Bischof in Kasachstan hofft auf "Urbi et Orbi"-Botschaft des Papstes
Papst Franziskus dürfte sich bei seiner am Dienstag beginnenden Reise nach Kasachstan an sein Besuchsland genauso wie auch an die Weltgemeinschaft wenden: Eine Botschaft des Friedens und der Geschwisterlichkeit nach dem Muster der "Urbi et orbi"-Ansprachen sei zu erwarten, erklärte der Bischof der größten kasachischen Stadt Almaty, Jose Luis Mumbiela Sierra, im Interview mit der spanischen Nachrichtenagentur EFE (Sonntag). Die Voraussetzungen seien gut: In Kasachstan werde Franziskus als "unbestrittene Führungspersönlichkeit" und moralische Autorität hochgeachtet - wobei Katholiken mit einem Bevölkerungsanteil von einem Prozent freilich eine winzige Minderheit darstellen.
Zwar sei die Rolle der Konfessionen in der Zeit nach der Pandemie das Hauptthema des 7. Kongresses der Welt- und traditionellen Religionen, an dem Papst Franziskus gemeinsam mit Religionsführern aus aller Welt teilnehmen wird, erklärte Mumbiela, der auch Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Zentralasien ist. Dennoch werde der Krieg in der Ukraine "unweigerlich zur Sprache kommen". Auch das Motto des Treffens - "Boten des Friedens und der Einheit" - sei bereits eine Botschaft nicht nur an die versammelten religiösen Führer, sondern auch an die gesamte heutige Welt.
Der aus Spanien stammende Missionsbischof, der schon 2001 kurz nach den New Yorker Terroranschlägen Papst Johannes Paul II. in Kasachstan empfangen hatte, bezeichnete sein Einsatzland als idealen Austragungsort für den Religionenkongress. In der Innenpolitik Kasachstans spiele das interreligiöse Zusammenleben eine wichtige Rolle. Man sei sich dessen bewusst, dass die Dialoghaltung das Land zu einem bemerkenswerten sozialen und wirtschaftlichen Erfolg geführt habe.
"Religions for Peace"
Hohe Erwartungen an die Kastachstan-Reise äußerte auch die Generalsekretärin von "Religions for Peace", der weltweit größten multireligiösen Nichtregierungsorganisation mit Sitz in New York, Azza Karam. Der Papst werde den versammelten religiösen Führern dabei helfen, "Wege zur Lösung und Vermeidung von Konflikten zu finden", erklärte sie dem Portal "Vatican News" (Montag), und weiter: "Papst Franziskus hat sich durch seine Rede und das, was er symbolisiert, in gewisser Weise als Sprecher dafür positioniert, wie Frieden im Alltag der Menschen, aber auch auf Regierungsebene aussehen sollte."
Auch Karam verwies auf das hohe Ansehen, das man Franziskus entgegenbringe - "als religiöser Führer, der die moralische Verantwortung artikuliert und sogar klarstellt, was getan werden muss, um Gemeinschaften zu heilen und Konflikte zu verhindern". Die Rolle des Papstes bestehe vor allem darin, "das Wie und Warum der Konfliktlösung und -vermeidung darzulegen, einschließlich der Frage, wie wir als gläubige Menschen friedlicher miteinander leben können." Den in der Hauptstadt Nur-Sultan tagende Kongress wurde von der Expertin als "religiöse Version der Generalversammlung der Vereinten Nationen, die den Regierungen ein Forum bietet, um sich zu treffen und das Gemeinwohl zu fördern" beschrieben.
In welche katholische Ortskirche der Papst kommen wird, umschrieb gegenüber Radio Vatikan (Montag) der Hauptgeschäftsführer des deutschen Osteuropa-Hilfswerks, Thomas Schwartz. Kasachstan befinde sich in einem Moment großer Umbrüche und Veränderungen, viele Menschen kämen aus Korea oder China ins Land, um hier eine neue Existenz aufzubauen. Dabei sei ein "Bedürfnis nach Spiritualität und Religiosität" vernehmbar, welches für die katholische Kirche eine Chance darstelle, nicht nur Liturgie anzubieten, sondern auch gelebten Glauben und soziale Kompetenz erfahrbar zu machen. Die Kirche habe dadurch "große Chancen".
Papst Franziskus reist am Dienstag in die kasachische Hauptstadt Nur-Sultan, um dort am 7. Weltkongress der Religionen teilzunehmen. Zu dem interreligiösen Friedenstreffen am 14. und 15. September werden laut lokalen Angaben rund 100 Delegationen aus 50 Ländern erwartet. Seit 2003, auch als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA, lädt die kasachische Regierung alle drei Jahre zum "Kongress von Welt- und traditionellen Religionen". Zuletzt hatte der Papst am Sonntag erklärt, er wolle sich in Kasachstan mit den anderen Religionsführern "vor allem über den Frieden austauschen und wie er verwirklicht werden kann."
Quelle: kathpress