Kirchen: Gebet und Handeln für die Bewahrung der Schöpfung
Zur gemeinsamen Bewahrung der Schöpfung haben die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen bei einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag in Wien aufgerufen. Der Gottesdienst in der evangelischen Pauluskirche in Wien-Landstraße, zu dem der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) eingeladen hatte, stand unter dem Motto "Säen - Wachsen - Blühen - Reifen - Ernten - die Schöpfung".
Gemeinsam standen dem Gottesdienst der ÖRKÖ-Vorsitzende Domdekan Rudolf Prokschi, die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler und der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld vor; weiters Simone Viljoen, Synodenmitglied der methodistischen Kirche, und die Gastgeberin Vikarin Kathleen Müller. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Organistin der Pauluskirche und evangelischen Diözesankantorin Yasuko Yamamoto sowie Musikerinnen und Musikern einer Trommlergruppe der methodistischen Kirche.
Der Auftrag, die Welt zu pflegen und zu schützen, sei allen Christen gemeinsam, so Oberkirchenrätin Bachler am Beginn des Gottesdienstes: "Wir machen als Kirchen gemeinsam auf die Bewahrung der Schöpfung aufmerksam. Die Natur, die Tiere, die Pflanzen und die Menschen sind uns von Gott anvertraut."
Domdekan Prokschi verwies auf die "Charta Oecumenica". Schon vor 20 Jahren hatten die Kirchen Europas bei der Verabschiedung der "Charta Oecumenica" der Bewahrung der Schöpfung ein eigenes Kapitel gewidmet. Dieses habe nichts an Gültigkeit verloren. Trotz vieler Anstrengungen und Initiativen verschiedener kirchlicher Gruppen und Organisationen müsse man eingestehen, "dass die Güter der Erde weiterhin ohne Beachtung ihrer Begrenztheit und ohne Rücksicht auf das Wohl zukünftiger Generationen ausgebeutet werden", so Prokschi.
Im Gottesdienst wurde für die Bewahrung der Schöpfung, aber auch für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt gebetet. Landessuperintendent Hennefeld bemerkte angesichts von Klimawandel, Wirtschaftskrise und Krieg, dass es derzeit keine Planungssicherheit gebe: "Wir müssen mit den Unsicherheiten leben und sollten sie nicht unnötig verstärken." Mehr Gottvertrauen sei das Gebot der Stunde, so der Landessuperintendent. Er verwies zudem auf das gemeinsame Sozialwort der Kirchen in Österreich, in dem die Schöpfung schon vor fast 20 Jahren einen wichtigen Stellenwert eingenommen hatte.
Eindringlich plädierte Hennefeld zugleich für mehr Engagement wie auch Geduld in der Ökumene: "Es braucht seine Zeit, Vertrauen zu entwickeln, sich mit den Traditionen, Besonderheiten und Riten der anderen christlichen Kirchen auseinanderzusetzen. Allmählich kann da etwas wachsen und reifen und Früchte bringen (...) zum Wohl der Kirchen und der Gesellschaft."
Plädoyer für Ökumene
Ein eindringliches Plädoyer für die Ökumene kam auch von Simone Viljoen von der methodistischen Kirche. "Damit wir als Kirchen wachsen, brauchen wir einander. Wir brauchen Menschen, die uns in unserem Glauben und in unseren Traditionen herausfordern. Sie haben andere Perspektiven. Sie bringen andere Ideen mit, sie haben andere Stärken und setzen andere Schwerpunkte. Menschen, die anders denken, sind wichtig."
Die christlichen Kirchen in Österreich machen jedes Jahr von 1. bis 4. Oktober auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam. In dieser fünfwöchigen "Schöpfungszeit" finden österreichweit themenbezogene Veranstaltungen und Gottesdienste statt. Dazu gehört auch der Gottesdienst der ÖRKÖ.
In einer Erklärung Anfang September hat der ÖRKÖ angesichts der drohenden Klimakatastrophe ein rasches und konsequentes Gegensteuern gefordert, das "ohne Alternative" sei. Gefordert sei die Politik, aber auch jeder und jede Einzelne könne etwas beitragen, so der ÖRKÖ. Der Ukraine-Krieg habe drastische Auswirkungen, auch auf den Klimaschutz, so der ÖRKÖ, der Krieg "kann und darf aber keine Ausrede sein, in den Anstrengungen nachzulassen".
(Infos: www.oekumene.at)
Quelle: kathpress