wunsch nach Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche, mehr Mitwirkung von Laien in der Liturgie, einen pastoralen Umgang mit Menschen, die vom kirchlichen Leben ausgeschlossen sind. Auf weltkirchlich anzugehender Ebene wurde unter anderem das Anliegen nach einem Zugang von Frauen zur Weihe und der Lockerung des priesterlichen Zölibats laut. Viele Gläubige wünschten sich auch ein Überdenken bestimmter kirchlicher Positionen im Bereich der Sexualmoral.
"Es ist sehr gut, dass diese Themen jetzt noch einmal auf dem Tisch liegen. In Österreich diskutieren wir über diese Fragen ja schon mehrere Jahrzehnte", sagte Polak im Radio-Vatikan-Interview. Gleichzeitig seien diese Reformanliegen jetzt aber in einen größeren Kontext einzubetten. "Die Leitfrage des synodalen Prozesses ist ja, wie die Kirche im 21. Jahrhundert ihre Sendung verwirklichen kann", erinnerte die Pastoraltheologin. Für Österreich und andere westliche Länder wäre es an diesem Punkt wichtig, "diese stark binnenkirchlichen Fragestellungen noch einmal zu weiten, vielleicht gerade in diesem gewonnenen Jahr, auch auf gesellschaftliche und kirchliche Perspektiven hin."
Ein solcher Prozess brauche allerdings eine gezielte Förderung und Unterstützung auf vielen Ebenen, fügte Polak hinzu. "Da sind vor allen Dingen die Bischöfe gefordert, hier auch entsprechende diözesane Prozesse in Gang zu setzen und zu institutionalisieren, Verantwortliche zu wählen, damit das auch gut weitergehen kann."
Quelle: kathpress