Bures bei Ternberg-Gedenken: Erinnerung an NS-Gräuel wachhalten
Die Notwendigkeit, das Gedenken an die Gräuel der NS-Zeit auch für künftige Generationen wachzuhalten, hat die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures bei der traditionellen Gedenkfeier im früheren KZ-Außenlager Ternberg im oberösterreichischen Ennstal betont. Zusammen mit rund 150 Menschen - unter ihnen auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer - gedachte die SPÖ-Politikerin am Freitag (7. Oktober) der Opfer des Nationalsozialismus, wie die Diözese Linz am Sonntag berichtete. Die Gedenkstätte war 2008 im Zuge der Jugendsozialaktion "72 Stunden ohne Kompromiss" von Jugendlichen im Keller der Pfarrbaracke in Ternberg eingerichtet worden. Seither findet hier jährlich eine von der Katholischen Jugend u.a. unter Beteiligung des Mauthausen Komitee Österreich organisierte Gedenkfeier statt.
Bures hielt dabei heuer die traditionelle Gedenkrede. Ihre eigene Politisierung sei in jungen Jahren von Zeitzeugen und Überlebenden des NS-Terrors geprägt worden, berichtete die Politikerin. Diese persönlichen Erzählungen seien für sie der stärkste Impuls für die Auseinandersetzung mit der Zeit des Faschismus gewesen. Nun, da es kaum noch Überlebende gebe, müsse die Erinnerungskultur für künftige Generationen auf andere Weise wachgehalten werden, so Bures.
Ihrer Überzeugung nach werde das Erinnern künftig stärker an Orte gebunden sein. Auch Orte wie die Lager der Vernichtung und des Massenmordes seien "Zeugen" und hinterließen Spuren und Erinnerungen, so die Politikerin. "Und doch wissen wir, dass der Faschismus nicht in den Konzentrationslagern und den Außenlagern begann, sondern in der Mitte unserer Gesellschaft. Für das 'Wehret den Anfängen' ist es wichtig, auf die Anfänge des Faschismus zu blicken und sie in Erinnerung zu rufen", betonte Bures.
Die Zweite Nationalratspräsidentin dankte in diesem Zusammenhang der Katholischen Jugend für die aktive Gedenkarbeit, wie sie in Ternberg geschehe. "Zukunft braucht Vergangenheit. Sie halten durch diese Gedenkveranstaltung die Vergangenheit am Leben und leisten damit einen ganz wesentlichen Beitrag zum Niemals-Vergessen", würdigte Bures das Engagement der jungen Menschen.
"Politischer Widerstand" im Fokus
Die heurige Gedenkfeier stand gemäß dem Jahresschwerpunkt des Mauthausen Komitees Österreich unter dem Motto "Politischer Widerstand". "Es ist notwendig, sich immer vor Augen zu halten, wozu Menschen fähig sind, und sich im Sinne eines 'Niemals-Wieder' zum Frieden und zum Einsatz dafür zu bekennen", sagte die ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend Oberösterreich, Magdalena Lorenz. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus habe es Menschen gegeben, die inmitten all des Leids und der Gräuel Widerstand leisteten. Als Beispiele nannte Lorenz Namen wie Hans und Sophie Scholl, Bischof Clemens August Graf von Galen, Oskar Schindler und Dietrich Bonhoeffer.
Widerstand brauche eine Quelle, aus der er sich speisen könne: einen gleichsam angeborenen Mut oder einen Hang zur Aufmüpfigkeit, weltanschauliche Überzeugungen oder den Glauben, der "die Frage nach einer Hoffnungsdimension stellt, die das rein Irdische und Unmittelbare überschreitet", so Lorenz weiter. Nicht zuletzt sei es Aufgabe der Jugend, "mit ihren Störungen anzuecken, wachsam zu sein und Widerstand zu leisten, bevor es zu spät ist", zeigte sich die KJ-Vorsitzende überzeugt.
Nach den Grußworten gestalteten die Jugendliche einen bewegenden Gedenkakt. Bereits im Vorfeld hatten sich die jungen Menschen intensiv mit der Frage auseinander, was für sie "politischer Widerstand" bedeutet. In einem Rollenspiel wurde auf die Widerstandskämpferin Sophie Scholl eingegangen, bevor sich die Anwesenden alle Beteiligten in der Pfarrbaracke darüber austauschten, wie Zivilcourage in der heutigen Zeit geleistet werden kann.
Quelle: kathpress