Schönborn: Glaube und Wissenschaft sind kein Widerspruch
Am Beispiel des frisch gekürten österreichischen Nobelpreisträgers Anton Zeilinger wird deutlich, dass Glaube und Wissenschaft kein Widerspruch sind. Darauf hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Freitagskolumne für die Tageszeitung "Heute" aufmerksam gemacht. Zeilinger habe "nie verheimlicht, dass es für ihn vernünftig ist, an Gott zu glauben", wies der Wiener Erzbischof hin. Der am Dienstag mit dem Nobelpreis ausgezeichnete 77-jährige Quantenphysiker sei immer wieder gefragt worden, ob er bei seiner Forschung "gar auf Gott gestoßen ist, den Schöpfer der Welt". Darauf habe der Physiker ganz nüchtern geantwortet: "Den lieben Gott kann man nicht entdecken. Das ist eine Frage des Glaubens, nicht des Wissens."
Schönborn bekundete "höchsten Respekt vor diesem großen Wissenschaftler", er habe öfter spannende Diskussionen mit dem Quantenphysiker geführt. "Ich bewundere seine Forschungen über die kleinsten Teilchen der Materie. Aus ihnen ist unsere ganze Welt aufgebaut", so Schönborn. Manche meinten, alles sei vom Zufall hervorgebracht und bestimmt. "Anton Zeilinger erinnert daran, dass die Naturgesetze nicht erklärbar sind. Dass Gott dahintersteht, will er nicht ausschließen", so der Wiener Kardinal.
Zeilinger selbst hatte sich in seiner Laufbahn oftmals für ein Miteinander von Wissenschaft und Religion ausgesprochen. Konflikte gebe es erst dann, wenn eine der beiden Disziplinen ihren Kompetenzbereich überschreite, so seine Ansicht. Habe zu Beginn des Mittelalters die Kirche teils unhaltbare Positionen vertreten, kämen solche Verstöße heute vonseiten der Naturwissenschaft. Deren Vertreter glaubten teilweise, eine religiöse Weltsicht widerlegen oder ins Lächerliche ziehen zu können - was "Unsinn" sei, denn: "Gott ist nicht fassbar". Zeilinger zitierte in diesem Zusammenhang einmal einen anderen Physiknobelpreisträger - Werner Heisenberg (1901-1976): "Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch, aber am Grunde des Bechers wartet Gott."
Quelle: kathpress