Diözese St. Pölten: Startschuss für Studierendenseelsorge
St. Pölten wurde in den vergangenen Jahren als Hochschul- und Universitätsstandort stark ausgebaut, eine Seelsorge für die nun insgesamt rund 5.000 Studierenden gab es aber noch nicht. Das ändert sich mit dem Studienjahr 2022/23: Per 1. September hat die Diözese St. Pölten erstmals einen Priester für diese Gruppe in Niederösterreichs Landeshauptstadt bestellt, zudem wurden fünf junge Menschen als Mitstreiter bereits gefunden. Das neue Team stellt sich für die Tätigkeit zwischen der FH St. Pölten, der New Design University, der Bertha-von-Suttner-Universität und den Studierendenheimen auf "viel Pionierarbeit" ein, erklärte St. Pöltens erster "Studentenpfarrer" P. Martin Mayerhofer (48) am Montag der Nachrichtenagentur Kathpress.
Bisher gab es im Diözesangebiet Studierendenseelsorge vor allem in Krems, wo der Priester Patrick Schöder - mittlerweile Bischofsvikar für diesen Pastoralbereich - seit 2014 die Hochschulgemeinde ("Campus Ministry") aufgebaut hat, die nunmehr der Priester P. Jinto Scaria weiterführt. Mit dabei ist dort seit dem Vorjahr ein Team von FOCUS ("Fellowship of catholic university students") - eine weltweit tätige, 2016 von Kardinal Christoph Schönborn nach Österreich geholte Initiative junger Freiwilliger. Diese habe sich in Krems bereits ebenso bewährt wie schon zuvor in Wien, erklärte P. Mayerhofer, der selbst in den vergangenen sieben Jahren in der Bundeshauptstadt Universitätsseelsorger war und nun nach St. Pölten wechselt. Auch dort sei FOCUS inzwischen bereits Fixbestandteil der Angebote für junge Erwachsene, heißt es seitens der Diözese.
Herausfordernd wird der Neustart in St. Pölten auch deshalb, da es dort für die Studierendenseelsorge bisher noch keinerlei Strukturen oder auch Räumlichkeiten gibt. P. Mayerhofer sieht dies nicht als Nachteil. "Wie in Wien eigene Studentenheime zu betreiben, bringt auch viel Verwaltungsaufwand mit sich. Ebenso kann es oft passieren, dass man ein gutes inhaltliches Angebot vorbereitet, dann aber niemand kommt", betonte der Priester der geistlichen Familie "Das Werk". Seine Wahrnehmung der Zielgruppe: "Das Bedürfnis nach Gemeinschaft ist groß, nachdem die Lockdowns viele Studierenden in die Isolation getrieben haben. Wir müssen hinschauen, wo wir uns da sinnvoll einbringen können."
Statt Strukturen kann die neue Studierendenseelsorge Menschen bieten: Die Freiwilligen von FOCUS. - In St. Pölten und Krems sind das derzeit drei junge Frauen und zwei junge Männer, die selbst bereits zumindest einen Bachelorabschluss haben und sich zu einem zweijährigen Einsatz unter Studierenden nach der Art von "Missionare auf Zeit" bereiterklärt haben. P. Mayerhofer sprach von seinen wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als "'missing link', der den 'gap' zwischen den Studierenden und der Hochschulgemeinde überbrückt, da sie in derselben Lebenswelt wie die Zielgruppe beheimatet sind". Zwischen den beiden nahegelegenen Hochschulstandorten ist eine enge Kooperation vorgesehen.
Gefragt nach der konkreten Arbeitsweise schwärmt der neue Studierendenseelsorger von einer "Kirche in Bewegung, die nicht auf die Menschen wartet, sondern hinausgeht, Leute anspricht und das Leben mit ihnen teilt - die Interessen und Hobbys, Freuden und Sorgen, aber auch religiöse Werte". Durch das Schließen von Freundschaften sei es den FOCUS-Missionaren möglich, auch jene Menschen zu einer Bibelrunde oder zu einem Gottesdienst einzuladen und mitzubringen, für welche die Hürde dorthin sonst zu hoch wäre. Zugleich will P. Mayerhofer die Seelsorge jedoch "breit aufstellen", denn: "Nicht nur Studierende, sondern auch der akademische Mittelbau und die Professoren sollen sich angesprochen fühlen."
Einen offiziellen Auftakt soll es am 13. Oktober mit einer Stadtführung und einer Andacht geben, zu dem Studierende wie Lehrende eingeladen werden. Weiters schwebt dem engagierten Studentenpfarrer ein regelmäßiger Gottesdienst für seine Zielgruppe vor. In Wien ist dies bereits gelungen: "Bis 2018 zögerte man dort, den traditionell von vielen Studenten besuchten Sonntagabend-Gottesdienst im Stephansdom an einen anderen Standort zu verlegen. Nun gibt es eine Studentenmesse in der Votivkirche, zu der jeden Sonntag um 18 Uhr an die 250 junge Menschen kommen: Mit einer würdigen Liturgie, ansprechender Musik und einem 'welcome service' durch FOCUS-Missionare, die immer wieder neue Leute mitbringen. So ist eine Gemeinschaft entstanden, an der jeder andocken kann." Das Modell ließe sich auch auf St. Pölten übertragen, so die Überzeugung P. Mayerhofers.
Quelle: kathpress