Theologe: "Größte und beispiellose Reform einer weltweiten Institution"
Große Momente und große Jubiläen verlangen nach großen Worten; eben diese fand der emeritierte Innsbrucker Dogmatiker Prof. Jozef Niewiadomski in einer ausführlichen Stellungnahme auf der Website der Diözese Innsbruck aus Anlass des 60. Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Darin heißt es: "Am 11. Oktober 1962 war die Welt nicht nur Zeuge eines großartigen Events. Was an diesem Tag begann, ist zu der größten und beispiellosen Reform einer weltweiten Institution geworden." Detailreich zeichnet Niewiadomski dabei nach, inwiefern das Konzil zu einem "Auftakt großer Neuerungen" und zu dem von Papst Johannes XXIII. gewünschten "Sprung nach vorne" wurde.
Das Geheimnis des Erfolges des Konzils lag für Niewiadomski nicht nur in der Person der Konzilspäpste Johannes XXIII. (1881-1963) und Paul VI. (1897-1978) begründet, sondern darin, dass sie kluge Personalentscheidungen getroffen haben, dass die Konzilsväter den Mut zum Aufstand gegen kurial-konservative Pläne zeigten und dass den Konzilstheologen eine besondere Rolle beim Konzil zukam. Seien die vorbereiteten Dokumente und Vorarbeiten zum Konzil noch einer "Mentalität des Stillstands verpflichtet" gewesen, so hätten die Kardinalserhebungen von Erzbischof Giovanni Battista Montini (dem späteren Papst Paul VI.), von Erzbischof Franz König (Wien) und Erzbischof Julius Döpfner (Berlin) wichtige Weichenstellungen in Richtung eines Aufbruchs dargestellt.
Konzil im Zeichen der "Teenager-Theologen"
Niewiadomski weiter: "Eine kaum zu überschätzender Quelle der Innovation stellten die vom Papst ernannten 'Periti' (vom lateinischen: klug, erfahren) und Konzilstheologen dar. Der deutsche Sprachraum glänzte dabei mit dem Moraltheologen Bernhard Häring, und den Dogmatikern: Karl Rahner, Michael Schmaus, den beiden "Teenager-Theologen" Hans Küng (bei der Eröffnung des Konzils 34 Jahre alt) und Joseph Ratzinger (damals 35 Jahre alt), sowie dem späteren Kardinal Alois Grillmeier."
Durch diese Entscheidungen seien die gerade im Vorfeld des Konzils starken konservativen Kräfte, die auf ein rasches Ende des Konzils hofften, in die Schranken gewiesen worden und "der vom Papst in seiner Eröffnungsansprache gewünschte 'Sprung nach vorne' wurde damit zur Wirklichkeit", so Niewiadomski. Die vielen wichtigen Weichenstellungen und Dokumente bis hin zu Folge-Ereignissen wie dem aus dem Konzil hervorgegangenen "Katechismus der Katholischen Kirche" von 1992 oder dem überarbeiteten "Codex iuris canonici" von 1983 sollten das Konzil nicht nur zu einem "großartigen Event" machen, sondern zu einem beispiellosen Reform-Projekt.
"Schon deswegen dürfen wir Katholiken stolz sein und zum Jubiläum ein Dankgebet, ein Te Deum, anstimmen. Aber auch ein Gläschen auf die vielen Konzilsväter trinken. Sie mögen vom Himmel aus für die Kirche unserer Gegenwart den Segen erbitten", so der Innsbrucker Theologe abschließend.
(Stellungnahme von Prof. Niewiadomski im Wortlaut: www.dibk.at/Themen/Vatikanum-II-Auftakt-grosser-Neuerungen)
Quelle: kathpress