Schwarz: Ungebrochene Bedeutung von Papstschreiben "Laudato si"
Die ungebrochen aktuelle Bedeutung der Papst-Enzyklika "Laudato si" aus dem Jahr 2015 hat der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz betont. Bei einer Podiumsdiskussion im Stift Zwettl weitete er den Blick auf die Enzyklika, die "eigentlich keine reine Umwelt-Enzyklika sei, sondern eine Enzyklika, die die Schöpfung als Ganzes betrachtet" - auch in den sozialen Dimensionen. Er wolle deshalb lieber von einer "ökosozialen Enzyklika" sprechen; verfasst von einem Papst, der aus Lateinamerika kommt und einen "ungeschönten Blick auf europäische Entwicklungen hat und diese auch ungeschönt anspricht".
Gemeinsam mit Bischof Schwarz diskutierten in Zwettl Botschafterin Franziska Honsowitz-Friessnigg, die bis August 2022 die Österreichische Botschaft beim Heiligen Stuhl leitete, und der Zwettler Abt Johannes Maria Szypulski über "Laudato si" und die Auswirkungen des Papstschreibens auf die Kirche und die Gesellschaft. Die St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" berichtete in ihrer aktuellen Ausgabe über die Veranstaltung.
In Österreichs Diözesen und besonders auch in der Diözese St. Pölten habe sich im Hinblick auf Umweltschutz und Schöpfungsverantwortung in den vergangenen Jahren vieles getan, "auch schon vor der Veröffentlichung von Laudato si", unterstrich Bischof Schwarz. Er ist in der Österreichischen Bischofskonferenz u.a. für Umweltfragen zuständig. Für alle Diözesen wurden demnach Leitlinien zum Schutz der Schöpfung erarbeitet. Bis 2030, wenn die neue CO2-Steuer in Kraft tritt, wolle man 60 Prozent des CO2-Ausstoßes einsparen. Anstatt später hohe Steuern zu zahlen, wolle man das Geld jetzt lieber in energiebewusstes Wirtschaften investieren, erklärte Schwarz.
Auch im Finanzbereich hätten die Diözesen, die für die Priesterpensionen hohe Rücklagen bilden müssen, zukunftsweisende Schritte gesetzt, berichtete der Bischof. So würden sich die Diözesen aus allen Investments und Unternehmen zurückziehen, welche fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Erdgas fördern bzw. produzieren.
Ein weiterer Beschluss der Diözesen betreffe die Beschaffung: Beim Einkauf achte man darauf - gerade im Hinblick auf die katholischen Krankenhäuser - Produkte aus der Region zu kaufen, so Schwarz. Und beim Bewirtschaften oder Verpachten von land- oder forstwirtschaftlichen Grundstücken sei man darauf bedacht, dass dies auf biologische und nachhaltige Weise geschehe.
Einige Diözesen seien zudem auch in der Energieerzeugung tätig. So habe man in St. Pölten beim Bildungshaus St. Hippolyt ein Wasserkraftwerk errichtet, das nach einem Probebetrieb demnächst ans Netz gehen und das Haus mit Energie versorgen soll.
Auch die Energiegewinnung durch Photovoltaik-Anlagen sei für die Kirche ein großes Thema, so Schwarz: "Für uns ist der Denkmalschutz eine Herausforderung, weil jedes Kirchengebäude - egal, ob es sich um die Kirche selbst, den Pfarrhof, das Mesnergebäude oder einen Stadel handelt - automatisch denkmalgeschützt ist." Das wiederum bedeute, "dass wir auf diese Gebäude keine Photovoltaikanlagen montieren dürfen", äußerte sich Schwarz kritisch. Nachsatz: "Wir sind im Gespräch, ob man nicht doch bestimmte Gebäude, wie etwa den Pfarrstadel, aus dem Denkmalschutz herausnehmen könnte, um auf diesem Dach eine Photovoltaik-Anlage zu installieren."
Zwettler Bildungshaus mit neuem Schwerpunkt
Seit heurigem Sommer trägt das Bildungshaus des Waldviertler Zisterzienserstiftes den Namen "Bildungshaus Laudato si' Stift Zwettl" und steht damit ganz im Zeichen der Enzyklika von Papst Franziskus. Die Podiumsdiskussion mit dem Bischof war die Auftaktveranstaltung einer Reihe, die sich den Themen des päpstlichen Schreibens widmet. Fragen der ökologischen und sozialen Gerechtigkeit werden künftig freilich ganz grundsätzlich wesentliche Eckpfeiler des Programms des Bildungshauses sein, so Abt Szypulski.
Botschafterin Honsowitz-Friessnigg berichtete bei der Veranstaltung, dass für Papst Franziskus bzw. den Vatikan die Enzyklika weiterhin ein "großes Thema" sei. Mehrfach habe sie Gelegenheit gehabt, mit dem Papst darüber zu sprechen. Die Worte des Sonnengesangs des heiligen Franz von Assisi, die für die Enzyklika namensgebend sind, wurden auch im Garten der österreichischen Botschaft zum Heiligen Stuhl angebracht. Honsowitz-Friessnigg;. "Wir wollten damit zeigen, wie wichtig diese Enzyklika für Österreich ist."
Im Hinblick auf "Laudato si" gehe es für sie vor allem um die Nachhaltigkeit und um den Respekt vor der Schöpfung, betonte die Botschafterin: "Jeder ist eingeladen, beizutragen, dass wir unsere Welt - auch für unsere Kinder - lebenswert erhalten." Auch in ihrer neuen Aufgabe als Leiterin der Abteilung für internationale Wissenschaftskooperation und Dialog der Kulturen und Religionen im Außenministerium wolle sie sich weiterhin für Nachhaltigkeit einsetzen und das Thema bei internationalen Konferenzen einbringen.
Ein geistliches Zentrum für die Jugend
Auch im Stift Zwettl mit seinen zahlreichen Wirtschaftsbetrieben werde in verschiedensten Bereichen schon seit Jahren umweltbewusst und nachhaltig agiert, berichtete Abt Szypulski. So gebe es seit Jahrzehnten eine umweltfreundliche Hackschnitzelheizung und es werde auf die Aufforstung des 2.500 Hektar großen Stiftswaldes geachtet. - Seit dem Mittelalter bewirtschaftet das Stift 18 Teiche mit Karpfen, Forellen oder Hechten. Die Teiche im Waldviertel sollen noch heuer zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt werden.
Die Nachhaltigkeit sei ihm besonders im Hinblick auf die Jugend wichtig. "Wir sollen in 16 Jahren 900 Jahre Stift Zwettl feiern, aber wenn wir heute nichts tun, dann ist diese Feier infrage zu stellen", so der Abt. Er wolle für die Jugend im Stift Zwettl ein geistliches Zentrum schaffen - "einen Ort, wo ihnen Werte vorgelebt werden und sie sich wohlfühlen".
Unter dem Dach des dieser Tage neu gegründeten "Bernardinums" werden in Zukunft mehrere Einrichtungen des Stiftes firmieren, wie "Kirche bunt" berichtete. Neben dem "Bildungshaus Laudato si" sind dies weitere drei Einrichtungen: Ein Exerzitien-Institut, ein hagiotherapeutisches Zentrum und eine Gesundheitsakademie, die die Traditionelle Europäische Medizin mit den christlichen Wurzeln in den Fokus stellen wird. Die beiden letztgenannten Einrichtungen werden im nächsten Jahr ihre Arbeit aufnehmen. (Infos: www.stift-zwettl.at)
Quelle: kathpress