Kiewer Caritas-Leiterin: Brauchen jede Hilfe, Spenden und Gebete
Die Menschen in der Ukraine brauchen angesichts der verstärkten russischen Angriffe der letzten Tage "jede Hilfe, Spenden, Materialien, aber auch Gebete". Das hat die in Kiew lebende Projektleiterin der Caritas Spes, Olena Noha, im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress am Mittwoch betont. Der 10. Oktober, der Tag, an dem Russland zahlreiche zivile Einrichtungen im ganzen Land bombardierte, sei ein schlimmer Tag für die Menschen in der Ukraine gewesen und habe an den Kriegsbeginn im Februar erinnert. Im Unterschied zum Frühjahr seien die Menschen aber nicht mehr so panisch, "sie gehen zur Arbeit und auf den Maidan, sie leben ihr Leben wie gewöhnlich", berichtete Noha von der Situation in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
Die Arbeit der Caritas sei angesichts der Ereignisse der letzten Tage noch schwieriger geworden, so die Projektleiterin. Normalerweise trafen sich die Helferinnen und Helfer jeden Tag im Caritas-Büro im Kiewer Stadtzentrum, um die Hilfe zu koordinieren. Das sei jetzt wegen des andauernden Luftalarms nicht mehr möglich. Am Dienstag seien fünf Stunden lang die Sirenen zu hören gewesen, und auch in der Nacht und mittwochmorgens habe es Alarm gegeben, so Noha. Dieser Umstand würde die Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kiew derzeit dazu zwingen, von zu Hause zu arbeiten.
Die Caritas sei aber in der ganzen Ukraine nach wie vor in der Nothilfe aktiv, berichtete Noha. Der Fokus liege auf dem Ankauf und der Verteilung von Lebensmitteln und Hygienerartikeln. In Anbetracht des herannahenden Winters beginne man auch bereits mit der Verteilung von Decken, Jacken und Heizgeräten. Sorgen machten ihr die aktuell wieder stark ansteigende Zahl von Binnenflüchtlingen, deren Anzahl sie auf sieben Millionen schätzt. Neben den vielen Menschen, die aus dem Ausland in die Ukraine zurückkehrten, sei auch mit einer "Winterwelle" von Vertriebenen aus den östlichen Regionen des Landes zu rechnen, wo etwa die gesamte Elektrizität-Infrastruktur zerstört worden sei.
Es gebe aber auch Zeichen der Hoffnung, so Noha. So habe man bereits im Sommer in einigen Regionen ein Caritas-Wiederaufaufbau-Projekt gestartet, bei dem u.a. beschädigte Häuser mit neuen Fenstern ausgestattet werden. Dafür sei man auch weiterhin auf Spenden aus Europa und Österreich angewiesen. Der vergangene Montag sei ein "Tag des Schreckens" gewesen, sie sei aber der Überzeugung, dass Russlands Präsident Wladimir Putin seine Lage damit nur verschlimmert habe, weil die ganze Welt gesehen habe, dass er ein "Verbrecher und Terrorist" sei, so die Caritas-Spes-Koordinatorin.
Quelle: kathpress