Neues Burgenland-Buch des früheren Eisenstädter Diözesansprechers
"Das uneindeutige Land" lautet der Titel des neuen Buches des früheren Pressesprechers der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig. Als Nachtrag zu drei eng miteinander verbundenen Jubiläen ("100 Jahre Burgenland", "100 Jahre selbständige burgenländische Teilkirche als Apostolischen Administratur" und "60 Jahre Diözese Eisenstadt") legt Orieschnig eine in dieser Form neuartige Studie des Burgenlands vor. Er lässt in Kombinationen Objekte, Orte und Menschen zu Wort kommen, denen er im Laufe seiner zehnjährigen beruflichen kirchlichen Tätigkeit im Burgenland begegnet ist und die ein ganz anderes Burgenland fernab touristischer Selbstinszenierung zeichnen. Präsentiert wird das neue Buch am Donnerstag, 13. Oktober, um 19 Uhr in der Orangerie im Schlosspark Eisenstadt.
Orieschnig führte mit rund 40 Persönlichkeiten Interviews, die dem Burgenland zutiefst verbunden sind. Diesen ordnete er ausgewählte Objekte zu, die typisch für das Burgenland stehen. Weshalb hat Orieschnig für Landeshauptmann Hans Peter Doskozil als Gegenstand eine Mariazeller Pilger-Rosenkranz gewählt und für das Rockduo Cari-Cari eine Zahlreliquie des heiligen Klemens Maria Hofbauer? Was verbindet die Moderatorin Barbara Karlich mit der halbautomatischen Armbanduhr des ersten Eisenstädter Diözesanbischofs Stefan Laszlo und weshalb hat der Autor dem aktuellen Bischof Ägidius Zsifkovics als Objekt einen Polizeicontainer des Innenministeriums zugedacht? - Diese und viele weitere Fragen werden in Orieschnigs Buch gelüftet.
Den Reigen der Gegenstände, anhand derer sich Orieschnig dem Burgenland nähert, beginnt mit der Päpstlichen Errichtungsbulle der Diözese Eisenstadt (1960) und endet mit einer Reliquie des heiligen Martin von Tours (4. Jahrhundert). Wiewohl der Ansatz des Autors weit über den kirchlichen bzw. religiösen Rahmen hinausreicht, fällt auf, wie sehr das Burgendland von Kirche und Religion geprägt ist. Orieschnig selbst beschreibt sein Buch als eine "burgenländische Großanalyse: Psychogramm, Geschichtsbuch, Zukunftsplädoyer und Liebeserklärung in einem", dem er sich mit Fotografien, Essays und Interviews nähert.
Der Autor legt laut Verlag "die Querverbindungen zwischen Alltag und Kult, Politischem und Religiösem, bewusstem Gestalten und unbewusster Seelenströmung offen, die Österreichs jüngstes Bundesland bis heute bestimmen und als ein zukunftsträchtiges Stück Europa ausweisen".
In seinem Vorwort versucht der Autor zudem, den eigentliche burgenländische Beitrag zur Zukunft und zum Frieden der Völker zu skizzieren. Er sieht denselben vor allem in der in Jahrhunderten hart erworbenen Fähigkeit, "Uneindeutigkeiten und Widersprüche auszuhalten". Burgenländische "Ambiguitätstoleranz", so der sperrige psychologische Fachausdruck, sei der kostbarste Rohstoff dieses Landes "und müsste, wenn es technisch möglich wäre, sofort in Flaschen abgefüllt und in großen Mengen in die Kriegs- und Krisengebiete dieser Welt exportiert werden". Dass auch der burgenländische Rohstoff Nummer zwei, der Wein, bei der Verkraftung von Uneindeutigkeiten hilft, "tut dem keinen Abbruch".
Zeitgeschichtlichen Wert verdient das Buch u.a. auch dadurch, dass es wohl die letzten Interviews mit dem Violinvirtuosen Toni Stricker (verstorben am 16. Februar 2022) und dem Schauspieler Frank Hoffmann (verstorben am 4. Juni 2022) dokumentiert.
(Dominik Orieschnig: "Das uneindeutige Land. Eine Geschichte des Burgenlands, erzählt durch Objekte, Orte und Menschen." Echomedia Buchverlag, Wien 2022.)
Quelle: kathpress