Schulamtsleiterin: Religionsunterricht steht für "Herzensbildung"
Die Wichtigkeit des Religionsunterrichts "als selbstbewusstes und gut verantwortetes Schulfach", hat die Feldkircher Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum betont. Mit der Frage, "Brauchen wir 'Reli' noch?" leitete sie in der Feldkircher Kirchenzeitung "Vorarlberger KirchenBlatt" (aktuelle Ausgabe) eine ganze Reihe an Fragen ein, die Schulverantwortliche, Eltern, aber vor allem Schülerinnen und Schüler in ihre Überlegungen zu Beginn des Schuljahres einbeziehen sollten. Oft gehe es etwa um die Wahl zwischen dem Besuch des Religions- oder des Ethikunterrichts. Letztlich stehe das Fach Religion jedenfalls für "Herzensbildung", unterstrich sie.
Ferchl-Blum fragte etwa danach, was schlechter sei, wenn die Kirchen und Religionsgesellschaften sich aus den Schulen zurückziehen würden. Wer biete Schülerinnen und Schülern Orientierung, in einer Welt, die nicht frei von Religion sei, sondern "in der spirituelle Angebote und auch Ideologien ein völlig unübersichtliches Geflecht an Antworten, aber auch gefährlichen Irreführungen bieten". Hinzu komme das Verständnis und die Fähigkeit zur Einordnung von Kultur und Geschichte ohne religiösem Wissen, das auch in Bezug zu eigenen Einstellungen gebracht wird.
Letztendlich gehe es um den Platz für die großen Menschenheitsfragen nach dem "Woher" und "Wohin", der Identitätsfindung. "Reicht eine rein religionswissenschaftliche Erörterung oder brauchen Schülerinnen und Schüler zur Orientierung nicht gerade das Bekenntnis einer Lehrperson, an dem sie sich festhalten oder reiben können", fragte Ferchl-Blum. Wer die eigene Religion kennt, könne auch aufgeklärt und tolerant auf andere Religionen zugehen, zeigte sie sich überzeugt.
"Was würde der Schule fehlen, wenn nicht mehr über Glaube, Zweifel, Mitmenschlichkeit, Verzeihen, Irren, Neuanfangen gesprochen würde und das alles nicht auch in Ritualen, den zahlreichen Schulgottesdiensten, gefeiert werden würde?" Für Ferchl-Blum ereigneten sich all diese "Skills" in einem guten und an den Fragen der Schülerinnen und Schüler orientierten Religionsunterricht. Das Fach sei allerdings auch ein "sensibles Laboratorium". Es habe sich immer wieder der Frage zu stellen, wie es seine Stärken gut verwirklichen kann. "Das Stigma des beliebigen Plauderfaches braucht als Gegengewicht didaktisch gut aufbereitete Lernprozesse", unterstrich sie. Zugleich dürfe das von vielen geliebte Fach "Reli" nicht zu einem distanzierten, religionskundlichen Sachunterricht verkommen.
Bedarf an Religionslehrkräften
In Vorarlberg unterrichten mehr als 600 Lehrpersonen Religion. Dennoch herrsche ein "drängender Bedarf" an neuen Lehrkräften. "Viele unterrichten - neben anderen Fächern - nur wenige Stunden Religion und der Altersschnitt gibt Anlass zur Sorge", betonte die Schulamtsleiterin. Für die Volksschule kann im "Lehramtsstudium Primarstufe" der Schwerpunkt "Religionspädagogik" mit 60 ECTS an der KPH Edith Stein gewählt werden. Für die Sekundarstufe 1 kann im "Masterstudium Primarstufe" mit zusätzlichen 30 ECTS für Religionspädagogik an der KPH Edith Stein gewählt werden. Das Bachelor- und Masterstudium "Katholische Religionspädagogik" an der katholischen Fakultät der Universität Innsbruck und in Kooperation mit der KPH Edith Stein qualifiziert für alle Schulformen.
Für Quereinsteigende werde derzeit von der KPH Edith Stein auf Wunsch der Schulämter an einem Ausbildungsmodul im Pflichtschulbereich gearbeitet. Geplant sei zudem ein berufsbegleitendes, 30 ECTS umfassendes Curriculum, das im Herbst 2023 starten soll.
Quelle: kathpress