Linz: Telefonseelsorge trotzt Krisen und trüber Jahreszeit
Auf das vielfältige und verlässliche Angebot der Telefonseelsorge haben die Verantwortlichen anlässlich des "Welttags für psychische Gesundheit" (10. Oktober) aufmerksam gemacht. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz machten Expertinnen der Telefonseelsorge Oberösterreich gemeinsam mit Primaria Katharina Glück vom Klinikum Wels-Grieskirchen auf psychische Erkrankungen aufmerksam, die durch die vielen aktuellen Krisen in Kombination mit der trüben Jahreszeit ausgelöst werden können. Und sie gaben Tipps, was dagegen unternommen werden kann.
Seit Februar und dem Beginn des Ukraine-Krieges seien die Anrufe bei der Telefonseelsorge deutlich angestiegen, berichtete Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der Telefonseelsorge Oberösterreich. Bei vielen Telefonaten gehe es um Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Zukunftsängste. "Wir spannen zusammen mit den Anrufern und Anruferinnen einen Schutzschirm für die Seele und sprechen über Situationen, die Freude machen und Dinge, die gelungen sind. So können wir die Dankbarkeit und Freude in den Vordergrund rücken", erläuterte Lanzerstorfer-Holzner. In schwierigen Lebenssituationen sei es am wichtigsten, sich außenstehende Hilfe zu holen. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge helfen als neutrale Person, ohne dass die Anrufenden Angst vor einer Bewertung haben müssen", so Lanzerstorfer-Holzner.
Silvia Breitwieser, Leiterin der OÖ-Telefonseelsorge ging auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein, die sich vor allem bei der Chat-Beratung der Telefonseelsorge Hilfe holen: "Jüngere Generationen suchen sich dort Hilfe, wo sie sich sonst auch bewegen". Wegen der hohen Nachfrage wurde das Angebot der Chat-Beratung ausgebaut und kann täglich von 16 bis 23 Uhr in Anspruch genommen werden. "Gerade Jugendliche und junge Erwachsene brauchen Menschen, denen sie sich anvertrauen können", so Breitwieser.
Einfache Vorsätze, gesunder Lebensstil
"In der Akutpsychiatrie hören wir derzeit immer wieder, dass Einsamkeit und Isolation infolge der Pandemie bei vielen Menschen nachwirken und oftmals mitauslösend für eine aktuelle Episode einer psychischen Erkrankung sind", sagte Katharina Glück vom Klinikum Wels-Grieskirchen. Speziell Depressionen, Angsterkrankungen, Essstörungen und Suchterkrankungen hätten durch die Pandemie deutlich zugenommen. Die Folgen der aktuell herausfordernden Zeit würden vermutlich aber erst mit einer gewissen Verzögerung in der Akutpsychiatrie ankommen.
Um den Risikofaktoren entgegenzuwirken, riet Glück zu einfachen Vorsätzen, die zu einem gesünderen Lebensstil führen. Dazu gehörten eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und Sport, ausreichend Schlaf und regelmäßige soziale Kontakte. Ein wesentlicher Faktor, speziell im Herbst und Winter, sei zudem genügend Tageslicht. "In der lichtarmen Jahreszeit wird vergleichsweise mehr Melatonin und weniger vom Glückshormon Serotonin ausgeschüttet, was zu Müdigkeit, Energiemangel bis hin zur Depression führen kann. Dagegen hilft: Hinaus ins Freie so oft es geht!" Insbesondere, wenn die Sonne scheint, sollte man hinaus, aber auch bei trübem Wetter sei es draußen deutlich heller als in Innenräumen, erklärte Glück.
Ein weiterer wichtiger Bereich sei der unmittelbare Lebensraum. Gerade in Krisenzeiten sei es wichtig, sich in der eigenen kleinen Welt wohlzufühlen. "Herbstliche Dekoration der Wohnung, Kerzenlicht, duftender Tee oder ein Blumenstrauß erfreut nicht nur das Auge, sondern steigert das Wohlbefinden", empfahl Glück.
Die Telefonseelsorge ist österreichweit mit ehrenamtlich Mitarbeitenden unter der Hotline 142 rund um die Uhr sowie per Mail- oder Chat-Beratung (16-23 Uhr) erreichbar. (Infos: www.telefonseelsorge.at)
Quelle: kathpress