Kasachstan: Wie Sr. Kunigunde Fürst das Papstbesuchs-Land erlebt
Papst Franziskus besucht vom 13. bis 15. September erstmals Kasachstan. Bestens mit dem Land und seinen Menschen vertraut ist eine österreichische Ordensfrau, die dort ihre neue Wirkstätte gefunden hat: Sr. Kunigunde Fürst (77), die frühere Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs (heute: Österreichische Ordenskonferenz). Die Erwartungen für das Kommen des Kirchenoberhaupts sind für die Oberösterreicherin hoch: Vor allem könne der Papst ein "Zeugnis gelebten Glaubens und gelebter Geschwisterlichkeit mit anderen Religionen" geben, so die Vöcklabrucker Franziskanerin im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress (Freitag).
Besonders die Art und Weise, wie Franziskus Geschwisterlichkeit vorlebt, könne die Menschen in Kasachstan berühren, befand Sr. Kunigunde. Sie selbst habe in dem Nachfolgestaat der Sowjetunion überall dort sehr gute Erfahrungen gesammelt, wo Menschen keinen Unterschied zwischen Religionen machten. Schließlich gelte: "Wenn Frieden unter Religionen möglich ist, ist Frieden im Staat möglich", zitierte Fürst den früheren kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, auf den sich auch der "Kongress der Führer von Welt- und traditionellen Religionen" in Nur-Sultan beruft, zu dessen siebter Auflage Papst Franziskus kommen wird.
Der aktuelle Einsatzort für die einst erste Ordensfrau Österreichs ist die Ortschaft Korneewka im Norden Kasachstans. Nur wenige der 2.000 Einwohner sind katholisch, immerhin eine Gruppe von 20 bis 30 von ihnen wird aber zur Papstmesse in die rund 300 Kilometer entfernte Hauptstadt Nur-Sultan fahren. Sr. Fürst, die früher Religion unterrichtet hat, ist in Kasachstan besonders als Deutschlehrerin gefragt. Den Einsatz in kleinen Klassen, mit persönlichen Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern, erlebe sie als sehr erfüllende Tätigkeit und ermögliche ihr, "das Leben mit den Menschen zu teilen", berichtete sie.
Erzählt sie von ihren Schützlingen, kommt die Franziskanerin ins Schwärmen. Jedes Kind sei ein "Stern, der zum Leuchten kommen muss", und ihre Hauptaufgabe als Lehrerin, "der Jugend eine Chance zu geben", durch solide Ausbildung, Talenteförderung und Freizeitangebote. Und auch durch Ethikunterricht: "Er gibt uns Möglichkeit, Werthaltungen zu vermitteln auf nichtgenannter christlicher Basis, weil christliche Symbole nicht erlaubt sind", schildert die Theologin und nunmehrige Deutschlehrerin, deren Schule dennoch nach dem Heiligen Lorenz benannt ist.
Die Situation in Kasachstan war laut Sr. Kunigunde Fürst in den 1990ern, als nach der Sowjet-Zeit ein Neuanfang gemacht wurde, schlecht, habe sich in den jüngsten Jahren jedoch stark gewandelt. Vor allem sei das Interesse am Konsum gewachsen. "Im Osten ist es heute diesbezüglich nicht viel anders als im Westen", kommentierte dies die Ordensfrau. Allerdings: "Wir leben hier in einer stark russischen Welt." Im Osten werde es strikt vermieden, über Krieg zu sprechen. Insgesamt sei aber vielleicht deshalb das Verhältnis zwischen den russischen und kasachischen Menschen ein durchaus gutes. (Infos: www.sanctlorenz.com)
Quelle: kathpress