Hubert Weber eröffnet als neuer Rektor Studienjahr an KPH Wien/Krems
Mit einem Festakt wurde das neue Studienjahr an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems am Montag eröffnet. Höhepunkt war dabei die feierliche Inauguration von Hubert Philipp Weber (53) zum neuen Rektor einer der größten Lehrerausbildungseinrichtung in Österreich. Dem voraus gegangen war am Nachmittag eine interreligiöse Feier im Festsaal des Campus Wien-Strebersdorf. Am Dienstag erfolgte dann ein Festakt am zweiten großen Hochschulstandort, dem Campus Krems-Mitterau. Die tatsächliche Amtsübergabe vom bisherigen Rektor Christoph Berger an Weber war bereits am 30. September erfolgt.
Bei der Inauguration in Wien thematisierte Kardinal Christoph Schönborn als Protektor der Hochschule die Eckpunkte für das kirchliche Engagement bei der Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen. "Die KPH Wien/Krems ist mir ein sehr großes Herzensanliegen", betonte der Wiener Erzbischof. Im Unterschied zu vielen anderen Ländern, wo die Lehrerausbildung ausschließlich in der Hand des Staates sei, gebe es in Österreich eine bewährte Zusammenarbeit von Staat und Kirchen. Die Bischofskonferenz habe vor Jahren bei der organisatorischen Umstellung und Aufwertung der Lehrerausbildung auf Hochschulen eine Entscheidung für den Verbleib in der Lehrerausbildung getroffen, hielt der Kardinal fest.
Anschaulich würdigte der Kardinal die Qualitäten seines langjährigen Sekretärs Weber. Kreativität, Präzision und Organisationsgeschick zeichneten den neuen Rektor genauso so aus wie seine Gabe, Beziehungen aufzubauen und zu vernetzen. "Du hast eine unglaubliche Gabe, theologische Zusammenhänge verständliche zu vermitteln", würdigte der Kardinal die "hohe theologische Kompetenz" Webers. Den scheidenden Rektor Berger lobte Schönborn für seine Gestaltungskraft in den vergangenen Jahren. Für die Zukunft wünschte der Kardinal, dass die KPH und die gegenwärtigen, außergewöhnlichen Herausforderung, durch das pädagogische Vertrauen in die Fähigkeiten der jungen Menschen und durch Zuversicht gemeistert werden mögen.
Nach der Ansprache überreichte der Kardinal dem neuen Rektor Urkunde und Rektoratskette. Auch die beiden Vizerektoren Andreas Weissenbäck und Thomas Krobath erhielten ihre Ernennungsurkunden.
Weber: "Für mich ein Ruf Gottes"
"Es ist mir eine Ehre und Freude, dass ich diesen Dienst als Rektor antreten darf", sagte Weber in seiner Dankesrede. Der neuen Aufgabe sei eine Berufung vorausgegangen, "für mich ein Ruf Gottes", bekannte der neue Rektor. "Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch", zitierte Weber programmatisch Irenäus von Lyon. Die Aufgaben von Glauben und Kirche sei es, "das Menschsein, die Humanität zu fördern". Dies sei auch die Hauptaufgabe einer kirchlichen Hochschule. Diese müsse Vielfalt und Diversität positiv wahrnehmen, ganz fehl am Platz wären voreilige Vereinfachungen eines komplexen Bildungsauftrages und einer ebenso komplexen Bildungslandschaft. Der Sinn für das Gemeinsame und das Miteinander sei Religionen inhärent - sie würden diese Haltung in der KPH vorleben.
"Qualität, Kultur und Profil" müsse die KPH auszeichnen, damit sie für Studierende attraktiv ist, unterstrich der neue Rektor. Studienverkürzungen seien daher keine Option, so Weber, "weil sie die Qualität schmälern würden".
Die Vorsitzende des Hochschulrats, Andrea Pinz, strich am Beginn des Festaktes den "ureigenen kirchlichen Bildungsauftrag" hervor. Sie überreichte dem neuen Leitungsteam an der KPH zum Einstand symbolisch eine Schultüte. Darin enthalten war u.a. eine Bibel auf Griechisch und Latein als "Leitfaden für ein gutes Leben".
KPH steht für ökumenische Zusammenarbeit
Grußworte sprachen der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist in Vertretung von Bischof Michael Chalupka sowie - in Vertretung von Bildungsminister Martin Polaschek - Sektionschefin Margareta Scheuringer. "Was ewig bindet, eint Religionen" - dieses Motto stellte Geist in das Zentrum seiner Rede. Die KPH gebe Zeugnis für ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit und Diskurs inmitten einer multioptionalen Gesellschaft. Das Streben nach Wissen sei ein ewiges Suchen und Ringen und dies verbinde die Religionen an einem Ort der Bildung.
Scheuringer betonte den zentralen Stellenwert von PHs für Lehrerinnen und Lehrer. Pädagogische Hochschulen sollen in Zukunft mehr als bisher den Schulen "Support gebe", und der neue Rektor und sein Team brächten dafür alle nötigen Qualifikationen mit. Die Vertreterin des Bildungsministeriums unterstrich die Bedeutung der KPH Wien/Krems für die österreichische Bildungslandschaft als größter Standort für die Ausbildung von Religionslehrer und drittgrößte Ausbildungsstätte für literarisches Lehrpersonal im Grundschulbereich.
Erfolgreiche kirchliche Bildungsarbeit
Im Vorfeld seiner Inauguration hatte Weber im Interview mit Kathpress das kirchliche Engagement im Bildungsbereich als "eine Erfolgsgeschichte und ein echtes Zukunftsprojekt" bezeichnet. Die KPH sei eine weltweit einzigartige Einrichtung, weil sie von mehreren christlichen Kirchen gemeinsam und in Kooperation mit anderen Religionsgemeinschaften getragen wird, erinnerte Weber. Das verlange aber von allen Beteiligten eine hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Es lohne sich aber, diese Herausforderung anzunehmen, "denn eine kooperative Haltung wird für die Zukunft unserer Gesellschaft unerlässlich sein", zeigte sich der neue Rektor, der zehn Jahre Sekretär von Kardinal Schönborn und Leiter des erzbischöflichen Sekretariates war, überzeugt.
Das Engagement der Kirchen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern sei ein wesentlicher Beitrag für die Entwicklung der Gesellschaft. Die Stärke der KPH sieht Weber in der dualen Ausrichtung: Sie bietet sowohl eine allgemeine als auch eine spezifisch religiöse pädagogische Bildung an. Im Religionsbereich gibt es Angebote für insgesamt neun Konfessionen oder Religionen. "Die Zusammenarbeit über die Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg bedeutet keine Relativierung der je eigenen Religion, sondern stärkt die Sensibilität füreinander, ganz im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils", so der katholische Theologe.
In einer kirchlichen Einrichtung sei die Sensibilität für Glaubensfragen und die religiöse Praxis besonders wichtig. "Das Verständnis für die eigene Religion und andere ist die Voraussetzung für ein gutes Miteinander", so Weber. Die KPH stehe für die Überzeugung, dass die Religionen zum Fortschritt der Gesellschaft ebenso wichtige, positive Beiträge leisten können wie zu einem friedlichen Zusammenleben.
Generalsanierung steht an
Der 1969 in Bruck/Mur geborene Weber studierte katholische Theologie und Philosophie an der Universität Wien. Seit 2012 ist er enger Mitarbeiter von Kardinal Schönborn. Weber ist zudem Lehrbeauftragter an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät im Fachbereich Dogmatik und Autor sowie Herausgeber zahlreicher theologischer Bücher.
Weber wurde im Frühjahr vom Hochschulrat unter dem Vorsitz von Schulamtsleiterin Andrea Pinz einstimmig und nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren zum neuen KPH-Rektor ernannt. Als Leiter des erzbischöflichen Sekretariates hat Weber bisher u.a. die diözesane Projektgruppe zur Standortentwicklung und Generalsanierung der KPH Wien koordiniert. Basis dafür ist ein im Herbst 2021 getroffener Grundsatzbeschluss der Erzdiözese Wien. Damals votierte der diözesane Wirtschaftsrat für den Fortbestand und Ausbau bzw. Modernisierung des Standortes Strebersdorf.
Die KPH Wien/Krems ist Österreichs größte Private Pädagogische Hochschule mit sieben Standorten in Wien und Niederösterreich zur Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Strebersdorf ist der größte Standort. Die Hochschulstiftung der Erzdiözese Wien hat die KPH errichtet und erhält diese gemeinsam mit der Diözese St. Pölten und der Evangelischen, der Orthodoxen, den Orientalisch-Orthodoxen und der Altkatholischen Kirche sowie in Kooperation mit den Freikirchen und anderen in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften. Die Hochschule hat derzeit ca. 2.600 Studierende in der Erstausbildung, ca. 1.000 Studierende in Weiterbildungslehrgängen und 13.700 Studierende im Bereich der Fortbildung.
Quelle: kathpress