60 Jahre Konzil: Katholische Aktion sieht Papst als "Bremsenlöser"
"Eine Kirche, die stillsteht, bleibt zurück": Mit dieser Warnung hat die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) an die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 60 Jahren, am 11. Oktober 1962, erinnert, das Papst Johannes XXIII. mit dem Anliegen einer "Verheutigung" (ital.: "Aggiornamento") der Kirche einberufen hatte. Und den jetzigen Papst Franziskus betrachtet das von Ferdinand Kaineder, Brigitte Knell und Katharina Renner gebildete "KAÖ-PräsidentInnen-Team" als einen, der aktuell versuche, "die Bremse zu lösen". Er habe den "Synodalen Prozess" gestartet, "der die katholische Weltkirche wieder auf den Weg einer lust- und kraftvollen Erneuerung bringen soll, aus Treue zu ihrer Sendung und Aufgabe", wie es in einer KAÖ-Aussendung am Montag heißt.
Das Leitungs-Trio äußerte die Hoffnung, dass das von Franziskus initiierte Reformbestreben von Erfolg gekrönt sein wird. Auch zum Auftakt des Zweiten Vatikanischen Konzils habe es viel Zweifel und Widerstand gegeben. In den ersten Jahren nach dem Konzil seien viele der Reformanliegen auf den Weg gebracht und umgesetzt worden, erinnerten Kaineder, Knell und Renner.
Aber: "Wie schon während des Konzils gab es und gibt es bis heute ein Ringen zwischen reformorientierten und konservativen Kräften, wobei in einem gewissen Abstand zum Konzil letztere erstarkten und wieder mehr Einfluss gewannen." Die Erneuerung geriet laut KAÖ ins Stocken, besonders auch im Blick auf verstärkte Mitentscheidungsmöglichkeiten der Laien. Viele Gläubige hätten die Kirche nicht mehr wie von Johannes XXIII. gewünscht "im Sprung nach vorne" erlebt, sondern - wie es der Konzilsteilnehmer Weihbischof Helmut Krätzl einmal nannte - "im Sprung gehemmt".
Blick nach vorne richten
Der Rückblick auf die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 60 Jahren am 11. Oktober 1962 ist für das "KAÖ-PräsidentInnen-Team" vor allem eine "Ermunterung, den Blick nach vorne zu richten". Das Konzil habe eine Reihe von entscheidenden und tiefgreifenden Reformen auf den Weg gebracht. Dabei seien die Konzilsväter von einem neuen Selbstverständnis der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen, als "Volk Gottes" ausgegangen und dem Ziel einer Kirche verpflichtet gewesen, die "sich den Erfordernissen der Zeit stellt".
Auch Papst Franziskus wisse: "Eine Kirche, die stillsteht, die im Erreichten verharren will, bleibt zurück, wird von vielen nicht mehr als jene Gemeinschaft erlebt, die mit ihnen unterwegs ist bzw. mit der sie gemeinsam unterwegs sein können." Auf die Katholische Aktion Österreich könne der Pontifex im Synodalen Prozess zählen: Die offizielle katholische Laienbewegung habe ihre Anliegen auf diözesaner und nationaler Ebene eingebracht. Nachzulesen seien sie in fünf Themendossiers der KAÖ zu den Themen "Beteiligung und Mitverantwortung", "Ökologische Umkehr und Mitweltgerechtigkeit", "Arbeit und soziale Fairness", "Der Weg zum Frieden" und "Geschlechtergerechtigkeit" (siehe www.kaoe.at/dossiers). Österreichs Bischöfe haben diese und andere Wünsche und Hoffnungen der Gläubigen in einer "nationalen Synthese" zusammengetragen und an die Synoden-Verantwortlichen im Vatikan weitergeleitet.
Quelle: kathpress