Ordensmann: In Aleppo gibt es nur mehr 20.000 Christen
Insgesamt leben wohl nur noch höchstens 20.000 Christen in der nordsyrischen Metropole Aleppo. Vor dem Syrien-Krieg sollen es 250.000 gewesen sein. Diese Zahlen nennt der syrische Ordensmann P. Dani Gaurie in der aktuellen Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt". "Die Situation in Aleppo ist sehr dramatisch, die Menschen kämpfen jeden Tag ums Überleben. Es gibt kaum Wasser und Strom, keinen Treibstoff, keine Jobs, viele haben kein Einkommen, oft nicht einmal das Notwendigste zum Überleben. Und es gibt keine Heizungen, im Winter frieren die Menschen", so der Salesianer Don Boscos.
In der 1948 gegründeten Niederlassung der Salesianer in Aleppo leben zurzeit vier Priester und ein Bruder. Etwa 800 Kinder und Jugendliche besuchen Woche für Woche das Don Bosco Zentrum. Die Jüngsten sind im Volksschulalter, die Ältesten studieren. Rund 120 Jugendliche und junge Erwachsene unterstützen die Salesianer als Erzieher und Animatoren.
P. Gauri: "Manche Kinder fragen uns, ob sie zum Haarewaschen kommen können, denn sie haben kein Wasser zu Hause." Viele Kinder, die das Don Bosco Zentrum besuchen, wohnten zudem in entfernten Stadtteilen. Sie werden mit Bussen abgeholt. Genau das sei aber aufgrund der hohen Treibstoffkosten für die Salesianer aktuell ein Problem. Der Besuch im Zentrum sei für die jungen Menschen jedoch sehr wichtig, so Gaurie: "Hier können die Kinder und Jugendlichen lernen, Freunde treffen und gemeinsam spielen."
Die mangelnde Stromversorgung ist eines der größten Probleme für die Menschen in Syrien, da das Stromnetz in vielen Landesteilen noch immer stark beeinträchtigt ist, bestätigte auch Mohamad Jasser, Leiter des UN- Entwicklungsprogramms für Aleppo in "Kirche bunt": "Ein Hauptproblem ist, dass 2016 die Stromversorgung in Aleppo privaten Eigentümern überlassen wurde. Damit wurde ein Monster geschaffen. Heute gibt es nur noch ein bis zwei Stunden Strom am Tag." Der Rest komme von privaten Stromgeneratoren, die mit Diesel betrieben werden. Und Diesel werde über den Schwarzmarkt eingekauft. Die hohe Inflation und der Verfall der Landeswährung treffe die Menschen im Alltag hart.
Ein weiteres Problem sind die im Juni 2020 von den USA verhängten Wirtschaftssanktionen, die weniger die Regierung, sondern vielmehr die Bevölkerung treffen, sagte der UN-Experte. 60 Prozent der Bevölkerung würden Hunger leiden.
Junge Menschen sollen bleiben
Die Salesianer würden sich dafür einsetzen, dass die jungen Menschen in Syrien bleiben, so P. Gaurie: "Die jungen Menschen in Syrien haben Hoffnung. Für sie ist es wichtig, ihr Leben gestalten zu können. Aber es wird immer schwieriger und viele denken daran, das Land zu verlassen. Jede Unterstützung, um die Hoffnung nicht zu verlieren, ist gut."
Die Salesianer Don Boscos haben Syrien während des Krieges nie verlassen. In Damaskus, Aleppo und Kafroun unterstützen sie Kinder und Jugendliche mit Bildungsangeboten und bieten jungen Menschen Zugang zu beruflicher Ausbildung. Besonders bedürftigen Familien helfen die Salesianer mit Lebensmittelpaketen und Gutscheinen.
(Spenden: Don Bosco Mission Austria, IBAN AT33 6000 0000 9001 3423, Kennwort "Syrien".)
Quelle: kathpress